Krefeld 125 Jahre IG Metall Krefeld - eine Ausstellung in der Volkshochschule

Krefeld · Die Präsentation der IG Metall widmet dem Krefelder Ehrenbürger Aurel Billstein besonderen Raum. Der Widerständler und Mahner ist ein geachtetes Musterbeispiel für einen Gewerkschafter.

 Ralf Claessen, Geschäftsführer der IG Metall Krefeld, begrüßte die Gäste.

Ralf Claessen, Geschäftsführer der IG Metall Krefeld, begrüßte die Gäste.

Foto: Thomas Lammertz

Die Geschichte der Industriegewerkschaft Metall in Krefeld ist auch die Geschichte eines ihrer verdientesten Mitglieder: Aurel Billstein. Die Ausstellung zum 125-jährigen Bestehen der IG Metall im Foyer der Volkshochschule am Von-der-Leyen-Platz widmet ihm zwei von zehn Tafeln mit Fotos und Text über sein bewegtes Leben. "Er ist vielen Menschen schwer auf den Keks gegangen", sagte Ralf Claessen, Geschäftsführer der IG Metall Krefeld, gestern zur Eröffnung. Er habe penetrant seine Finger in die Wunden gelegt, wie es sich für einen guten Gewerkschafter gehöre, erklärte Claessen weiter.

 Fabrikschornsteine im Stadtgebiet zeigen, wie eng Arbeitsplätze und Wohnen in Krefeld um 1900 räumlich verbunden waren.

Fabrikschornsteine im Stadtgebiet zeigen, wie eng Arbeitsplätze und Wohnen in Krefeld um 1900 räumlich verbunden waren.

Foto: Lammertz Thomas

Billstein ist in seiner Heimatstadt Krefeld hoch dekoriert worden. Es ist eine Straße nach ihm benannt; er ist in einer Ehrengrabstätte beigesetzt, zu Lebzeiten mit Stadtsiegel, Ehrenbürgerschaft und Bundesverdienstkreuz geehrt worden. Gewerkschaftlich organisiert beteiligte er sich schon in den 1920-er Jahren an Streiks, bei denen es um die Wiedereinstellung entlassener Betriebsräte und den Acht-Stunden-Tag ging. Für die Kommunistische Partei Deutschlands nahm er ein Mandat als Stadtverordneter wahr. Nach der Wahl der Nationalsozialisten wurde er ein erstes Mal verhaftet, saß im Konzentrationslager Sonnenburg ein. Nach der Entlassung wurde er erneut verhaftet und wegen Hochverrats zu sieben Jahre Zuchthaus verurteilt. 1944 musste Billstein zum berüchtigten Straf- und Bewährungsbataillon 999 einrücken und bis zu seiner Verwundung an der Front kämpfen. Nach Kriegsende kam er in sowjetische Gefangenschaft. 1948 saß er wieder als Stadtverordneter im Krefelder Rat und baute die Gewerkschaft mit neu auf.

"Der Widerstand gegen die Nazis war in großen Teilen ein gewerkschaftlicher Widerstand", erklärte Claessen. Die IG Metall Krefeld wolle ihre Geschichtswerkstatt, die auf viele Dokumente Billsteins zurückgreifen können, wiederbeleben. Im Dezember solle ein erstes Angebot gemacht werden.

 Stahlarbeiter in Krefeld um 1900: Seit 1891 kämpft die IG Metall für die Interessen der Arbeitnehmer.

Stahlarbeiter in Krefeld um 1900: Seit 1891 kämpft die IG Metall für die Interessen der Arbeitnehmer.

Foto: Thomas Lammertz

Die Historikerin Irene Feldmann gab gestern einen kurzen Geschichtsexkurs über die industrielle Entwicklung in Krefeld von der Stadt wie Samt und Seide hin zu einer Stadt für Stahl und Eisen. Die Textilproduktion sei der Türöffner für den Maschinenbau gewesen, deren Firmen heute in der Stadt noch stark vertreten seien. Gewerkschaften seien auch heute noch unentbehrlich, um die Veränderungsprozesse zu begleiten und zu steuern. Claessen erinnerte an die Schließung des Papiermaschinenherstellers Voith. "Das war völlig unnötig, aber gewollt", sagte er. Die Entscheidung dazu sei fernab Krefelds getroffen worden, und selbst das Angebot eines Krefelder Unternehmens, die Sparte zu übernehmen, verfing nicht. Ein Blick ins Archiv zeigt, dass die Eduard Küsters Maschinenfabrik seinerzeit Interesse bekundet hatte.

Die Ausstellung im Foyer der Volkshochschule ist bis zum 14. Oktober während der Öffnungszeiten zu sehen. "Hier kommen täglich mindestens 300 Besucher vorbei", informierte VHS-Direktorin Inge Röhnelt.

(sti)
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