Korschenbroich Was ist aus der Hepburn-Marke geworden?

Korschenbroich · Den Zuschlag für die teuerste Briefmarke der Welt erhielt der Glehner Geschäftsmann Gerd Bennewirtz. Heute hat die Marke rund 170.000 Euro Spendenerlöse für Muskoviszidose-Patienten eingespielt. Ein sehr persönlicher Wunsch.

 Ein stolzer Besitzer: Geschäftsführer der SJB FondsSkyline OHG 1989 Gerd Bennewirtz mit der Audrey-Hepburn-Briefmarke. Das linke obere Eckstück gilt bei Sammlern als besonders einzigartig.

Ein stolzer Besitzer: Geschäftsführer der SJB FondsSkyline OHG 1989 Gerd Bennewirtz mit der Audrey-Hepburn-Briefmarke. Das linke obere Eckstück gilt bei Sammlern als besonders einzigartig.

Foto: Lothar Berns

Es gibt etwas, über das denkt Gerd Bennewirtz noch viele Jahre später nach. Was das ist, wäre für die meisten Menschen belanglos und würde in der Flut an dem, was man hätte besser machen können, untergehen. Alltagsrisiko sozusagen. Für den Vermögensverwalter aus Glehn bedeutet es ein Lebensprinzip. Denn er schließt gerne ab. Jeden Abend möchte er mit sich im Reinen sein. Wenn er aufwacht, beginnt für ihn ein neuer Tag gegen den Strom. Auch das ist Teil seines Prinzips.

Denn Gerd Bennewirtz kennt das schon, dort zu ein, wo man ihn nicht erwartet. Vor mehr als zehn Jahren machte er als neuer Besitzer einer der teuersten modernen Briefmarken der Welt international Schlagzeilen. Für stolze 135.000 Euro hat er damals die dritte Audrey Hepburn-Briefmarke, eine besonders schöne linke obere Ecke, ersteigert. Ein zweiter Interessent hatte die Summe zunächst nach oben geschraubt. Noch heute sei er an der Briefmarke interessiert, erzählt der neue Besitzer. Bennewirtz bekam den Zuschlag und schickte die Briefmarke auf eine Reise, Gutes zu tun. Für Gerd Bennewirtz ein sehr persönliches Anliegen.

Mit 14 Jahren bekam der gebürtige Mönchengladbacher die Diagnose, an der erblichen Stoffwechselkrankheit Muskoviszidose zu leiden. Mit 18 Jahren werde sein Leben wohl vorbei sein, hatten ihm die Ärzte damals prophezeit. Heute ist Gerd Bennewirtz 53 Jahre alt und Chef des Finanzdienstleisters SJB FondsSkyline in Glehn. "Es geht mir gut, ich lebe noch", sagt er nüchtern und freudig zugleich. Die Antizyklik - wider dem biologischen oder wirtschaftlichen Rhythmus - ist für den Anlagenberater zur Lebens- und Geschäftsphilosophie geworden.

Gewinn machen wollte der Vermögensverwalter mit der Hepburn-Marke nämlich nicht. "Ich bin nicht auf der Welt, um Geld zu verdienen", sagt Bennewirtz. Eine Kapitalanlage ist sie allemal. Den Erlös ihrer Welttournee spendet Bennewirtz dem Muskoviszidosezentrum in Ruhrklinik Essen, wo er der "älteste Patient" sei, wie er sagt. Die Audrey-Briefmarke habe bis dato mehr als 170.000 Euro für die Ruhrlandklinik an Spendenerlösen eingebracht.

Durch die Krankheit bekomme sein Leben eine andere Intensität. "Jeder Tag könnte der letzte sein", sagt der Glehner Geschäftsmann. "Wenn man so nah am Tod ist, zählen andere Dinge." Ehrlichkeit ist so ein Ding, sagt er. "Ich beende Geschäftsbeziehungen, wenn ich das Gefühl habe, man ist nicht offen zueinander." Das sei ein Erfolgsrezept.

Aktuell ist die Briefmarke auf der Briefmarken-Weltausstellung in New York zu sehen. "Sie ist einfach wunderschön", erklärt der 53-jährige Käufer den Reiz der Marke. Die Aussteller hätten Spendesummen von bis zu 10.000 Euro gezahlt, um die seltene Marke für einige Wochen zu sich zu holen. Für den guten Zweck würden das viele gerne bezahlen, freut sich Bennewirtz, der sich noch heute darüber ärgert, einer jungen Mutter eines Tages nicht aus dem Bus geholfen zu haben.

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