Korschenbroich Warum das Schützenwesen einen so hohen Stellenwert hat

Korschenbroich · Die Ausstellung zum Schützenwesen in Korschenbroich ist gut bestückt, und doch hatte Pfarrer Marc Zimmermann zum Vortrag "Religiöse und kulturelle Bedeutung des Schützenwesens" im Kulturbahnhof eine Monstranz mitgebracht. Der Geistliche referierte über die religiöse Bedeutung des Brauchtums. Mit der Monstranz unterstrich er die Bedeutung des Altarsakraments als Kern der christlichen Bruderschaften. Ralf Heinrichs, Bundesgeschäftsführer des Bundes der historischen Deutschen Schützenbruderschaften, schlug beim Blick auf die kulturelle Bedeutung den Bogen von vorchristlichen Vogelschussritualen bis zum heutigen Schützenwesen. Beide Referenten nannten übereinstimmend gelebte Gemeinschaft und sozial-karikative Aufgaben als zentrale Werte. Sebastianer-Präsident Peter Schlösser begrüßte unter den Zuhörern Schützenkönig Axel Manns, der wie Heinrichs im grünen Schützenrock gekommen war, und den stellvertretenen Bürgermeister Hans-Willi Türks.

 Sie betonen bei der Ausstellung zum Schützenwesen die religiöse und kulturelle Bedeutung (v.l.): Ralf Heinrichs, Pfarrer Zimmermann und Peter Schlösser.

Sie betonen bei der Ausstellung zum Schützenwesen die religiöse und kulturelle Bedeutung (v.l.): Ralf Heinrichs, Pfarrer Zimmermann und Peter Schlösser.

Foto: Ilg

Beim Blick in die Geschichte betonte Zimmermann die jahrhundertealte Bindung der frühen Bruderschaften an den christlichen Glauben. "Die verinnerlichte Teilnahme an den Gottesdiensten" und den sozialcaritativen Dienst hätten sich die Mitglieder "ins Stammbuch" geschrieben. Wegen ihres Glaubens seien die Bruderschaften den Nationalsozialisten verdächtig erschienen, so Zimmermann, der - wie später auch Heinrichs - von Repressalien in jener Zeit berichtete. Dem Schützenwesen schrieb er eine bis heute tragende Rolle für gemeinschaftliches Erleben, die Überwindung sozialer, mitunter konfessioneller und kultureller Grenzen zu. Er beschrieb aber auch einen Wandel, bedingt durch moderne Bindungsängste, eine Neigung zur Oberflächlichkeit und Pluralismus. Doch der Geistliche zeigte sich überzeugt, dass die Schützengemeinschaften "auf einem guten Weg sind, die althergebrachten Ideale in eine neue Zeit zu übersetzen".

Ralf Heinrichs betonte, dass die Anerkennung des Schützenwesens als immaterielles Kulturerbe den Anstoß für die aktuelle Ausstellung gegeben hatte. Im Vortrag unternahm er eine Zeitreise von den heidnischen Anfängen der Kultbruderschaften über eine kirchliche Anpassung bis zur Gegenwart.

Heinrichs stellte etwa den Wandel in der Bedeutung des Königssilbers vor: "Wir sehen es heute als Kulturgut an. Für unsere Vorfahren aber war es eine Sparkasse. Das Silber wurde für etwas Neues verkauft."

(NGZ)
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