Korschenbroich Von "Onjeschwedde" und westfälischem Schinken

Korschenbroich · Diese Stimme hätte vermutlich jeder der 100 Besucher im Pfarrzentrum von St. Andreas mit verbundenen Augen wiedererkannt: Radio-Koch Helmut Gote reizte dieses Mal im lockeren Erzählton die Geschmacksnerven nicht auf WDR 2 oder 5, sondern im Pfarrzentrum von St. Andreas. Anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Landes NRW hat er sich im hiesigen Raum auf kulinarische Spurensuche begeben. Im aktuellen Buch "Gote geht genießen" stellt er landestypische Spezialitäten und handwerkliche Traditionen als Wegbereiter zum wahren Genuss vor.

 Freuten sich auf den kulinarischen Leseabend: Korschenbroich-liest-Organisatorin Rita Mielke und Radio-Koch Helmut Gote.

Freuten sich auf den kulinarischen Leseabend: Korschenbroich-liest-Organisatorin Rita Mielke und Radio-Koch Helmut Gote.

Foto: Knappe

Da Gote ein amüsanter Erzähler ist, las er nicht vor, sondern plauderte mit dem Herzen eines Begeisterten. Dabei überließ er seine Zuhörer nicht der reinen Vorstellungskraft, sondern hatte einige Kostproben mitgebracht: für jeden ein Glas Sekt von einem Weingut am Drachenfels, westfälischen Knochenschinken und schließlich Rübenkraut in Quark auf "Onjeschwedde". Das ist ein Mischbrot, das die Landbäckerei Huppertz nur in den Sommermonaten mit in Orangen eingelegten Rosinen und Zimt backt. Gote ist ein Genussmensch und versteht es, anderen das Wasser im Mund zusammenlaufen zu lassen.

Er machte den Abend zum Plädoyer für ein Kochen, das beim Anfassen, Riechen und Schmecken sinnliche Beschäftigung ist. Er ist ein Verfechter von qualitativ hochwertigen Zutaten im Alltag, und so gilt seine Wertschätzung den Menschen, die mit ihrem Handwerk die kulinarischen Leuchtmarken erst möglich machen. Da mochte es erstaunen, dass ausgerechnet bei Moers die Grafschafter Weinbergschnecken zur artgerechten Delikatesse heranwachsen.

Bei Kalorien zeigte sich der Food-Journalist recht entspannt. Wenn Wirsing in Butter mit etwas Sahne gekocht werde, sei er nicht deftig, sondern fein, so die gern gehörte Weisheit. Gotes Credo lautete: NRW braucht sich kulinarisch nicht zu verstecken. Hier hätten die Menschen früher hart gearbeitet und eine entsprechend kräftigende Speise benötigt, die aber auch ihre Qualitäten habe. Mehrfach geriet der Gast ins Schwärmen, etwa beim Schinken aus dem Fleisch der Bentheimer Schweine. Das Finale im Pfarrzentrum war der Bockwurst vorbehalten. Serviert auf "Ommas" Originalkartoffelsalat sei sie "am Rande des Wahnsinns".

(anw)
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