Korschenbroich Vom Chor zu sechs Jahrzehnten Eheglück

Korschenbroich · Marie-Luise und Hubert Rothausen heirateten vor 60 Jahren standesamtlich. Vier Monate später standen sie vor dem Traualtar der St. Pankratius Kirche in Glehn. Ihr Erfolgsrezept für sechs Jahrzehnte Eheglück: gemeinsame Interessen.

 Seit sechs Jahrzehnten sind Marie-Luise und Hubert Rothausen ein Ehepaar. Für Juni, wenn das Diamantene Jubiläum der kirchlichen Hochzeit ansteht, ist ein Dankgottesdienst geplant.

Seit sechs Jahrzehnten sind Marie-Luise und Hubert Rothausen ein Ehepaar. Für Juni, wenn das Diamantene Jubiläum der kirchlichen Hochzeit ansteht, ist ein Dankgottesdienst geplant.

Foto: Rothausen

Er nimmt ihre Hand und lacht in Richtung der attraktiven Frau an seiner Seite, während sie die Geste erwidert. Die Szene zeigt Marie-Luise und Hubert Rothausen auf der Hochzeitsfeier eines ihrer Enkel. Ihre Kinder hätten gemeint, dass sie auf dem Foto so vornehm aussähen, erzählt Marie-Luise Rothausen vergnügt, während Hubert still lächelt. Heute vor 60 Jahren heirateten sie standesamtlich. Am 17. Juni ist das Diamantene Jubiläum der kirchlichen Hochzeit in der St. Pankratius-Kirche. Aus dem Ehepaar wurde eine Familie mit vier Kindern und neun Enkeln. Ein Sohn wanderte nach Kanada aus, die beiden anderen Söhne arbeiten in unmittelbarer Nachbarschaft als Vermögensverwalter, die Tochter wohnt in Raderbroich. "Wir haben schon eine Menge zusammen erlebt", sagt Hubert, und bei beiden leuchtet der Ausdruck von Vertrautheit ohne Routine auf. "Man sollte nicht alles auf die Spitze treiben", beschreibt sie ihr Rezept für 60 Jahre Eheglück. Er ergänzt: "Wichtig sind gemeinsame Interessen".

Hubert wurde 1933 in Düsseldorf geboren und kam als Dreijähriger nach Scherfhausen. Seine Frau ist gebürtige Duisburgerin. Im Krieg wurde die Wohnung der Eltern ausgebombt, der Vater galt als vermisst, kehrte niemals heim. Glehner Verwandte nahmen das Kind und seine Mutter auf. Eine erste Begegnung zwischen den heutigen Eheleuten schien folgenlos zu bleiben. "Wir hatten uns einmal gesehen. Dann war längere Pause", erinnert sich Marie-Luise, die Hubert im Kirchenchor wiedertraf. Ihretwegen war er eingetreten. Bis heute singt der 85-Jährige im Chor und unterstützt zuweilen die Gottesdienste als Senior-Messdiener, während seine Frau nach schwerer Krankheit 2013 den Chor verließ. "Ich will nur noch das machen, wo kein Muss ist", sagt die gelernte Strickerin, die nach der Geburt des zweiten Kindes den Beruf aufgab. Als junges Ehepaar kauften beide das Haus ihrer Glehner Großeltern und erweiterten das Heim mit jedem Kind.

Beide engagierten sich viele Jahre im Buretheater. Sie stand auf der Bühne, und er brachte beim Bühnenbau sein Können als selbständiger Schreiner ein. Dank seines Alters kann Hubert auf viele Jubiläen schauen, etwa 50 Jahre Mitgliedschaft Sankt Sebastianus-Bruderschaft, davon 1980 als König, 65 Jahre Schützenwesen, 50 Jahre Heimatfreunde. Sie war im Pfarrgemeinderat aktiv und zählt zu den Mitbegründerinnen der Glehner Frauengemeinschaft. Tiffany-Arbeiten und Gemälde dokumentieren Marie-Luises kreative Neigung. Ein großzügig geschwungenes Fenster zum Beispiel hat sie prachtvoll ausgestaltet. "Darin ist alles zu sehen, was wir im Garten haben, und mein Mann hat die Fensterteile eingesetzt", erzählt die 81-Jährige.

Für Juni sind ein Dankgottesdienst mit anschließendem Sektempfang und ein familiäres Essen geplant. Hubert hätte es gerne größer, merkt an: "Wenn man soviel Kontakt hat, dann haben die Leute ein Anrecht darauf mitzufeiern". Beide wägen ab, halten kurz inne und sind sich erst einmal einig: Bis dahin ist ja noch etwas Zeit.

(anw)
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