Korschenbroich Unesco würdigt integrative Kraft der Schützen

Korschenbroich · Die Kulturerbe-Initiative der Schützen, vor zwei Jahren zu Unges Pengste in Korschenbroich von Bezirksbundesmeister Horst Thoren öffentlich angestoßen, hat jetzt die Anerkennung der Unesco gefunden. Besonders hervorgehoben wird der "integrative Charakter" des Schützenwesens.

Unges Pengste: Das war die Parade am Sonntag
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Foto: Ilgner Detlef

Endlich haben es die Schützen schriftlich! Ihr traditionelles Brauchtum gehört zum deutschen Kulturerbe. Das haben die Kultusministerkonferenz unter Leitung der sächsischen Kultusministerin Brunhild Kurth und die Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters bestätigt. Damit folgen sie der Empfehlung der Experten der Deutschen Unesco-Kommission, die dem Schützenwesen eine prägende soziale und gesellschaftliche Rolle zubilligt. In der Begründung heißt es, das Schützenwesen sei vielerorts ein wichtiger, historisch gewachsener und lebendiger Teil der regionalen Identität. Bestes Beispiel sei dafür: Unges Pengste in Korschenbroich. Das große Fest verbinde Lebensfreude mit Heimattreue, sei offen für alle und führe Menschen zusammen.

So würdigt das Expertenkomitee das Schützenwesen als "Ausdruck lokal aktiver Kulturpraxis mit lebendiger Traditionspflege, die stark in örtliche Sozial- und Kulturmilieus eingebunden ist." Sein Vorsitzender Professor Christoph Wulf hatte sich bei einer Gesprächsrunde mit Vertretern der Kommission im Sommer in Bonn von den Korschenbroicher Initiatioren Ansgar Heveling, Bundestagsabgeordneter und Schützenbruder, und Horst Thoren, Justiziar und Vizepräsident der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen, überzeugen lassen. Wulf hebt als prägend insbesondere "die Verpflichtung gegenüber sozialem Engagement und ziviler Kultur" hervor und betont auch den "integrativen Charakter" des Schützenwesens.

Stolz über die Anerkennung des Schützentums als Kulturerbe zeigen sich Prinz Charles-Louis de Merode, Präsident der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen, und Generalsekretär Peter-Olaf Hoffmann. Die Anerkennung sei "Ausdruck der Wertschätzung für all die Schützenschwestern und Schützenbrüder, die die Traditionen des Schützenwesens in seinen vielfältigen Ausprägungen in den Bruderschaften, Gilden und Vereinen vor Ort jeden Tag leben und dazu beitragen, auch in schwierigen Zeiten ein Zeichen für Gemeinschaft zu setzen", so Hoffmann. Prinz de Merode sagt: "Wir sind überglücklich. Für mich als Belgier, der in Deutschland lebt, ist die lebendige, grenzüberschreitende und die Völker verbindende Tradition des Schützenwesens von herausragender Bedeutung."

Kulturstaatsministerin Monika Grütters sieht in der Anerkennung auch eine Verpflichtung Tradition lebendig zu erhalten. Sie erklärte: "Das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass Reichtum nicht allein in Wohlstand begründet liegt, sondern insbesondere auch in der Vielfalt unserer Kultur. Wir schärfen damit das Bewusstsein für den ideellen Wert der über Generationen überlieferten Kenntnisse und Bräuche." Horst Thoren sieht die gesellschaftliche Bedeutung des Schützenwesens durch die Würdigung bestätigt und freut sich, "dass unsere in Bierlaune angestoßene Initiative diesen Erfolg hat." Er betont: "Das Schützenwesen verbindet Tradition mit Lebensfreude. Unsere Bruderschaften und Vereine stehen für Heimat und Geborgenheit. Wenn jetzt die Unesco das Schützenwesen als Kulturerbe anerkennt, wird nicht allein Geschichte gewürdigt, sondern die gesellschaftliche Kraft des Brauchtums."

(skr)
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