Korschenbroich Üben für den G8-Gipfel

Korschenbroich · In dem fast verlassenen Dorf Alt-Spenrath probten Polizeikräfte aus drei Ländern den Ernstfall: Wie sollen sie militante Demonstranten beim anstehenden Treffen in Heiligendamm in Schach halten? Trotz der hohen Geheimhaltung war die RP bei der Großübung dabei.

 Viel Rauch, Wasserwerfer und "Demonstranten" in Uniform" prägten die Szenerie in Alt-Spenrath.

Viel Rauch, Wasserwerfer und "Demonstranten" in Uniform" prägten die Szenerie in Alt-Spenrath.

Foto: Max Plück

Alt-Spenrath Am Rand des Braunkohletagebaus brennt die Luft. Schon von weitem ist der Rauch zu sehen, der über dem fast verlassenen Alt-Spenrath aufsteigt. Ein Polizeihubschrauber kreist über dem Einsatzgebiet, schwebt minutenlang an einer Stelle und beobachtet das Geschehen am Boden.

Bundespolizei, Landespolizei sowie Einheiten aus Belgien und den Niederlanden probten gestern in Alt-Spenrath den Ernstfall. Obwohl Heiligendamm gut 600 Kilometer entfernt liegt, konnten Zuschauer gestern einen Eindruck bekommen, was die Polizei beim G8-Gipfel im Juni erwartet.

Rot-weiße Plastikhütchen am Ortseingang weisen Schaulustige darauf hin: Hier geht's nicht weiter. Und dann hinter der nächsten Hausecke bürgerkriegsähnliche Szenen. Mehrere Wasserwerfer stehen vor einer Straßenblockade. Zwei gepanzerte Räumfahrzeuge der Polizei warten auf ihren Einsatz. Hinter einem Berg aus Matsch und Baumstümpfen gröhlen Demonstranten, halten drohend Pflastersteine in die Höhe. "Lassen sie das Steinewerfen und verhalten sie sich friedlich", dröhnt es aus dem Lautsprecher des grünen, klobigen Fahrzeugs. Die Randalierer sind unbeeindruckt. Kurz darauf kommt die Order "Wasser, marsch!"

Bei näherem Hinschauen entpuppen sich die vermeintlichen Steine als Teppichreste, die mit Kabelbinder zusammengehalten werden. Außerdem tragen die zurückweichenden Störenfriede Polizeihelme und grüne Hosen. Es wird schnell deutlich, dass dies nur eine Übung ist. Andernfalls würden die vielen Beobachter auch nicht so lässig den Einsatz vom Straßenrand verfolgen.

Hinter der nächsten Ecke versuchen die Demonstranten, die klobigen Einsatzfahrzeuge in eine Falle zu locken. Eine Gruppe lässt sich zurückdrängen, Wasserwerfer und Räumfahrzeug folgen ihnen. Die zurückgebliebenen Randalierer schieben einen blauen Fiat auf die Straße und nehmen dann die Polizeifahrzeuge unter Beschuss. Es fliegen Plastikstühle, Regenrinnen, Rauchbomben und Farbeimer. "Wir bleiben hier", skandieren die Störer. Ein paar Meter weiter brennt bereits eine große Barrikade auf der Baumstraße. Aus den Fenstern eines Hauses fliegen den Beamten Holzbalken und Autoreifen entgegen.

Polizeiobermeister Alexander Hermann ist für die Koordinierung am Boden zuständig. Die Einsatzleitung im Hubschrauber informiert ihn aus der Luft. Dann plötzlich Unruhe. Reicht das Wasser in den Tanks der Werfer noch? Hermann überlegt mögliche Alternativen, als ein Kollege mit der rettenden Botschaft kommt: sowohl die belgischen als auch die holländischen Einheiten haben noch genug Wasser im Tank. Am Ende drängen die rund 70 Einsatzkräften die 30 Störer erfolgreich zurück.

(RP)
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