Korschenbroich Tom van Hasselt begeistert mit seinem satirischen Musical

Korschenbroich · Klug und witzig, manchmal bissig und auf jeden Fall begeisternd: Der Korschenbroicher Kabarettist und Wahl-Berliner feierte jetzt im ausverkauften Sandbauernhof sein 20-jähriges Bühnenjubiläum. 1997 hatte Tom van Hasselt in Liedberg nicht nur seinen ersten Auftritt als Solokabarettist absolviert, sondern auch sein Abitur am Gymnasium Korschenbroich gemacht. Und so saßen im Publikum viele ehemalige Weggefährten, darunter seine frühere Musiklehrerin Ursula Neubert. "Ich besuche viele seiner Auftritte und bin ein treuer Fan von ihm", bekannte sie und erzählte, dass Tom van Hasselt seine erste Bühnenerfahrung in der Musical-AG am GyKo gesammelt habe.

 Kabarettist Tom van Hasselt mit Nini Stadlmann in Liedberg.

Kabarettist Tom van Hasselt mit Nini Stadlmann in Liedberg.

Foto: R. Köhnen

"Alma und das Genie" heißt das Musical, in dem er jetzt zusammen mit Nini Stadlmann in Liedberg auf der Bühne stand, und für das er 2015 den Deutschen Musical Theater Preis in der Kategorie "Beste Liedtexte" erhalten hatte; Nini Stadlmann war für ihre Rolle als Alma als beste Darstellerin nominiert. Tom van Hasselt führte das Publikum treffsicher durch das Leben der Alma Mahler-Werfel. Zur Jahrhundertwende war sie "das schönste Mädchen von Wien", und das wusste sie auszunutzen: Ihre Ehemänner und Geliebten lesen sich wie das Who-is-Who der damaligen Kulturszene: Mahler und Zemlinsky (Musik), Klimt und Kokoschka (Malerei), Hauptmann (Literatur) und Walter Gropius (Architektur). "Ich genieße Genies, weil es so easy is", singt Nini Stadlmann in wienerischem Dialekt. Und weiter: "Jeder der kreativ ist, will, dass ihn die Alma küsst." Dabei fände diese die Gropius-Bauten und Gemälde von Kokoschka hässlich. Tom van Hasselt schlüpft in die männlichen Rollen und hofft, auch von Alma geküsst zu werden. Alma hat er aus den vier Buchstaben geformt, die auf seinem Klavier stehen, später macht er ein Lama daraus, als sie ihn anspuckt statt zu küssen, und zwischendurch auch mal ein LMAA. Zum Schluss geht es ans Eingemachte: Der Tod dreier Kinder kommt zur Sprache und der ihres Vaters, der starb, als sie 13 Jahre alt war, und dessen Verlust sie nicht verwinden konnte. Seitdem war Alma auf der Suche nach einer neuen Vaterfigur. Sie entlässt das Publikum mit einer Frage: Was man denn heute mit Alma verbinde - den Sex oder die Kunst? Tom van Hasselt bedankte sich mit einer Ballade mit Heimatbezug: "Die Verbindung wird gehalten", heißt es darin.

(NGZ)
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