Korschenbroich Studenten begleiteten die Restaurierung

Korschenbroich · Jan Stapelmann hat sich einen Traum erfüllt: Mit viel Idealismus und Liebe zum Detail restaurierte er den historischen Lievenhof in Herzbroich an der Schaffenbergstraße. Das Ergebnis kann sich sehen lassen - ein wahres Schmuckstück.

 Heute ist der Lievenhof wieder ein wahres Schmuckstück: Als Jan Stapelman das baufällige Gebäude 1986 kaufte, hatten viele kein Verständnis für sein Vorhaben. Doch die Mühen haben sich ausgezahlt.

Heute ist der Lievenhof wieder ein wahres Schmuckstück: Als Jan Stapelman das baufällige Gebäude 1986 kaufte, hatten viele kein Verständnis für sein Vorhaben. Doch die Mühen haben sich ausgezahlt.

Foto: D. Ilgner

Es waren nicht wenige, die ungläubig den Kopf schüttelten, als sich Jan Stapelmann 1986 entschied, den alten Lievenhof in Herzbroich zu kaufen. Zugegeben, die Scheune war einsturzgefährdet und das Haus in einem üblen Zustand. Aber immerhin war das Dach dicht und das Wohngebäude dadurch besser erhalten, als es von außen den Anschein hatte. Mit reichlich Idealismus machte sich Jan Stapelmann an die Restaurierung und gibt rückblickend zu: "Es war auch eine Portion Naivität dabei."

Aber die Mühe hat sich gelohnt: Heute präsentiert sich das ehemalige Hallenhaus als wahres Schmuckstück. Was auch daran liegt, dass ein Architektur-Dozent der Fachhochschule Köln mit seinen Studenten die Restaurierung begleitet, ein polnischer Fachbetrieb hervorragend gearbeitet und sich Jan Stapelmann in die Geschichte des Hauses vertieft hat. Trotzdem bleiben Fragen offen. Zum Beispiel die, wann es errichtet wurde. Denn es wurden gleich zwei Balken verbaut, die eine eingeschnitzte Jahreszahl tragen: 1605 und 1676. Jan Stapelmann vermutet, dass das Haus 1605 gebaut und 1676 erweitert wurde.

Ursprünglich war der Lievenhof ein Hallen- oder Niedersachsenhaus. Davon gab es mehrere in Herzbroich, deren berühmtestes, der Heyerhof, seit 1971 im Freilichtmuseum Kommern steht. Diese Hallenhäuser wurden früher auf einem rechteckigen Grundriss errichtet und bestanden zumeist aus zwei Teilen. Durch das Tor am Giebel gelangten die Bewohner zuerst in die Futterdiele und Tenne, in der links die Pferde und rechts die Rinder und Kühe schliefen. Dahinter schloss sich der Herdraum an. Bei einem gehobenen Lebensstandard waren Stall und Wohnraum durch eine Wand mit Tür, die Scherwand, voneinander getrennt.

Auch der Lievenhof weist diese Scherwand auf. Und die, so vermutet Jan Stapelmann, wurde erst 1676 eingezogen. Denn der Balken mit dieser Jahreszahl befindet sich genau oberhalb der Tür in der Scherwand. Möglicherweise wurden damals auch die Kammern erbaut, die sich an den Herdraum anschließen und heute die gemütliche Küche und die Garderobe beherbergen. Der Herdraum weist eine Besonderheit auf: Bei der Restaurierung wurde blaue Wandfarbe sichtbar. Das mochte früher düster gewirkt haben in dem Halbdunkel des Hallenhauses, hatte aber einen großen Vorteil: "Die Fliegen, die es zahlreich im Stall gab, haben die blauen Wände im Herdraum gemieden", erläutert Jan Stapelmann.

Vom Hörensagen weiß er, dass die Bewohner noch im 20. Jahrhundert neben der Landwirtschaft eine Hausweberei betrieben haben und der Handwebstuhl neben dem Stall stand. Dort, wo sich heute das lichte und geräumige Wohnzimmer befindet. Er hat Wert darauf gelegt, das Haus möglichst originalgetreu wieder herrichten zu lassen: Ohne Nägel, dafür mit Zapfen oder Holzdübeln. So wie es die Erbauer im 17. Jahrhundert gemacht hatten. Das war die Familie Lieven, nach der der Hof benannt ist. Danach ging er an die Familie Klothers über, von deren Nachfahren er das Haus gekauft hat. "Es war schon immer mein Traum, in einem alten Haus zu wohnen", sagt Stapelmann.

(NGZ)
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