Korschenbroich Schüler machen Stolpersteine sichtbar

Korschenbroich · In der Stadt erinnern 29 goldene Gedenksteine an jüdische Bürger, die zu Zeiten des Nationalsozialismus' verfolgt und ermordet wurden. Schüler des Gymnasiums und der Realschule pflegen die Denkmale - und erfahren lokale Geschichte.

 Die Schülerinnen Lea Aubert, Anna Hülsen und Marie Dreistein (v.l.) bei der Pflege von Stolpersteinen an der Steinstraße. Die Geschichte erhält durch die Denkmale für sie einen lokalen Bezug und veranschaulicht die Schicksale.

Die Schülerinnen Lea Aubert, Anna Hülsen und Marie Dreistein (v.l.) bei der Pflege von Stolpersteinen an der Steinstraße. Die Geschichte erhält durch die Denkmale für sie einen lokalen Bezug und veranschaulicht die Schicksale.

Foto: isabella raupold

Wenn Schüler durch ihre Heimatorte ziehen und sich vor Ort mit der Geschichte auseinandersetzen können, dann bekommt sie für viele eine ganz neue Bedeutung, nämlich einen lokalen Bezug. "Es ist erschreckend zu sehen, dass auch hier in Korschenbroich Menschen verfolgt, deportiert und ermordet wurden", sagt Anna Hülsen. Die 18-Jährige zählt zu den Schülern des Gymnasiums, die gestern die sieben im Ortskern von Korschenbroich verlegten Stolpersteine ansteuerten, um sie zu reinigen, beziehungsweise "blank zu pflegen", wie es Wolfgang Skiba nennt. Er ist ehrenamtlicher Initiator der Aktion und Mitglied der Friedensinitiative. "Mir ist es wichtig, dass die Schüler etwas über die Schicksale der jüdischen Bürger in Korschenbroich erfahren und sich mit der Geschichte auseinandersetzen", sagt Skiba.

Der Korschenbroicher nimmt den Jahrestag der Reichspogromnacht 1938, den 9. November, jedes Jahr zum Anlass, sich mit Jugendlichen der weiterführenden Schulen gewissermaßen auf "Spurensuche" zu begeben. Gestern schloss sich ihm der Leistungskursus Geschichte an, in dem Lehrerin Gesa Gebbers unterrichtet. "Bei uns geht es momentan um das Thema Nationalsozialismus, insofern passt die Pflege der Stolpersteine gut in den Unterricht", erzählt die Lehrerin, der auch der pädagogische Aspekt wichtig ist: "Die Stolpersteine machen das Schicksal jüdischer Bürger in Korschenbroich sehr anschaulich." So konnten sich die Schüler gestern Eindrücke machen und auch die Häuser sehen, die größtenteils am 9. November 1938 verwüstet worden sind. Und: Anhand der golden schimmernden Steine, die der Künstler Gunter Demnig europaweit verlegt, können sie nachvollziehen, welche Verbrechen zu Zeiten des Nationalsozialimus' geschehen sind - auch in ihrer Heimat.

So reinigte Anna Hülser gemeinsam mit Lea Aubert und Marie Dreistein etwa die Stolpersteine, die an Kurt und Fanny Winter (geborene Schwarz) an der Steinstraße 4 erinnern: Kurt und Fanny Winter waren zunächst 1941 nach Riga deportiert worden. Kurt Winter wurde ein Jahr später im KZ Salaspils bei Riga ermordet; Fanny Winter im November 1943 in Auschwitz. Ähnliche Schicksale erwarteten auch Mitglieder der Korschenbroicher Familien Levy, Klein und Schwarz. Im Stadtteil Glehn sollen am heutigen Samstag 23 weitere Stolpersteine gepflegt werden - diesmal mit Schülern der Realschule Kleinenbroich.

(cka)
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