Korschenbroich Perspektivwechsel: Junge Kicker des SV Glehn üben sich im Blindenfußball

Korschenbroich · Anfangs konnte sich Elias Kluth noch an der Sonne orientieren, die durch seine mit schwarzer Folie beklebte Skibrille schimmerte. Doch als sie unterging, war auch sie keine große Hilfe mehr: "Es ist wirklich nicht einfach. Man muss sich komplett auf die Anweisungen seiner Mitspieler verlassen können." Der 13-Jährige zählt zu den rund 60 Jugendlichen, die jetzt beim SV Glehn den Blindenfußball testeten. Hintergrund ist ein integratives Förderprojekt der Telekom, die damit zurzeit durch ganz Deutschland tourt und sich an Fußballmannschaften wendet. Das Ziel: Die Jugendlichen sollen Verständnis für Menschen mit Behinderungen entwickeln und die Perspektive wechseln.

 Testeten jetzt den "Blindenfußball": Spieler des SV Glehn.

Testeten jetzt den "Blindenfußball": Spieler des SV Glehn.

Foto: l. berns

"Ein positiver Effekt ist auch das Teambuilding", ergänzt Norbert Jurczyk. Er ist Trainer der A-Jugend, deren Mannschaft sich ebenfalls auf das außergewöhnliche Experiment einließ. "Wir wollen als Verein auch mal über den Tellerrand hinausblicken. Das Projekt der Telekom passt sehr gut in unsere Philosophie", betont er. Zudem sei der SV Glehn bekannt dafür, dass er sich sozial engagiere.

Bei dem Experiment lernten die Jugendlichen an der Seite von Projekt-Trainer Andreas Pauls jedoch schnell, dass der Blindenfußball kaum etwas mit dem klassischen Fußball zu tun hat. Markante Unterschiede sind etwa die Größe der Spielfelder. Beim Blindenfußball ist das Spielfeld mit 20 mal 40 Metern deutlich kleiner - und auch die Bälle haben es im wahrsten Sinne des Wortes in sich, weil sie durch in ihrem Innenleben rasselnde Klangkörper Geräusche von sich geben. "Durch das Rasseln kann man den Ball ganz gut orten", beschreibt Elias Kluth, der mit seinen Kollegen aus der C-Jugend den Anfang machte und sich mit Hilfe der verdunkelnden Brillen in der Sportart übte.

Wenn die Spieler auf Flanke, Doppelpass und Co. auch verzichten mussten: Die Gemeinschaft dürfte der Ausflug in die Welt des blinden Fußballspiels deutlich gestärkt haben, denn beim Kicken waren die Spieler stets auf sehende "Guides" angewiesen, die ihnen die Richtung vorgaben - eine Übung, die viel Vertrauen fordert.

(cka)
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