Korschenbroich Norwegerin mit Wurzeln am Niederrhein

Korschenbroich · "Tschüss Korschenbroich" - "Hei, hei Norwegen": Andrea Borchardt hat vor zehn Jahren in ihrer alten Heimat alles aufgegeben und ist nach Skandinavien ausgewandert. Dort lebt sie an einem Fjord - umgeben von Natur.

 Andrea Borchardt mit ihrem Lebensgefährten Hans Govasli.

Andrea Borchardt mit ihrem Lebensgefährten Hans Govasli.

Foto: govasli

Wenn Andrea Borchardt aus dem Fenster schaut, sieht sie das, was viele nur aus skandinavischen Filmen kennen: Sie blickt auf einen typisch norwegischen Fjord. Rote Holzhäuschen schmiegen sich in die Landschaft, jede Menge Natur umgibt den Hof nahe der Ortschaft Foldereid in Mittelnorwegen, auf dem sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Hans Govasli und dessen beiden Töchtern lebt. Knapp 2000 Kilometer trennen Borchardt von ihrer alten Heimat Kleinenbroich, die sie vor genau zehn Jahren verlassen hat. Damals bewies sie großen Mut. "Mein damaliger Mann und ich wollten etwas Neues anfangen. Wir waren einfach nicht mehr zufrieden und haben uns dann tatsächlich dazu entschlossen, alles aufzugeben und nach Norwegen auszuwandern", erzählt die 51-Jährige, die 2007 auch ihren Job als Baufinanzierungsberaterin aufgab, um in Skandinavien einen ganz anderen Beruf anzutreten. Zuvor hatte sie sich bei zwei Urlauben in Norwegen "verliebt".

Korschenbroich: Norwegerin mit Wurzeln am Niederrhein
Foto: Egis Penkauskas

Sie schätzt das unkomplizierte Leben in dem Land, in dem man grundsätzlich mit allen außer dem König per Du ist. "Wir wohnen hier ländlich und küstennah. Die nächste Stadt ist vier Autostunden von uns entfernt. In der Nähe gibt es große Wälder und viele Menschen. Sie leben hier von der Lachszucht oder der Landwirtschaft", erzählt Borchardt, die sich mit ihrem Lebensgefährten nun der Imkerei verschrieben hat - hobbymäßig. Beruflich kümmert sie sich als eine Art Assistentin um eine junge blinde Frau; ihr Lebensgefährte ist von Beruf Schreiner. Mittlerweile, sagt sie, fühlt sie sich wie eine echte Norwegerin. "Ich spreche fast nur noch norwegisch", berichtet sie. "Das Leben hier ist sehr entspannt, es gibt kaum Neid unter den Menschen. Hier machen sich nur sehr wenige Menschen wirtschaftliche Sorgen", erzählt die Auswanderin weiter.

Spannend: Vor wenigen Tagen fiel in ihrer Region der Startschuss für die Elchjagd. Von den kräftigen Tieren sind dort viele unterwegs - außerdem kann Andrea Borchardt je nach Wetterlage auch Nordlichter am Firmament beobachten. "Wir hatten vor ein paar Tagen sehr intensive Nordlichter. Das war fantastisch", schwärmt sie von dem Naturspektakel. Die Tage werden dort jetzt spürbar kürzer, wenn in Mittelnorwegen auch noch recht sommerliches Wetter herrscht. "In den Wintermonaten wird es teilweise erst um 10 Uhr hell und um 16 Uhr schon wieder dunkel. Ganz anders ist das im Sommer. Da gibt es Tage, an denen es kaum dunkel wird." Das dürfte sich 760 Kilometer nördlich von Oslo noch deutlich stärker bemerkbar machen als an der Südspitze Norwegens, wo sie die ersten sechs Jahre ihrer Zeit verbracht hat. Inzwischen zeigt sich Borchardt verbunden mit ihrer neuen Heimat: "Die Norweger feiern am 17. Mai ihren Nationalfeiertag, schwingen mit Stolz norwegische Fahnen und schlüpfen in Trachten." Auch sie selbst feiert diesen Tag mit anderen Norwegern.

Ganz den Rücken gekehrt hat Andrea Borchardt ihrer alten Heimat am Niederrhein allerdings nie. "Ich bin ab und zu dort, um Familienmitglieder und Freunde zu besuchen", sagt sie. "Aber eigentlich kommen mich die meisten lieber hier in Norwegen besuchen." Borchardt, für die eine Rückkehr nach Deutschland keine Option mehr ist, zeigt ihrem Besuch dann ihre neue Heimat - mit allem, was dazugehört. "Das sind auch die Lebensmittel. Typisch für Norwegen ist etwa ein Käse, der aus Schafs- und Kuhmilch hergestellt wird. Er hat einen süßlichen Geschmack." Unabhängig jedoch von der Lebensmittelkultur betont die 51-Jährige, wie sehr sie sich in Norwegen wohlfühlt. "Ich habe jeden Tag Urlaub", sagt sie.

(cka)
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