Korschenbroich Niersaue war in der Eisenzeit besiedelt

Korschenbroich · Wie lebten die Menschen vor 2500 Jahren? Diese Frage wollen Archäologen beantworten. Sie haben bei Grabungen Erdverfärbungen und Funde aus der Eisenzeit entdeckt. Spektakuläre Funde wie Kelten-Gräber gibt es laut LVR keine.

 Am Korschenbroicher Stadtrand soll auf 19,6 Hektar ein neues Baugebiet entstehen: Archäologen suchten das Areal ab. Erdverfärbungen deuten auf Siedlungen der Eisenzeit hin. Kelten-Gräber wurden keine gefunden.

Am Korschenbroicher Stadtrand soll auf 19,6 Hektar ein neues Baugebiet entstehen: Archäologen suchten das Areal ab. Erdverfärbungen deuten auf Siedlungen der Eisenzeit hin. Kelten-Gräber wurden keine gefunden.

Foto: -wi

Über Wochen stand die Frage unbeantwortet im Raum: Gibt es in dem Baugebiet "An der Niersaue" Kelten-Gräber? "Die Vermutungen haben sich nicht bestätigt", erklärt jetzt Dr. Ursula Franke vom Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege in Bonn auf Anfrage unserer Redaktion. Dennoch: Die Archäologen, die das geplante Neubaugebiet zwischen Gilleshütte und Korschenbroicher Straße (L 381) nach historischen Kulturgütern untersucht haben, sind nicht leer ausgegangen. Franke spricht von Scherben und sogenannten Siedlungsbefunden, die sie der Eisenzeit zuordnet und damit das Alter der Funde auf etwa bis zu 500 Jahre vor Christus datiert.

Das Experten-Team von "Archäologie & Denkmalpflege Goldschmidt" hatte mehrere Suchgräben ausgehoben. Dabei war es auf Erdverfärbungen gestoßen, die den Rückschluss auf Holzpfähle und auf mehrere Siedlungen zulassen, die allerdings nicht zeitgleich bewohnt worden seien.

Auch wenn für Franke diese Ausgrabungen im Rheinland nicht ungewöhnlich sind, sei es laut Denkmalschutzgesetz doch die vordringliche Aufgabe des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), diese Funde zu sichern. Hier spricht die Fachfrau zwei Möglichkeiten an - zum Einen die eigentliche Ausgrabung zur Rekonstruktion, zum Anderen die Aufschüttung des Geländes. Wenn der Grundstückeigentümer das Bauland beispielsweise um gut einen Meter aufschüttet, können die eisenzeitlichen Hinweise auf Gehöfte und Speicherbauten unbeschadet für die Nachwelt im Erdreich erhalten werden. Wie im Falle des geplanten Neubaugebietes "An der Niersaue" in Korschenbroich letztlich verfahren wird, steht laut LVR noch nicht fest. "Die abschließende Dokumentation liegt uns noch nicht vor", sagt Franke. Sobald die Dokumentation vorliegt, werden der LVR, die Amand-Projektentwicklung GmbH als Grundstückseigentümerin und die Stadtverwaltung Korschenbroich gemeinsam die weitere Vorgehensweise besprechen. Auf den Abschlussbericht wartet die Eigentümerin des 19,6 Hektar großen Areals, die fürs Frühjahr den Grabungsauftrag erteilt hatte. Das Zwischenergebnis ist Rolf Wieck von der Amand-Projektentwicklung bekannt. Er reagiert auf erste Ergebnisse der Archäologen entspannt: "Das Baufeld der ersten Stufe ist nicht betroffen. Alle Funde sind dem nördlichen Teil zuzuordnen." Und genau diese Fläche entlang der L 381 solle erst in etwa zehn Jahren bebaut werden. Wieck spricht von einer "üblichen Vorgehensweise" bei Projekten dieser Art und Größe: "Wir werden, wenn erforderlich, eine baubegleitende Ausbaggerung vornehmen."

In den zurückliegenden Wochen hatte es einen regen Schriftwechsel zwischen der Stadt und Friedel Herten geben. Der frühere CDU-Ratsherr aus Pesch war davon ausgegangen, dass das Grabungsergebnis bereits hinter verschlossenen Türen im kleinen Kreis kommuniziert worden sei. "Wenn es gewünscht wird, stellen wir die Ergebnisse der Archäologen öffentlich vor. Das möchte ich zunächst aber mit der Stadtverwaltung besprechen," schränkt Wieck ein. Fest steht für ihn: "Im April 2017 werden wir mit der Erschließung der Niersaue beginnen."

(NGZ)
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