Korschenbroich NEW: Der Wasserpreissteigt

Korschenbroich · Der Versorger NEW will zum 1. August die Wasserpreise erhöhen. Mehr zahlen müssen danach vor allem Verbraucher, die sparsam mit dem Wasser umgehen.

Es war ein schwerer Job für NEW-Geschäftsführer Ralf Poll, als er im Stadtrat das neue Wasserpreis-Modell vorstellte. Sein Vorschlag stieß bei allen Fraktionen auf heftige Kritik, weil vor allem jene überproportional stark belastet werden, die wenig Wasser verbrauchen. Auf die Frage, für wen die geplanten Änderungen denn gelten, antwortete Poll: "Für alle, die eine Rechnung von der NEW bekommen." Dem neuen Wasserpreis-Modell muss noch die Landeskartell-Behörde zustimmen.

Auf die Verbraucher in Alt-Korschenbroich und Pesch werden höhere Wasserkosten zukommen. Das Dilemma für den Energieversorger: In den vergangenen 15 Jahren ist der Wasserverbrauch um 24 Prozent zurückgegangen. "Der Wasserverbrauch wird auch weiterhin rückläufig sein", vermutet Poll.

Der Trend zum Wassersparen und der demografische Wandel stellen die NEW vor Probleme. In der Wassersparte hat das Unternehmen 2015 einen Verlust von über zwei Millionen Euro eingefahren. Durch den sinkenden Wasserverbrauch gehen die Einnahmen zurück, die für den Betrieb und die Erhaltung der Versorgungsanlagen benötigt werden. "Bei unserem aktuellen Preis- und Gebührensystem macht der Grundpreis nur rund 11 Prozent der Erlöse aus", sagt NEW-Sprecherin Christina Achtnich. 89 Prozent der Erlöse sind variabel. Demgegenüber sind die tatsächlichen Kosten der Wasserversorgung zu 80 Prozent fix. Das aktuelle Preissystem bildet laut NEW nicht die tatsächliche Kostenstruktur ab, ist somit nicht verursachergerecht gestaltet.

Alle, die besonders viel Wasser gespart haben, wird das neue Preismodell am härtesten treffen. Die geplanten Änderungen sehen im Wesentlichen so aus: Für den Wasserzähler im Einfamilienhaus wird aktuell eine verbrauchsunabhängige Gebühr von 96 Euro pro Jahr fällig. Hinzu kommt ein Kubikmeterpreis von 1,68 Euro. Vorgesehen ist nun, den Grundpreis auf 182 Euro pro Jahr zu erhöhen und den Kubikmeterpreis von 1,68 auf 1,18 Euro zu senken. Poll nannte Rechenbeispiele: "Wer in einem Einfamilienhaus 20 Kubikmeter Wasser im Jahr verbraucht, wird künftig 6,30 Euro im Monat mehr zahlen müssen. Auf einen Haushalt, der 140 Kubikmeter verbraucht, werden Mehrkosten von lediglich 1,30 Euro zukommen." Wer in einem Zehnfamilienhaus in seiner Wohnung 20 Kubikmeter im Jahr verbrauche, müsse mit monatlichen Mehrkosten von 2,70 Euro rechnen. Es gebe aber auch Gewinner: Werden in einer Wohnung in einem Zehn-Parteien-Haus 140 Kubikmeter verbraucht, wird das Wasser im Vergleich zum momentanen Berechnungsmodus monatlich um 2,30 Euro billiger.

"Die Ärmeren finanzieren dem Villenbesitzer das Wasser, mit dem er fleißig seinen Rasen sprengt", klagt Ulrich Afflerbach (SPD). "Warum sind die Preise nicht regelmäßig angepasst worden?", wollte Wolfgang Houben (Die Grünen) wissen. Peter Drüll (Die Aktive) machte seinem Ärger Luft: "Man müsste als Strom- und Gaskunde vor Ihnen laufen gehen." "Es wäre richtiger, die verbrauchsabhängigen Kosten anzuheben", sagte Peter Berger (CDU). Poll kann sich auch vorstellen, dass die Fixkosten bleiben und der Kubikmeterpreis für alle um 20 Cent teurer wird.

(NGZ)
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