Korschenbroich Neue Beratungsstelle für Blinde eröffnet

Korschenbroich · Im Azurit Seniorenzentrum bekommen Betroffene künftig einmal im Monat praktische Tipps. Es gibt Hilfestellungen zu Themen wie Schwerbehinderung, die Bewältigung des Alltags und Rehamaßnahmen. Das Angebot ist kostenlos.

 Ernst Balsmeier (links) ist der Vorsitzende des Sehbehinderten- und Blindenvereins. Manfred Meyer leitet die gestern eröffneten Beratungsstelle

Ernst Balsmeier (links) ist der Vorsitzende des Sehbehinderten- und Blindenvereins. Manfred Meyer leitet die gestern eröffneten Beratungsstelle

Foto: Detlef Ilgner

Für Menschen mit einer Sehbehinderung oder gar einer Erblindung gibt es im Alltag viele Schwierigkeiten und er ist nicht gerade einfach zu meistern. Deshalb gibt es seit Anfang 2009 die öffentliche Beratungsstelle des Sehbehinderten- und Blindenvereins für den Rhein-Kreis-Neuss. Weil die Beratungen bislang nur am Sitz des Vereins in Neuss stattfanden, wurden sie nur von wenigen Korschenbroichern wahrgenommen. Um das zu ändern, weitet der Sehbehinderten- und Blindenverein sein Angebot aus. Gestern eröffnete im Azurit Seniorenzentrum an der Hindenburgstraße 60 eine Beratungsstelle für den Raum Korschenbroich. Während die Beratungen in Neuss von Ernst Balsmeier, dem Vorsitzenden des Vereins durchgeführt werden, leitet in Korschenbroich Manfred Meyer das Angebot. Er ist seit vielen Jahren in der Blindenselbsthilfe aktiv und wurde Anfang des Jahres zum zweiten Vorsitzenden des Vereins gewählt.

Unter dem Konzept "Blickpunkt Auge" können sich Sehbehinderte und blinde Menschen über alles informieren, was mit diesem Thema zu tun hat. Ernst Balsmeier und Manfred Meyer haben sich für das Beratungsangebot zu "Blickpunkt Auge Beratern" fortbilden lassen, einem bundesweiten Qualitätsstandard des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten Verbands. "Wir freuen uns, hier einen geeigneten Raum für unser Beratungsangebot gefunden zu haben. Wir hatten in mehreren Kommunen angefragt, wo wir eröffnen könnten", sagt Ernst Balsmeier. Das Ziel der Beratungen ist es, trotz Sehverlustes ein Stück Lebensqualität zu erhalten oder sogar neue hinzuzugewinnen. Wer das Beratungsangebot wahrnimmt, erfährt unter anderem, welche optischen und elektronischen Hilfsmitteln es gibt oder welche Rehabilitationsmaßnahmen sinnvoll sind. Außerdem können sich Interessierte darüber informieren, wie sie sich im Alltag und im Beruf orientieren können.

Themen der Beratung sind aber auch Ansprüche wie Schwerbehinderung und finanzielle Nachteilsausgleiche. Weil dabei oft Formulare ausgefüllt werden müssen, gibt es eine sehende Helferin, die das Angebot bei bürokratischen Dingen unterstützt. Gesprochen wird auch über die psychische Verarbeitung des Sehverlustes und die Gestaltung der Freizeit. "Es gibt zum Beispiel extra Spiele wie Schach, die für Blinde hergestellt werden. Da kann man die Felder ertasten", erzählt Manfred Meyer. In der Neusser Beratungsstelle gelang es, einer Dame, die gerne strickt, beizubringen, wie sie ihr Hobby trotz Sehbehinderung fortsetzen kann. Um eine Hemmschwelle zu nehmen, werden die Betroffenen stets von Menschen beraten, die selber betroffen sind. "Die Leute fallen oft in ein tiefes Loch und schämen sich, blind zu sein. Der Begriff ist einfach negativ belegt", sagt Balsmeier.

Das Konzept "Blickpunkt Auge" macht es sich auch zur Aufgabe, Betroffenen und deren Angehörigen die Angst zu nehmen, sich an Blindenvereine zu wenden. "Sie sind ja nicht blind oder behindert, sondern haben eine Augenkrankheit", sagt Meyer. Gerade Angehörige seien wichtig, um Betroffenen zu helfen.

(NGZ)
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