Korschenbroich Name für Eisenzeit-Glehnerin gesucht

Korschenbroich · Das Heimatmuseum Glehn startet jetzt eine Offensive: Die wohl älteste Bewohnerin des Ortes, die dort offenbar vor etwa 2500 Jahren beerdigt wurde, soll nicht weiter anonym bleiben. Die Glehner suchen bis Ende April einen Namen.

 Museumsleiter Robert Jordan zeigt die Überreste der wohl ältesten Glehnerin und deren Urne. Sie wurden vor 18 Jahren zufällig bei Aushubarbeiten entdeckt und sollen rund 2500 Jahre alt sein. Die Frau erhält bald einen Namen.

Museumsleiter Robert Jordan zeigt die Überreste der wohl ältesten Glehnerin und deren Urne. Sie wurden vor 18 Jahren zufällig bei Aushubarbeiten entdeckt und sollen rund 2500 Jahre alt sein. Die Frau erhält bald einen Namen.

Foto: l. berns

Vor 18 Jahren wurde die vermutlich älteste Bewohnerin des Ortes Glehn beim Aushub einer Grube gefunden. Zumindest ihre sterblichen Überreste, die in einer Urne verstaut worden waren und Experten zufolge rund 2500 Jahre im Erdboden überdauerten. Bis heute ist die Frau, die etwa 54 Jahre alt geworden und 750 bis 450 Jahre vor Christus gelebt haben soll, anonym. Sie trägt keinen Namen - obwohl sie seit November vergangenen Jahres sogar als Dauerleihgabe im Glehner Heimatmuseum steht. Das soll sich jetzt ändern. "Wir haben eine Ausschreibung gestartet, die der wohl ältesten Glehnerin endlich einen Namen geben soll", sagt Museumsleiter Robert Jordan (63).

Er hatte vor wenigen Wochen die Idee, der Frau aus der älteren Eisenzeit wenigstens einen oder mehrere Vornamen zu geben und wandte sich gezielt an die jungen Bürger Glehns: an die Sternsinger, die in dem Ort mit besonders vielen Kindern und Jugendlichen vertreten sind. "Ziel ist es, die Aufmerksamkeit noch einmal auf die besonderen Fundstücke zu richten und auch junge Menschen an das Museum heranzuführen", erklärt Robert Jordan. Bei den Sternsingern kamen allerdings lediglich vier Namensvorschläge zusammen. "Deshalb haben wir die Ausschreibung erweitert. Jetzt kann jeder einen Vorschlag machen", sagt der Museumsleiter.

Bis zum 30. April haben Interessierte Zeit, Namensvorschläge per E-Mail bei ihm einzuschicken. "Sie sollten natürlich zur Zeit und im besten Fall auch zum Ort Glehn passen." Wie die vier bisher eingegangenen Vorschläge für die Namensgebung lauten, will Robert Jordan noch nicht verraten. Schließlich würde das die Spannung nehmen. Bis zum 26. Juni will sich eine Jury aus dem Vorstand des Museums und den Leihgebern, dem Ehepaar Buchkremer, auf den "Tauf-Namen" für die Eisenzeit-Frau einigen. Die favorisierten Namen und der, der es tatsächlich geschafft hat, sollen dann bei einem Festakt bekanntgegeben werden. Die fünf favorisierten Namen sollen zudem einen Hauptpreis, der "Tauf-Name" einen Sonderpreis erhalten.

Gefunden worden waren die Scherben der Urne und die Asche der verbrannten Frau 1998 von einem aufmerksamen Baggerfahrer. Der Fund gilt bis heute als äußerst bedeutsam - zumal die Stücke aus einer Zeit einige hundert Jahre vor der Besiedelung durch die Römer stammen. Wie die Urne der vermutlich ältesten Glehnerin einmal im kompletten Zustand ausgehen haben könnte, veranschaulicht eine Nachbildung aus Ton, die die Glehner Künstlerin Claudia Richter geschaffen und dem Heimatmuseum überlassen hat.

Gemeinsam mit den Original-Scherben und dem Plastiktütchen mit Asche sind die Stücke im Heimatmuseum zu sehen. "Wir möchten den Fund der Öffentlichkeit zugänglich machen", erklärte Hermann Buchkremer kurz bevor die Stücke im November zum ersten Mal im Museum gezeigt wurden. Er hatte noch während des Aushubs auf seinem Grundstück beziehungsweise die Bodenfun-Experten des Landschaftsverbands Rheinland eingeschaltet.

(cka)
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