Korschenbroich Nach Kritik: Bauer stellt auf Freilandhaltung um

Korschenbroich · Die verbotene Legebatterie, die Tierschützer haben auffliegen lassen, wird jetzt umgewandelt. Landwirt stimmt alles mit dem Rhein-Kreis ab.

 Eine illegale Legebatterie war in der Vorwoche Ziel von Aktivisten: Tierschützer ließen in Lüttenglehn diese Hühnerhaltung hochgehen.

Eine illegale Legebatterie war in der Vorwoche Ziel von Aktivisten: Tierschützer ließen in Lüttenglehn diese Hühnerhaltung hochgehen.

Foto: Bröckling

Norbert Dyckers (46) ist ein ausgewiesener Fachmann in Sachen Schweineaufzucht. Bereits als 16-Jähriger trat er in die Fußstapfen seines Vaters, aktuell betreibt er am Ortsrand von Lüttenglehn eine Schweinemast nach den neuesten Erkenntnissen. Während er sich professionell um seine 2800 Tiere kümmert, hat er bei den 138 Legehennen seiner Mutter weggeschaut. Die Tiere der Eier-Bäuerin Wilma Dyckers (81) waren in kleine Käfige gepfercht. Tierschützer hatten einen Hinweis auf die seit 2010 verbotene Hühnerhaltung erhalten und die illegale Legebatterie in der Vorwoche auffliegen lassen.

 Er nimmt sich jetzt der Hühnerhaltung seiner Mutter an: Schweine-Experte Norbert Dyckers. Für eine Freilandhaltung sei alles vorbereitet.

Er nimmt sich jetzt der Hühnerhaltung seiner Mutter an: Schweine-Experte Norbert Dyckers. Für eine Freilandhaltung sei alles vorbereitet.

Foto: Reichartz

"Es wird alles umgebaut", sagte Norbert Dyckers gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Er stehe in ständigem Kontakt mit dem Kreisveterinäramt und stimme alles mit der zuständigen Tierärztin Claudia Zerlik ab. Sie hatte nach ihrem Ortstermin am vergangenen Donnerstag zwar den "Tieren einen ordentlichen Zustand" bescheinigt, aber die Käfighaltung untersagt. Der Betrieb wurde aufgefordert, die Hühnerhaltung innerhalb von zwei Wochen auf Boden- oder Freilandhaltung umzustellen. Norbert Dyckers hat jetzt die Sache für seine Mutter in die Hand genommen. Bereits gestern hat er im Großhandel die notwendigen Utensilien für den Umbau besorgt. Der 46-Jährige hat sich dann auch direkt für die Freilandhaltung entschieden: Bodenhaltung ist für ihn nichts anderes als "eine Alibi-Haltung". Spätestens zum Jahreswechsel werden die Hühner tagsüber auf einer großen Wiese hinter dem Hof frei herumlaufen und nachts oder bei schlechten Wetter im Stall unterkommen. Mit einem Schulterzucken reagiert der Landwirt auf die Frage, warum er diese Umstellung nicht schon mit dem Verbot von Legebatterien im Jahr 2010 vorgenommen hat?

Seine Mutter, eine sehr selbstbewusste und couragierte Bäuerin, betreibt seit mehr als 50 Jahren in Eigenregie die Legehennenhaltung. "Versuchen Sie mal einer alten Damen beizubringen, dass, was 45 Jahre rechtens war, auf einmal nicht mehr richtig ist", sagt der 46-Jährige. "Ich will das nicht entschuldigen. Aber mir war es wichtig, dass meine Mutter noch im hohen Alter eine Aufgabe hat", spricht Norbert Dyckers von der Tierhaltung und dem regelmäßigen Kundenkontakt. Dass es falsch war, weiß er längst.

Aber auch das Verhalten der Aktivisten verurteilt der Schweinehalter. "Ich finde es mehr als taktlos, wie hier eine alte Frau bewusst hinters Licht geführt wird", kritisiert er sowohl den Testkauf als auch die Aktion an sich. "Die Tierschützer hätten ohne großen Auftritt den Veterinär einschalten können." Amtsleiter Frank Schäfer fordert Tierfreunde bei einem Verdacht auf Tierschutz-Verstöße auf, immer das zuständige Amt zu informieren und von eigenständigen Rettungsaktionen abzusehen. So wie die Bäuerin mit einem Bußgeld rechnen muss, läuft gegen Tierschützer Stefan Bröckling ein Verfahren wegen Hausfriedensbruchs.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort