Korschenbroich Mit Papst Franziskus auf Augenhöhe

Korschenbroich · Die Weltbischofssynode in Rom hat das Leben von Petra und Aloys Buch massiv verändert. Das Ehepaar aus Korschenbroich spricht von einem "geistlichen Ereignis". Für die Buchs ist es ein Quantensprung: "Der Papst hat den offenen Dialog eingeleitet und gibt uns Hoffnung für 2016."

 Petra und Aloys Buch waren Teilnehmer der Bischofssynode im Vatikan, um ihre Erfahrungen in Ehe und Familie mit der hohen Geistlichkeit zu teilen: Eine zufällige Begegnung mit Papst Franziskus macht ihren Aufenthalt unvergesslich.

Petra und Aloys Buch waren Teilnehmer der Bischofssynode im Vatikan, um ihre Erfahrungen in Ehe und Familie mit der hohen Geistlichkeit zu teilen: Eine zufällige Begegnung mit Papst Franziskus macht ihren Aufenthalt unvergesslich.

Foto: KNA

Für viele Menschen gibt es Schlüsselerlebnisse, die mit einem oder mehreren Daten ganz eng verknüpft sind. Für Petra (61) und Aloys (64) Buch ist der 4. Oktober 2015 so ein Datum. An dem Tag wurde die dreiwöchige Weltbischofssynode in Rom eröffnet. Kirche, Glauben, Ehe, Familie und Sexualität - darüber sprachen in Rom 300 Bischöfe und 17 Ehepaare aus der ganzen Welt. Mit dabei waren die Buchs aus dem beschaulichen Korschenbroich. Das (einzige deutsche) Ehepaar, fast 40 Jahre verheiratet, war vom Heiligen Vater eingeladen worden, um während der Synode seine Erfahrungen beizusteuern. Den beiden fiel damit die Aufgabe zu, den 300 Bischöfen die Lebenswirklichkeit deutscher Katholiken nahezubringen.

Das waren für die Buchs drei Wochen extrem harte Arbeit - kräftezehrend und entsprechend "wahnsinnig anstrengend": Im Plenum waren sie ebenso aktiv wie in ihrer deutschen Sprachgruppe - 18 Teilnehmer aus acht Nationen mit insgesamt fünf Kardinälen.

Das Leben der Buchs hat sich seither "massiv verändert". Die riesige Dokumenten-Kiste aus Rom ist längst in Korschenbroich eingetroffen, aber immer noch nicht ausgepackt, geschweige denn ausgewertet. "Wir schaffen es einfach nicht", sagt Aloys Buch. Das Ehepaar aus Korschenbroich ist selbst acht Wochen nach der Synode noch nicht wieder richtig im Alltag zurück. Die Verpflichtungen und Anfragen sind immens. "Mit so einer Resonanz hatten wir wirklich nicht gerechnet", sagt Petra Buch. Trotz all dieser Strapazen huscht ein sympathisches Lächeln über ihr Gesicht. "Es vergeht eigentlich kein Tag ohne eine Vortragsanfrage, ohne nicht mindestens eine Einladung." Und mit Blick auf das neue Jahr sagt Aloys Buch: "Wir haben jetzt schon feste Termine bis zum Sommer 2016 - im In- und Ausland."

Doch das schreckt den 64-Jährigen nicht: Er ist Moraltheologe und war unter anderem in leitender Funktion beim Cusanuswerk und beim katholischen Hilfswerk Missio. Die Korschenbroicher und Gladbacher kennen den Professor und Diakon Aloys Buch auch als einen begnadeten Prediger, der bekannt ist für seine begeisternde Erzählkunst. So teilt er gerne das Wissen mit Dritten - auch über die Rom-Erfahrungen. Mit entscheidend für den Synoden-Erfolg ist für die Buchs die Papst-Aussage: "Die Synode ist der Weg der Kirche im dritten Jahrtausend." Das stimmt ihn und auch seine Frau mehr als zufrieden. Sie ist Lateinlehrerin in Krefeld und in der Familienarbeit im Bistum Aachen fest verankert.

Beide haben in der deutschen hochkarätig besetzten Sprachgruppe für das Thema "Ehe und Familie" gestritten, gerungen und nicht selten mit Diplomatie ihren Standpunkt auch gegenüber den Kardinälen Müller, Kasper, Marx (alle Deutschland), Koch (Schweiz) und Schönborn (Österreich) vehement vertreten. "Es muss in der Weisheit der Kirche für jede Lebenssituation eine gute seelsorgerische Lösung geben", bringt Aloys Buch seine Philosophie auf den Punkt. Dass die beiden Korschenbroicher mit ihrem Leitsatz den richtigen Weg eingeschlagen hatten, zeigt nicht zuletzt das einmütige Abstimmungsergebnis ihrer Gruppe zum Thema "Ehe und Familie". Jetzt warten sie gespannt auf das Schlussdokument der Weltbischofssynode. Papst Franziskus hat die textliche Zusammenfassung für die erste Jahreshälfte 2016 in Aussicht gestellt.

Für die Buchs ist der Papst "ein Ereignis". Sie haben den Heiligen Vater in Rom als Hoffnungsträger erlebt. Er war jedes Mal, wenn im Plenum getagt wurde, in der Aula zugegen. Er wurde wie selbstverständlich zu einem Mitglied der Gesamtgruppe. Und so verwundert es nicht, dass Petra Buch erzählt: "Der Papst hat immer sechs Meter vor uns gesessen. Nach einer gewissen Zeit merkt man gar nicht mehr, dass der Heilige Vater zugegen ist." Und genau zu so einem Zeitpunkt trafen die Buchs rein zufällig auf Papst Franziskus. "Guten Morgen, Heiliger Vater", begrüßte Petra Buch den Papst. Etwas forscher stellte sich Aloys Buch vor. "Wir kommen aus Deutschland. Dort gibt es immer noch viele wache und engagierte Katholiken, egal was ihnen an Gerüchten in Rom zugetragen wird", leitete der Korschenbroicher Theologe das kurze Gespräch ein und erntete ein aufrichtiges, herzliches Lachen. "Der Papst ist spontan, offen und völlig unkompliziert. Er hat sofort verstanden, was ich sagen wollte ", erinnert sich der Gasthörer aus dem Rhein-Kreis Neuss an die persönliche Begegnung - gefühlte fünf Minuten, die er und seine Frau Petra nie vergessen werden. Eine Begegnung voller Hoffnung für ein neues, ein gutes Jahr.

(NGZ)
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