Korschenbroich Liedberger Pfarrkirche wird 100 Jahre

Korschenbroich · Im Juni 2016 steht in Liedberg, Steinhausen und Drölsholz ein rundes Jubiläum an: Die stattliche Pfarrkirche St. Georg feiert ihren 100. Geburtstag. Hinter den historischen Mauern verbergen sich viele spannende Geschichten.

 Das stattliche Gotteshaus an der Bundesstraße 230 wurde vor 100 Jahren errichtet: Gefeiert wird allerdings erst im kommenden Sommer. Christian Brings (M.) erinnerte jetzt bei einer Führung an die Entwicklung der Pfarrkirche.

Das stattliche Gotteshaus an der Bundesstraße 230 wurde vor 100 Jahren errichtet: Gefeiert wird allerdings erst im kommenden Sommer. Christian Brings (M.) erinnerte jetzt bei einer Führung an die Entwicklung der Pfarrkirche.

Foto: Ilgner

Normalerweise hätte die Jubiläumsfeier in diesem Jahr stattfinden sollen. Da Pfarrer Zimmermann erkrankt war, wurden die Feierlichkeiten kurzerhand auf nächstes Jahr verschoben, damit die Liedberger dieses Fest gemeinsam mit ihrem Pfarrer erleben können. Geplant ist ein Benefizkonzert mit dem Liedberger Männerchor und gefeiert wird auf einem großen Pfarrfest im Hildegundis-Heim, außerdem ist eine Festmesse vorgesehen. Um nicht ganz auf eine besondere Veranstaltung verzichten zu müssen, gab es nun im Rahmen der Ausstellungsreihe "Himmelwärts" eine Kirchenführung.

Am 27. Oktober 1913 wurden die ersten Steine zum Bau der Kirche aufeinander gemauert, am 6. Juni 1915 war sie fertig gestellt. Insgesamt 93.000 Mark an Baukosten wurden benötigt, bis das Bauwerk im gotischen Stil vollendet war. Schon früh haben die Liedberger und Steinhausener Bürger versucht, ihre Kirche tatkräftig und auch finanziell zu unterstützen. "Der Bau der allerersten Orgel wurde durch eine private Spende in Höhe von 500 Mark ermöglicht", erzählt Christian Brings, der die Führung leitete. Auch die Kirchenbänke wurden teilweise gespendet. Bei der Möbelschreinerei Johannes Borres aus Mönchengladbach-Giesenkirchen wurden die Bänke für je 105 Mark angeschafft. Besonders stolz waren die Kirchgänger auf ihre Kanzel, die aus wertvollem münsterländischem Sandstein gefertigt war.

Der Zweite Weltkrieg zerstörte dann mit gewaltiger Macht viele Bauwerke. Am 22. Mai 1944 wurde Liedberg von einem Luftangriff der Alliierten getroffen, die meisten historischen Häuser wurden zerstört. Durch die heftigen Bombeneinschläge wurden die Kirchenfenster des Chores und des linken Kirchenschiffes herausgerissen. Die Chorfenster konnten bereits 1955 erneuert werden. "Die übrigen drei Seitenfenster mussten über 30 Jahre mit einer Notverglasung verschlossen werden, erst 1979 wurden die Fenster erneuert", erklärt Christian Brings. Nur die Rosetten sind im Original erhalten geblieben, weil die Komplett-Restaurierung der Fenster damals als für zu teuer befunden wurde. Wieder zeigten sich die Bürger engagiert und spendabel - die Kosten für eins der Fenster wurden von der Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft übernommen.

Auch die Orgel befand sich durch die schlimmen Kriegszerstörungen in einem sehr schlechten Zustand. Also wurde auf ein neues Kircheninstrument gespart und nach einer relativen kurzen Zeit - am dritten Advent im Jahr 1951 - konnte die neue Orgel eingeweiht werden. "Einen großen Teil dazu beigetragen hat sicherlich Pfarrer Hannen, der als wahrer Geldbeschaffer bezeichnet werden kann", scherzt Christian Brings. Der Pfarrer sammelte höchstpersönlich die Kollekte ein und so kamen regelmäßig über 500 DM zusammen. Auch für neue Glocken war daher schnell genug Geld beisammen und am vierten Advent 1954 fand die Glockenweihe statt.

Als 2001 die große Innenraumsanierung anstand, haben wirklich alle angepackt. Mit Traktoren und Anhängern wurde die Einrichtung der Kirche wegtransportiert und eingelagert. Aufgrund der hohen Kosten erbrachten die Liedberger und Steinhausener viele Arbeiten in Eigenleistung. Und wer sich so fleißig beteiligt, hat sogar bei der Farbgestaltung des Innenraums ein Mitspracherecht.

Auf einem Pfarrfest wurden verschiedene Farben vorgestellt und die Gemeindemitglieder konnten durch Ankreuzen auf einem Zettel für ihren Favoriten stimmen. Das Ergebnis dieser Wahl lässt sich heute immer noch bewundern.

(NGZ)
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