Korschenbroich Letzter Blick auf die "Traube"
Korschenbroich · Nur noch der Schriftzug an der Außenwand erinnert an das Kleinenbroicher Traditionslokal. Die Abbrucharbeiten dauern an. Auf dem Areal sollen ab November 24 Wohnungen für 5,2 Millionen Euro gebaut werden.
Der Glanz der Traditionsgaststätte "Zur Traube" ist schon lange verblasst: Dort, wo sich die Fußball-Elite von Borussia Mönchengladbach über Jahre hinweg die Klinke in die Hand gab und sich in den 1970er Jahren zu Meisterfeiern traf, ist heute der Abrissbagger im Einsatz. Mit dem Schützenempfang am 31. Mai 2015 gingen an der Haus-Randerath-Straße die Lichter für immer aus. Jetzt erinnert nur noch die Außenwand mit dem Namenszug an eines der ältesten Restaurants Deutschlands. Dokumente belegen, dass die Familie Kohlen dort bereits seit 1729 Gastronomie betrieb.
Der Abrissbagger der Kleinenbroicher Firma Dappen frisst sich schon seit vier Wochen durch die verwaiste Gaststätte. Er schafft Platz für drei Mehrfamilienhäuser mit 24 neuen barrierefreien Wohnungen. Eigentümer und Bauherr Ingo Buchmayer geht davon aus, dass er den für Anfang November terminierten Baubeginn einhalten kann.
Doch bevor die Baugrube ausgehoben wird, haben die Mitarbeiter des Abbruchunternehmens noch alle Hände voll zu tun: Zurzeit türmen sich Berge von Bauschutt auf dem früheren Parkplatz auf dem Hintergelände. Dort, wo bis zur Restaurantschließung Sportkegler noch um Punkte kämpften, erinnert nur noch eine verstaubte Bahn und die Mechanik der Seilführung an die alte Kegelbahn.
Zwischen all den für die Deponie vorsortierten Schutt-, Bodenbelag- und Holzhaufen lässt die Hauswand noch einen letzten Blick nach draußen zu. Der wird auch noch die nächsten Wochen möglich sein. "Wir lassen die Außenfassade noch als Sichtschutz stehen", erklärt Stefan de Hoogh gegenüber unserer Redaktion. Der Bauleiter der GWB Gewerbe- und Wohnungsbau GmbH ist fast täglich vor Ort, um die Arbeiten in Kleinenbroich zu begleiten. Mit von der Partie sind auch der Künstler und Heimatforscher Walther Gerresheim und Vorstandsmitglieder des örtlichen Heimatvereins. Sie hoffen noch auf "alte Schätzchen", die beim Abriss zutage kommen könnten.
Mit historisch-wertvollen Funden rechnet Bauleiter Stefan de Hoogh aber nicht: "Vielleicht wird es noch ein paar alte Holzbalken geben," räumt er ein. Einen Gewölbekeller zu finden, schließt er aus. "Wir haben vor dem Kauf mit der Familie Kohlen alle drei vorhandenen Keller gesichtet. Nichts lässt auf etwas Wertvolles schließen," sagt er. Stefan de Hoogh ist jedenfalls sensibilisiert: Auch wenn die Traube weder von der Stadt Korschenbroich noch vom Landschaftsverband Rheinland unter Denkmalschutz gestellt worden ist, so war das Herzstück der Altbebauung immerhin 630 Jahre alt.