Kleinenbroich Lektorin erklärt Historie der Pfarrkirche

Kleinenbroich · Zur Ausstellung "Himmelwärts" im Kulturbahnhof gibt es ein Rahmenprogramm. Gestern führte Anne Künkel durch St. Dionysius. Erstaunlich, dass nur 600 Gemeindemitglieder ein solch imposantes Gotteshaus errichten konnten.

 Im Rahmen der Ausstellung "Himmelwärts" führte Anne Künkel gestern durch die Kleinenbroicher Pfarrkirche St. Dionysius. Zu den Raritäten des Gotteshauses zählen die Kreuzrippengewölbe und der Boden aus Blaustein.

Im Rahmen der Ausstellung "Himmelwärts" führte Anne Künkel gestern durch die Kleinenbroicher Pfarrkirche St. Dionysius. Zu den Raritäten des Gotteshauses zählen die Kreuzrippengewölbe und der Boden aus Blaustein.

Foto: Detlef Ilgner

Anne Künkel, Kommunionhelferin und Lektorin in der Pfarrgemeinde St. Dionysius, hatte jede Menge interessante Informationen parat. Die Teilnehmer der Führung erfuhren zunächst, wie es 1868 zum Bau der Kirche gekommen war, welche Probleme es gegeben hatte. "Die älteste Kirche stammt von 1160, sie stand an der Randerathstraße, wo heute ein großes Mehrfamilienhaus steht", erklärte die 62-Jährige. Dass knapp 600 Gemeindemitglieder so ein Projekt gestemmt bekommen haben, lag auch an der großen Bedeutung der Kirche für das Leben des Einzelnen: "Noch bis in die 1960er Jahre hinein war es selbstverständlich, sonntags in die Kirche zu gehen."

20 Jahre lang wurde darüber gestritten, ob die neue Kirche am alten Standort errichtet werden sollte oder nicht. Pfarrer Karl Nöthen, damals neu im Amt, machte Druck, die Entscheidung fiel für den neuen Standort. Mit den Plänen wurde der Kölner Dombaumeister Vinzenz Statz beauftragt, die Gemeinde entschied sich für den neugotischen und damit gegen den neuromanischen Baustil. Künkel machte auf viele Besonderheiten aufmerksam: "Dass sich die Kreuzrippengewölbe über zwei Joche erstrecken, ist sehr selten." Eine Rarität sei auch der Boden aus Blaustein: "Er stammt aus einem Steinbruch, der bereits 1800 geschlossen wurde, der Boden muss deshalb von einer anderen Kirche übernommen worden sein."

Anne Künkel ging ausführlich auf die Historie der Glocken ein - sie waren sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen worden. Die jetzigen Glocken stammen aus dem Jahr 1957. "Wir sind wer": Statusdenken spielte beim Kirchenbau als Triebfeder eine große Rolle. Künkel hob das ehrenamtliche Engagement beim Bau der Kirche hervor, räumte aber ein, dass längst nicht jede Arbeit fachmännisch ausgeführt worden war - Feuchtigkeit war eines der Probleme, die aus der unfachmännischen Arbeit resultierte. In den 1970er Jahren, nach dem zweiten Vatikanischen Konzil, ist der Inneneinrichtung einiges ihrer einstigen Pracht genommen worden - einiges an Verzierungen ist mittlerweile nach kontroversen Diskussionen wieder zurückgekehrt. "Einige der Kirchenbänke wurden aus dem Holz der Tannen gefertigt, die auf dem Grundstück der alten Kirche standen", erfuhren die Teilnehmer.

Immer wieder gab des Privatpersonen, die Inventar anfertigen ließen: So spendete ein Ehepaar das Maria-Hilf-Altärchen aus Anlass seiner Silberhochzeit. Ein monumentaler Altar wurde von dem Schiefbahner Peter-Josef Ferfers finanziert, dem die Kirche sehr am Herzen lag. Gerhard Breuer aus Aachen fertigte den Altar. Aus dem Jahr 1897 stammt der Hochaltar. Der neue, moderne Hauptaltar kam 1978 in die Pfarrkirche. "Wenn so wenige Gemeindemitglieder es geschafft haben, diese Kirche zu bauen, dann muss es uns doch gelingen, das Gebäude instand zu halten", sagte Anne Künkel.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort