Kleinenbroich Kurierdienst ohne Abgase

Kleinenbroich · Christiane Wiemers hat sich mit einem umweltfreundlichen Lieferservice selbstständig gemacht. Mit dem Fahrrad liefert sie die Waren aus. Die Freude am Radeln hat die dreifache Mutter auf ihre Kinder übertragen.

 Christiane Wiemers mit ihren zwei Fahrrädern: Das Lastenrad benutzt sie für schwere Transporte, das Rennrad für eilige und leichte Fracht. In den Rucksack passt auch einiges

Christiane Wiemers mit ihren zwei Fahrrädern: Das Lastenrad benutzt sie für schwere Transporte, das Rennrad für eilige und leichte Fracht. In den Rucksack passt auch einiges

Foto: Jörg Knappe

Es war ein Nebenjob, der Christiane Wiemers zu dem machte, was sie heute ist. Nach dem Schulabschluss jobbte sie als Fahrradkurier in Düsseldorf. "Zum Teil musste ich da Flugtickets innerhalb von 15 Minuten von einem Reisebüro in der Innenstadt zum Flughafen bringen", erinnert sie sich. Auch Blutproben oder Wasser für ein Aquarium gehörten zu ihrer Fracht. Bei diesem Job lernte die heute 44-Jährige auch ihren Mann kennen. Zusammen mit ihren drei Kindern leben die Wiemers heute in Kleinenbroich.

Für Christiane Wiemers war es nach einer langen Phase als Hausfrau und Mutter im vergangenen Herbst wieder an der Zeit, zu arbeiten. Warum also nicht den alten Job wieder aufgreifen? Die Kleinenbroicherin legte sich ein sogenanntes Bakfiets, ein niederländisches Lastenfahrrad, zu und suchte nach Auftraggebern. Schnell fand sich der Kaarster Landwirtschaftsbetrieb Lammertzhof als erster Kunde.

Die Obst- und Gemüsekisten, die im Abo bei dem Hof bestellt werden können, wurden bisher mit einem Kleinbus ausgeliefert. Die ökologische Alternative, die Kisten mit dem Fahrrad ausliefern zu lassen, gefiel Landwirt Heinrich Hannen. Seitdem bringt Wiemers die Kisten immer freitags zu den Kunden. Etwa sieben passen auf ihr Lastenfahrrad, danach muss sie Nachschub holen. "Die meisten Leute, die ich während meiner Arbeit treffe, sind erstaunt, wie viel Gepäck mein Fahrrad fasst und vor allem, wie viele Kilometer man mit dem Rad problemlos zurücklegen kann", sagt Wiemers. Für sie ist das ganz normal - und ein Stück Freiheit. "In einem Auto fühle ich mich wie in einem Käfig", sagt sie. Für leichte und besonders eilige Fracht hat Wiemers zusätzlich zu ihrem Lastenfahrrad noch ein Rennrad. Damit fährt sie auch bis nach Düsseldorf, Neuss oder Mönchengladbach.

In Zukunft möchte Wiemers gerne mehr Privatkunden betreuen. "Ich könnte mir vorstellen, beispielsweise für Senioren einkaufen zu gehen", sagt sie. Handzettel hat sie bereits auf die Briefkästen in der Umgebung verteilt, zurzeit bastelt sie an einer Internetseite.

Die Begeisterung fürs Radfahren hat Wiemers auf ihre drei Kinder Marta (11), Freda (10) und Anton (9) übertragen. Marta und Anton trainieren beide in der Radsportabteilung des VfR Büttgen. Freda spielt indes lieber Fußball. Wiemers' Mann arbeitet noch bei dem Kurierdienst in Düsseldorf - allerdings im Büro, nicht mehr auf dem Rad. In seiner Freizeit trainiert er allerdings für ein 24-Stunden-Radrennen am Nürburgring. In den Ferien fährt die ganze Familie mit dem Rad in den Urlaub. "Im vergangenen Jahr waren wir auf einem Campingplatz in Brüggen-Bracht. Das ist zwar nicht weit, aber für die Kinder schon eine halbe Weltreise, denn jeder Kilometer ist selbst erstrampelt", sagt Wiemers.

(NGZ)
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