Korschenbroich Im Einsatz für Menschen mit Handicap

Korschenbroich · Der Behindertenbeauftragte der Stadt Korschenbroich zieht nach einem Jahr eine positive Bilanz. Langweilig wird ihm jedoch nicht: Er entdeckt immer wieder neue Mängel. Berthold Tumbrink macht sich zudem für die Inklusion stark.

 Berthold Tumbrink ist seit einem Jahr als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter für die Stadt Korschenbroich im Einsatz. Einen Mangel, den er entdeckt hat: Stufen-Hindernisse an der neuen Senioren-Residenz in der Nähe des Bahnhofs.

Berthold Tumbrink ist seit einem Jahr als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter für die Stadt Korschenbroich im Einsatz. Einen Mangel, den er entdeckt hat: Stufen-Hindernisse an der neuen Senioren-Residenz in der Nähe des Bahnhofs.

Foto: ilgner

Nach einem Jahr zieht der neue Behindertenbeauftragte Berthold Tumbrink eine erste Bilanz. "Mehr als 100 Menschen haben sich an mich gewandt", berichtet der 62-Jährige. "Und das Verhältnis zwischen der Stadtverwaltung und mir ist sehr gut." Tumbrink, der im September vergangenen Jahres das Amt von Siegbert Schmitz übernommen hatte, geht mit viel Elan an seine neue Aufgabe. Und er hat Visionen: Inklusion, meint er, soll sich nicht nur auf Schulen beschränken. Auch im Berufsleben sollten Menschen mit Behinderungen nach ihren Fähigkeiten eingesetzt werden - und das nicht nur in Behindertenwerkstätten, sondern auch in ganz normalen Firmen.

Viele Dinge stellen Berthold Tumbrink nach einem Jahr Amtszeit zufrieden. Einige Erfahrungen haben ihn berührt, andere nachdenklich gemacht. Doch es gibt auch Dinge, die den 62-Jährigen ärgern. Ein Beispiel: Das Umfeld des neuen Azurit-Senioren-Wohnheims in Korschenbroich. "Das Umfeld ist für Menschen mit Behinderungen voller Hindernisse." Und dass in Kleinenbroich im Bereich vom Baumarkt bis hin zur Unterführung die Verkehrssituation nicht grundlegend verbessert wird, hält er ebenfalls für bedauerlich. Trotz der geplanten baulichen Erweiterung wäre es seiner Ansicht nach sinnvoll gewesen, einen kleinen Teil des Baumarktgrundstücks für die grundlegende Verbesserung der Verkehrssituation zu beanspruchen.

Aber es gibt auch erfreuliche Erfahrungen. Näheres darf der Behindertenbeauftragte noch nicht ausplaudern, nur so viel: In Korschenbroich hat sich ein Privatmann gefunden, der ein Haus mit sieben Wohnungen für behinderte Menschen errichten will. "Ich finde es toll, dass es Menschen gibt, die so etwas möglich machen", erzählt Berthold Tumbrink. In seinen Sprechstunden fällt ihm immer wieder auf, dass er nicht allen Besuchern helfen kann. "Ich habe deshalb mit Dr. Josef Merten vom VdK Kontakt aufgenommen - denn wenn es etwa Fragen zu Rentenangelegenheiten gibt, bin ich nicht der richtige Ansprechpartner", sagt der 62-Jährige. Mitunter hätten die Ratsuchenden auch unrealistische Vorstellungen: "So leicht wie viele denken, kommt man beispielsweise nicht an einen Ausweis, der zum Parken auf den Behindertenparkplätzen berechtigt. Höher als gedacht sind auch die Hürden, um kostenfrei Bus und Bahn fahren zu dürfen", erklärt der Behindertenbeauftragte.

Apropos Bahn: Immer wieder wird von Gehbehinderten kritisiert, dass die ausfahrbare Überbrückung zwischen Bahnsteig und Zug nicht ausgefahren wird. Dass der Zugführer den entscheidenden Knopf auch tatsächlich drückt, darauf hat er wenig Einfluss. Gespannt ist Tumbrink auch darauf, wie die Verantwortlichen auf die Kritik reagieren, dass die Schrift auf den Fahrplänen zu klein gedruckt sei für Menschen mit einer Sehbehinderung.

Was für den Behindertenbeauftragten wichtige Erkenntnisse sind: Eine Behinderung muss nicht unbedingt sichtbar sein. Und es müssen nicht alte Menschen sein, die von einer Behinderung betroffen sind. Gerade die Jüngeren will Berthold Tumbrink ins Berufsleben integrieren - eine große Aufgabe, die wohl noch viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Langweilig dürfte es für den Korschenbroicher so schnell jedenfalls nicht werden.

(NGZ)
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