Korschenbroich Herzwoche: Faktor Zeit ist entscheidend

Korschenbroich · Je schneller eine Behandlung erfolgt, desto geringer sind die Schäden am Herzmuskel: Das war ein Fazit des Ratgeberabends im Ratssaal.

 Herz-Seminar im Ratssaal (v.l): Moderatorin Ruth Wiedner, Koordinator Günter Kopp, Professor Michael Haude, Dr. Dirk Krause, Dr. Barbara Lüthen, Dr. Hubertus Degen, Schirmherr Marc Venten und Dr. Marc Zellerhoff.

Herz-Seminar im Ratssaal (v.l): Moderatorin Ruth Wiedner, Koordinator Günter Kopp, Professor Michael Haude, Dr. Dirk Krause, Dr. Barbara Lüthen, Dr. Hubertus Degen, Schirmherr Marc Venten und Dr. Marc Zellerhoff.

Foto: L. Berns

"Zeit rettet Leben" lautet der Leitsatz, den Professor Michael Haude, Chef-Kardiologe des Neusser Lukaskrankenhauses, den Zuhörern im voll besetzten Ratssaal in Korschenbroich mit auf den Weg gab. Denn wenn der Verdacht auf Herzinfarkt besteht, zählt jede Minute. Je schneller die Behandlung erfolgt, desto geringer sind die Schäden am Herzmuskel. Mit den Herz-Wochen informiert die Deutsche Herzstiftung regelmäßig über Erkrankungen rund um das Herz. Ihr Ziel ist es, aufzuklären und vorzubeugen. Dieses Jahr hat sie die koronare Herzkrankheit (KHK) und den Herzinfarkt als Thema gewählt. Moderiert wurde die Expertenrunde von Ruth Wiedner, Redakteurin der Neuß-Grevenbroicher Zeitung.

Bei einem Herzinfarkt wird ein Herzkranzgefäß durch ein Gerinnsel verschlossen und dadurch ein Teil des Herzmuskels von der Sauerstoffzufuhr abgeschlossen. Um den Blutfluss wieder herzustellen, wird das verstopfte Gefäß mit einem Ballonkatheter geöffnet und mit einem Stent gestützt. "Das ist aber nur innerhalb von 120 Minuten nach Auftreten der ersten Symptome erfolgreich möglich", erläuterte Dr. Hubertus Degen, leitender Arzt am "Lukas". Deshalb gelte es, sofort - auch nachts und am Wochenende - die Feuerwehr unter 112 anzurufen, wenn die ersten Alarmzeichen auftreten: Schmerzen im Brustkorb, die länger als fünf Minuten andauern, Atemnot, eine blasse Gesichtsfarbe oder nächtliches Erwachen mit Schmerzen im Brustkorb. "Erst wenn der Notarzt gerufen wird, kann die Rettungskette greifen", betonte Marc Zellerhoff, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Kreis. Er erklärte den 100 Anwesenden, was dann passiert: Das EKG des Patienten wird an das nächstgelegene und geeignete Krankenhaus gefunkt, wo schon alles für das Herzkatheter-Labor vorbereitet wird. Seit 2007 werden die Daten im Rahmen des Infarktnetzwerks vom Rettungswagen aus übermittelt. Mit dem Ergebnis, dass sich die Infarktversorgung nachweislich verbessert hat. Wie es überhaupt zu einem Infarkt kommt, und dass er eine jahrelange, oft schleichende Vorgeschichte hat, erläuterte Dr. Dirk Krause: Auslöser ist die koronare Herzkrankheit, die häufigste Form der Arteriosklerose. In den Koronargefäßen, die das Herz mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, lagern sich sogenannte Plaques ab und verengen sie. Bei körperlicher Anstrengung kann sich dies unter anderem durch Atemnot äußern. Bricht diese Kalkablagerung auf, kann sich das Gefäß vollständig verschließen. Die Folge: ein Herzinfarkt.

Ursachen für diese Ablagerungen sind mangelnde Bewegung, Stress, Bluthochdruck, Diabetes oder zu hohe Cholesterinwerte. Dr. Barbara Lüthen hatte aber einen Trost parat: "Wenn Sie ihren Lebensstil ändern, können Sie vorbeugen". Sie empfahl, 15 Minuten täglich zu walken oder Rad zu fahren, das Rauchen aufzugeben und weniger Fleisch, dafür mehr Fisch, Gemüse und Obst zu essen. "Medikamente und Bypass-Operationen sind nur ein Standbein. Der wichtigste Aspekt ist der verbesserte Lebensstil."

(NGZ)
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