Korschenbroich Grundwasserstände nach oben korrigiert

Korschenbroich · Seit fast fünf Jahren betreibt der Erftverband sieben Pumpen im Stadtgebiet, um hohe Grundwasserstände zu kappen. Eine Fortsetzung über 2021 hinaus ist geplant - wenn die Bürger weiterhin einen Großteil der Finanzierung schultern.

 Stefan Simon (l.) und Holger

Stefan Simon (l.) und Holger

Foto: J. Knappe

Das Interesse am Thema "Grundwasser" ist hoch in Korschenbroich: Das wurde auf einer Informationsveranstaltung im Gymnasium deutlich, zu der die Stadtverwaltung und der Erftverband eingeladen hatten. Vor rund 350 Zuhörern zog Stefan Simon, Abteilungsleiter Grundwasser beim Erftverband, eine Zwischenbilanz und stellte sich ebenso den Fragen der Bürger, wie Vertreter der Ratsfraktionen, der Bürgerinitiativen und der Stadtverwaltung.

Seit Dezember 2011 betreibt der Erftverband auf Korschenbroicher Stadtgebiet sieben Brunnen und einen Schwimmponton, um hohe Grundwasserstände zu begrenzen Diese Maßnahme ist zunächst auf zehn Jahre angelegt und wird zu 80 Prozent von den betroffenen Bürgern finanziert. Stefan Simon erläuterte detailliert, welche der Pumpen seit Dezember 2011 aktiv waren, und machte auf einen kuriosen Zufall aufmerksam: Seitdem die Pumpen installiert sind, fallen die winterlichen Niederschläge geringer aus, als in den Jahren zuvor. Deshalb wurden die Brunnen in Raderbroich, Pesch und Kleinenbroich-Nord bislang noch nicht in Betrieb genommen. Das bedeute keine Entwarnung, betonte er: "Hätte man die Pumpen vor 2011 installiert, hätten sie fast alle schon Grundwasser abgepumpt." Die Brunnen in Kleinenbroich-Süd wurden erstmalig im Juni 2016 aktiviert, da der ergiebige Regen im späten Frühjahr die Grundwasserstände hatte ansteigen lassen. Nur in Herrenshoff liefen die Pumpen in den vergangenen Jahren regelmäßig, zuletzt von Februar bis April und nochmals im Juni 2016. Doch die Pumpmaßnahmen erreichen nicht alle gefährdeten Häuser.

Aktuell werden rund 900 Gebäude vor nassen Kellern bewahrt, was 45 Prozent aller betroffenen Häuser entspricht. Mehr Grundwasser dürfe der Erftverband nicht abpumpen, um den Grundwasserhaushalt und die Wasserwerke nicht zu gefährden, sagte Stefan Simon. Der Erftverband plant, die Grundwasserkappung auch über das Jahr 2021 hinaus fortzuführen. Voraussetzung ist, dass die Finanzierung auch nach 2021 durch die betroffenen Bürger gesichert wird.

Die Kostenverteilung wurde unter den Besuchern in der Aula des "GyKo" kontrovers diskutiert: "Eine solidarische Finanzierung über die Grundsteuer ist rechtlich nicht möglich", betonte der Beigeordnete Georg Onkelbach. In den südlichen Ortsteilen wie Glehn und Steinhausen sorgt der Braunkohletagebau noch für niedrige Grundwasserstände. Hier rechnet Stefan Simon erst mit einem Anstieg, wenn der Tagebau im Jahr 2045 endet.

Ein weiteres Ergebnis des Abends war, dass der Erftverband die höchsten zu erwartenden Grundwasserstände um bis zu 40 Zentimeter nach oben korrigiert hat. Grundlage hierfür sind historische Daten aus den 1930er Jahren, die erstmals mit in die Berechnungen einflossen. Betroffen seien Teile von Herrenshoff und Neersbroich, aber auch von Glehn und Steinhausen. "Das ist der Worstcase, und der muss nicht eintreffen", betonte Simon.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort