Korschenbroich Glehner in der Wüste und am Polarkreis

Korschenbroich · Norbert Krause arbeitete teils unter extremen Bedingungen als Schweißer auf Montage.

 Norbert Krause mit seinem Fotoalbum: Die Abenteuer seines Lebens hat er sauber dokumentiert.

Norbert Krause mit seinem Fotoalbum: Die Abenteuer seines Lebens hat er sauber dokumentiert.

Foto: woi

Ganz schön schwer ist das dicke Fotoalbum, in dem Norbert Krause blättert. Auf jeder Seite: Erinnerungen an das wohl größte Abenteuer seines Lebens, in das er sich aus Fernweh als junger Mann stürzte. "Fünf Jahre lang war ich in Australien", erzählt der Glehner, den es im Alter von 22 Jahren nach "Down Under" verschlug. "Ich wollte damals mehr von der Welt sehen", sagt der heute 76-Jährige, der 1963 seiner Heimat Duisburg den Rücken kehrte. Er ließ alles stehen und liegen, um in Australien ein neues Leben zu beginnen.

Über Canberra zog es ihn auch nach Neuguinea, in die australischen "Snowy Mountains", nach Melbourne, nach Perth - und überhaupt reiste er kreuz und quer durch das Land, in dem er mit Hilfe eines Gewerkschaftsausweises immer wieder neue Jobs als Monteur und Schweißer annahm. Der Glehner, der in Duisburg geboren und aufgewachsen ist, möchte nach einem Bericht unserer Zeitung über die "Neuss Avenue" im australischen Cooma, in dessen Nähe er damals auch gearbeitet hat, einen Vergleich ziehen: "Australien hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert", sagt Norbert Krause, der nach seinem Aufenthalt noch zwei weitere Male die 26-stündige Reise nach Australien auf sich nahm, um zu schauen, was sich verändert hat.

"Als ich 1963 nach Australien kam, waren meine Kumpels und ich komplett frei in fast allem, was wir taten. Wir konnten auf Pferden reiten, Tennis spielen und sogar Kängurus jagen - das ging damals dort alles sehr unkompliziert und hat kaum jemanden interessiert", erzählt der 76-Jährige, der sich gerne an die riesigen Flächen und das zum größten Teil recht flache Land zurückerinnert. "Das Leben war und ist dort ganz anders als in Deutschland."

Die Bilder in seinem Fotoalbum zeigen viele Freunde, mit denen Krause teilweise bis heute regelmäßig Kontakt hat - und sie zeigen die Arbeitsstätten, von denen Norbert Krause wohl ganze Nachmittage erzählen könnte. "Ich habe als Schweißer und Monteur unter anderem im Schiffsbau gearbeitet und an der Fertigung von Ölbohrtürmen mitgewirkt", erzählt Krause, der sich heute als "soliden Rentner" bezeichnen würde. Ein Projekt habe ihn damals in die australische Wüste verschlagen, wo 250 Meilen Eisenbahnschiene verlegt werden sollten - eine schweißtreibende Arbeit, die im krassen Gegensatz zu dem steht, was Norbert Krause, der zwischenzeitlich wieder nach Europa zurückkehrte, etwa am Polarkreis erlebte. Auch dort war er auf Montage - bei Temperaturen von 30 Grad unter dem Gefrierpunkt.

Der 76-Jährige hat inzwischen in Glehn seinen Alterswohnsitz und lässt es etwas ruhiger angehen. "Ich baue Modellschiffe in meiner kleinen Werkstatt", erzählt er, während er an einer Zigarre zieht.

(cka)
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