Korschenbroich Glehner fährt das älteste Taxi im Kreis

Korschenbroich · Der 43 Jahre alte "Strich-Acht" von Unternehmer Gerhard Lesmeister ist offiziell als Taxi im Einsatz. Er ließ den Oldtimer vor zwei Jahren aufwendig restaurieren. Im Inneren tickt das Taxameter in D-Mark und Pfennig. Die NGZ ist mitgefahren.

 Altes Taxi mit glänzendem Stern: Gerhard Lesmeister mit seinem Daimler. Der Oldtimer stammt aus der Zeit, in der er mit dem Fahren anfing.

Altes Taxi mit glänzendem Stern: Gerhard Lesmeister mit seinem Daimler. Der Oldtimer stammt aus der Zeit, in der er mit dem Fahren anfing.

Foto: lber

Es ist sicher nicht das schnellste Taxi. Aber es hat Charme. Wer bei Gerhard Lesmeister einsteigt, begibt sich jedenfalls auf eine Zeitreise in die 70er Jahre. Zumindest wenn er mit seinem Mercedes "Strich-Acht" vorfährt. Der alte Daimler gehört offiziell zum Fuhrpark des Glehner Taxiunternehmers und ist damit wohl das älteste Taxi, das im Rhein-Kreis Neuss unterwegs ist. "Wenn es auch in erster Linie nur um den Gag geht. Aber bei den Kunden kommt's gut an", sagt Lesmeister, der den schmucken Benz vor zwei Jahren gekauft hat und ihn dann aufwendig restaurieren ließ.

Technisch stand der Wagen noch gut da. "Im Innenraum sah das Auto aber alles andere als schön aus. Die Sitze waren kaputt und Schimmel hatte sich verbreitet", erinnert sich der 58-Jährige. Doch die Zeiten sind vorbei: Aus dem ehemaligen Privatwagen wurde innerhalb eines halben Jahres ein beige lackiertes Taxi - und zwar mit allem was dazugehört. "Ich habe zeitgenössische Ledersitze einbauen lassen, die früher in Taxen üblich waren. Außerdem gibt es natürlich auch ein Taxameter", erzählt Lesmeister. Zugegeben: Geeicht ist es nur bis 1986. Und die Uhr zeigt den Fahrpreis in D-Mark und Pfennig. Zum Einsatz kommt das Taxameter aber nicht mehr.

Gerhard Lesmeister scheut nicht davor zurück, seinen "Oldie", wie er das Taxi liebevoll nennt, auch im Alltag einzusetzen. "Natürlich steht der Wagen nicht immer am Taxistand. Aber wenn eine Fahrt im ,Strich-Acht' gewünscht oder ein weiteres Fahrzeug gefragt ist, fahre ich oder ein Mitarbeiter auch damit los", erzählt der Glehner, während er am schwarzen, filigranen Bakelit-Lenkrad mit Chrom-Ring kurbelt und das alte Schätzchen sanft um eine Kurve manövriert.

Der Glehner hat 1980 bei der Taxizentrale Neuss mit dem Fahren angefangen. "Als Aushilfe. Der ,Strich-Acht' war damals bei den Taxiunternehmen sehr verbreitet. Ich selbst bin zu dieser Zeit oft mit so einem Wagen unterwegs gewesen." Damit ist die gemütliche Tour in dem gerade einmal 50 PS starken Oldtimer für Gerhard Lesmeister immer wieder auch eine Erinnerung an alte Taxi-Zeiten. "Normalerweise stehe ich oft unter Zeitdruck und bin auch schon mal flott unterwegs. Aber wenn ich im Oldie sitze, dann habe ich Zeit", erzählt der 58-Jährige. Einmal habe er einen Wirtschaftsvertreter am Flughafen mit dem alten Mercedes abgeholt. "Der war total begeistert."

In der Spitze fährt der Wagen 125 Kilometer pro Stunde. "Im Vergleich zu den heutigen Modellen verfügt der Oldtimer noch nicht über technische Helferlein. Hier ist noch richtig Einsatz gefragt." Interessant: Bevor es losgeht, muss der Taxifahrer noch eine "Daimler-Gedenkminute" einlegen. Was es damit auf sich hat? "Ich muss neben dem Lenkrad an einem Hebel ziehen, damit die Glühkerzen vorglühen können. Erst wenn im Tacho ein rotes Lämpchen aufleuchtet, kann ich den Motor starten", erklärt Lesmeister, der noch den originalen, mit Schreibmaschine getippten Fahrzeugbrief von 1972 besitzt. "So ein Oldie ist schon etwas Besonderes."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort