Korschenbroich Gibt es in der Niersaue Kelten-Gräber?

Korschenbroich · Noch ist es nicht offiziell bestätigt, aber vieles deutet daraufhin, dass Archäologen im neuen Baugebiet "An der Niersaue" ein keltisches Gräberfeld entdeckt haben. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hält sich mit Infos bedeckt.

 Am Stadtrand sollen langfristig bis zu 1000 Menschen ein Zuhause finden: Zuvor suchten Archäologen das Areal ab. Mit dem Bagger wurden Suchgräben geschlagen.Ob dabei ein keltisches Gräberfeld entdeckt wurde, will keiner bestätigen.

Am Stadtrand sollen langfristig bis zu 1000 Menschen ein Zuhause finden: Zuvor suchten Archäologen das Areal ab. Mit dem Bagger wurden Suchgräben geschlagen.Ob dabei ein keltisches Gräberfeld entdeckt wurde, will keiner bestätigen.

Foto: -wi

Am Ortsrand von Korschenbroich - zwischen der Gilleshütte und der L 381 - liegt das neue Baugebiet "An der Niersaue". 19,6 Hektar ist es groß, rund 17 Hektar sollen in zwei Schritten mit mehr als 300 Häusern bebaut werden. Ob die Kelten hier einst ihre Toten begruben, und Archäologen im Vorfeld der Bauplanung bei Grabungen auf ein Gräberfeld gestoßen sind, bleibt noch offen. Beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege in Bonn gibt man sich äußerst zugeknöpft. Nur zur weiteren Vorgehensweise mochte sich Dr. Claus Weber äußern: "Die Archäologen, die bei der Grabung vor Ort waren, haben einen Grabungsbericht geschrieben. Der wird gerade vom Amt für Bodendenkmalpflege ausgewertet. Unsere Auswertungen gehen dann in Form eines Abschlussberichts an die Stadtverwaltung Korschenbroich." Das werde in etwa einem Monat der Fall sein. Inwieweit die Stadtverwaltung dann mit dem Abschlussbericht an die Öffentlichkeit geht, liege in ihrem Ermessen, so Claus Weber weiter.

Bei der Korschenbroicher Stadtverwaltung hält man sich ebenfalls bedeckt. Dass bei den Grabungen ein keltisches Gräberfeld entdeckt wurde, konnte Kerstin Wild, stellvertretende Leiterin des Bauamtes, mit Hinweis auf den fehlenden Abschlussbericht nicht bestätigen. Aber ganz ausschließen mochte sie es auch nicht: "Die Situation kann sich ändern, wenn der Abschlussbericht des LVR eintrifft." Bei der Amand-Projektentwicklung GmbH, dem Eigentümer des Areals, zeigt man sich indes entspannt: "Von einem Gräberfeld ist uns nichts bekannt. Wir gehen davon aus, dass alles nach Plan verläuft", sagte der Kaufmännische Geschäftsführer Jörg Wieck. Im April 2017 möchte Amand mit der Erschließung beginnen. Dass es dabei zu Verzögerungen kommt, vermutet Kerstin Wild derzeit nicht. Dabei wäre ein keltisches Gräberfeld durchaus eine Sensation: Die Kelten, die etwa seit dem sechsten Jahrhundert vor Christus in ganz Mitteleuropa siedelten, hatten keine eigene Schrift entwickelt und kaum schriftliche Überlieferungen hinterlassen. Historiker sind deshalb auf die antiken Werke römischer und griechischer Autoren angewiesen, um einen Einblick in den Alltag der Kelten zu gewinnen.

Und deshalb sind Gräberfelder so bedeutsam: Sie liefern nicht zuletzt dank der Grabbeigaben wertvolle Erkenntnisse über Bevölkerungsstrukturen und Bräuche. Auch die Römer waren von der Umgebung rund um das Baugebiet angetan: Östlich der L 31 stand früher ein römischer Gutshof. Bereits 2010 hatten Archäologen im südlichen Teil des Baugebiets eine römische Steinaxt aufgedeckt. Im Frühjahr 2016 entdeckten sie dann im nördlichen Teil Spuren von zwei Siedlungen, in denen Menschen aus dem Übergang zwischen der Bronze- und Eisenzeit sowie aus frührömischer Zeit lebten. Der Bebauungsplan geht indes in die nächste Phase. Bis zum 8. Juli 2016 können Bürger die Planunterlagen während der üblichen Öffnungszeiten beim Amt für Stadtentwicklung, Planung und Bauordnung einsehen.

(NGZ)
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