Korschenbroich Gas-Pipeline führt nur durch Ackerland

Korschenbroich · Eine 215 Kilometer lange Erdgas-Leitung soll bis spätestens 2020 quer durch NRW und auch durch den Rhein-Kreis führen. Die 600 Millionen Euro teure Wunschtrasse wurde jetzt vom Netzbetreiber in Korschenbroich vorgestellt.

 Eine ähnliche Leitung soll an Gladbach vorbei durch den Rhein-Kreis bis ins Münsterland verlegt werden. Die Trasse streift Jüchen, Grevenbroich, Korschenbroich und Kaarst. In Glehn soll eine Verdichtungsstation genutzt werden.

Eine ähnliche Leitung soll an Gladbach vorbei durch den Rhein-Kreis bis ins Münsterland verlegt werden. Die Trasse streift Jüchen, Grevenbroich, Korschenbroich und Kaarst. In Glehn soll eine Verdichtungsstation genutzt werden.

Foto: Open Grid Europe

Während Landwirte und Stadtvertreter bei der Auftaktveranstaltung der "Open Grid Europe" zur Wochenmitte in Erkelenz ihre Bedenken gegenüber der geplanten Gas-Pipeline äußerten, blieb es am Donnerstagabend in Korschenbroich eher ruhig. Rund 60 Besucher, darunter Kommunalpolitiker und einige Landwirte, waren in den Ratssaal gekommen, um Details zu der geplanten Gas-Leitung zu erfahren. Sie soll - laut Unternehmensplanung - bereits 2019 verlegt und 2020 in Betrieb gehen.

Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt hörte sich die Experten-Informationen an, verglich Karten und ließ sich den Zeitplan erläutern. Da die Trasse ausschließlich durch landwirtschaftlich genutzte Bereiche geführt werden soll, war Wappenschmidt der Kontakt zum Rheinischen Bauernverband wichtig: "Der soll mit dem Unternehmen die Modalitäten aushandeln, damit jeder Landwirt die gleichen Voraussetzungen hat." Mit Blick auf den Fruchtstand merkte Wappenschmidt gegenüber den Unternehmensvertretern an: "Durch meinen Acker verläuft jetzt schon eine Gasleitung. Den Verlauf kann ich je nach Wetter am Fruchtstand gut erkennen." Eine abschließende Meinung zur geplanten Pipeline hat sich Kreislandwirt Wappenschmidt bislang noch nicht gebildet, und so hielt sich der CDU-Kreistagsabgeordnete aus Glehn mit bewertenden Kommentaren auch zurück: "Dafür bin ich noch zu wenig im Thema." Damit sich das ändert, soll der Netzbetreiber sein Vorhaben zeitnah im städtischen Planungsausschuss vorstellen. "Wir müssen nur noch einen Termin finden", erklärte Ausschussvorsitzender und Vize-Bürgermeister Hans-Willi Türks gegenüber unserer Redaktion. Der Fernnetzbetreiber "Open Grid Europe" plant eine 215 Kilometer lange Gas-Pipeline. Die vorgesehene Trasse führt von der belgisch-deutschen Grenze in Lichtenbusch bis nach St. Hubert bei Krefeld - und damit auch quer durch den Rhein-Kreis Neuss.

Die 600 Millionen Euro teure Leitung soll bereits ab 2020 Erdgas von Zeebrugge (Belgien) nach Deutschland transportieren. Als Grund für das Vorhaben nennen Projektleiter Franz Josef Kißing und Unternehmenssprecher Helmut Roloff das absehbare Aus für L-Gas, mit dem aktuell 25 Prozent des Gesamtmarktes bedient werde . "Die Ressourcen reichen maximal bis 2030. Schon 2020 soll das Netz in Betrieb gehen", erklärt Helmut Roloff, danach werde auf das brennintensivere H-Gas umgestellt. Die Umstellung mache den Bau der neuen Erdgas-Pipeline erforderlich.

Um die Menschen rechtzeitig über das Großprojekt zu informieren, hat der Netzbetreiber für diese und die nächste Woche NRW-weit zu sieben Info-Abenden geladen. "Wir wollen Sie frühzeitig mit dem Vorhaben konfrontieren und offen Fragen beantworten", trat Franz Josef Kißing vor die 60 Besucher im Ratssaal. Wer von ihnen lange Stuhlreihen und einen "angehübschten" Power-Point-Vortrag erwartet hatte, der wurde enttäuscht.

Das Unternehmen hatte sich mit Stellwänden im Ratssaal positioniert. Zwölf Experten nutzten die zweistündige Zusammenkunft, um das Vorhaben Einzelnen oder Kleingruppen - je nach Interessenlage - zu erläutern.

(NGZ)
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