Korschenbroich Flüchtlinge lernen in Zahnarztpraxis

Korschenbroich · Einstieg ins Berufsleben: Eine junge Frau aus Eritrea macht in der Praxis von Dr. Lutz Laurisch eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin. Zudem hospitiert dort ein Nachwuchs-Zahnarzt aus dem Irak. Beide haben ehrgeizig Deutsch gelernt.

 Patientenperspektive: Maheder Abrham aus Eritrea (links) macht in der Praxis von Dr. Lutz Laurisch (rechts) eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin. Mohammed Waisi aus dem Irak (Mitte) hospitiert beim Zahnarzt.

Patientenperspektive: Maheder Abrham aus Eritrea (links) macht in der Praxis von Dr. Lutz Laurisch (rechts) eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin. Mohammed Waisi aus dem Irak (Mitte) hospitiert beim Zahnarzt.

Foto: c. Kandzorra

Routiniert zieht sich Maheder Abrham die weißen Einmal-Handschuhe über ihre Hände und klemmt sich die beiden Laschen des Mundschutzes um die Ohren. Ein prüfender Blick von Zahnarzt Dr. Lutz Laurisch - dann kann es losgehen: Die 22-Jährige, die vor zweieinhalb Jahren aus Eritrea geflüchtet und nach Deutschland gekommen ist, setzt den Speichel-Sauger an. Dann schaut sich ihr Chef die Zähne des Patienten genau an, der mit weit geöffnetem Mund auf dem Behandlungsstuhl sitzt.

Situationen wie diese sind für die beiden Alltag. Dabei ist es doch eine noch ungewöhnliche Konstellation, die sich vor gut einem Jahr so ergeben hat. Maheder Abrham hat damals eine Beschäftigung gesucht - und Lutz Laurisch eine Auszubildende. "Ich hatte Kontakt mit dem Sozialamt aufgenommen, das dann vermittelt hat", sagt der Zahnarzt, der der jungen Frau nach nur zwei Tagen ohne ein Praktikum eine Ausbildungsstelle anbot.

Jetzt durchläuft sie bereits das zweite Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Zahnarzthelferin. "Ich sehe das als große Chance. Damit hätte ich nicht gerechnet", betont Abrham, die sich sehr für medizinische Berufe interessiert. Ehrgeizig lernte sie auf eigene Kosten Deutsch. In der Zahnarztpraxis assistiert sie dem behandelnden Arzt und betreut die Patienten. Wie diese auf sie reagieren? "Die meisten sind sehr freundlich. Ich bin froh, dass es so gut läuft."

Die Zeit in der Flüchtlingsunterkunft sei schlimm gewesen, vor allem die Langeweile. Mittlerweile hat sie eine eigene Wohnung. "Und im Alltag lerne ich ständig neue Leute kennen", berichtet sie. Nach Abschluss der Ausbildung, bei der sie zweimal pro Woche eine Berufsschule besucht, möchte sie weiter als Zahnarzthelferin arbeiten.

Einen ähnlichen Traum hat Mohammed Waisi: Der 25-Jährige ist vor einem Jahr aus dem Irak geflüchtet und nach Korschenbroich gekommen. Er hat bereits ein Zahnmedizin-Studium in Bagdad absolviert und in den vergangenen neun Monaten so gut Deutsch gelernt, dass er bald zwei Prüfungen bestehen dürfte, mit denen seine Zahnarzt-Ausbildung in Deutschland auch anerkannt wird. Der junge Mann kommt ebenfalls jeden Tag in die Praxis von Lutz Laurisch, in der auch dessen Frau Elfi sowie Moritz Finkeldey als Ärzte arbeiten. "Ich hospitiere hier", sagt Mohammed Waisi, der vor sechs Monaten 40 Bewerbungen verschickt und nur eine einzige Antwort erhalten hat: Sie kam von Laurisch. "Die Bewerbung war perfekt. Ich habe ihm angeboten, bei uns zum Beispiel die deutschen Fachbegriffe zu lernen, die er für seine spätere Berufslaufbahn in Deutschland braucht," sagt der Zahnarzt. Mohammed Waisi schreibt sich bei den Behandlungen alle Fachbegriffe auf und schaut den Ärzten über die Schulter. "Mein Traum ist es, später als Kieferorthopäde zu arbeiten und meine eigene Praxis zu eröffnen", sagt er. Waisi und Abrham bewältigen ihren Alltag in der neuen Heimat in Deutschland gut. "Vor allem die Verständigung klappt immer besser", stellen die Beiden fest.

(cka)
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