Korschenbroich Erinnerungen an das KZ und Lieder für den Frieden

Korschenbroich · Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano und die Band "Microphone Mafia" waren gemeinsam im Gymnasium.

 Generationen an einem Tisch: Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano mit Schülern des Gymnasiums Korschenbroich.

Generationen an einem Tisch: Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano mit Schülern des Gymnasiums Korschenbroich.

Foto: Jörg Knappe

Betroffenheit, Nachdenklichkeit und Lebensfreude prägten die Lesung und das Konzert mit der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano und der Rap-Band "Microphone Mafia". Gemeinsam leisteten sie auf Einladung des Gymnasiums Erinnerungsarbeit und mahnten Wachsamkeit gegenüber Intoleranz und Gewalt an.

Es war ein Abend der Gegensätze, die kaum größer hätten sein können: Bejarano stellte mit ihrer Biografie beispielhaft ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte vor. Schweigend und erschüttert hörten ihr die vielen Besucher zu. Zum Rap der Band "Microphone Mafia" aber sangen und klatschten alle gerne mit. Der Brückenschlag gelang, da Bejarano und der politisch aktive Rapper Kutlu Yurtseven seit neun Jahren in der musikalisch modernen Aufbereitung ein generationsübergreifendes Team sind. Zudem strahlt die 91-Jährige eine beeindruckende Vitalität aus.

Dieser Wesenszug wird ihr geholfen haben, die Jahre im Konzentrationslager zu überleben. Im Mädchenorchester von Auschwitz spielte Bejarano Akkordeon, wenn die Gefangenen in Kolonnen zur Arbeit zogen und Juden aus ganz Europa "ins Gas fuhren". Es sei eine psychische Belastung gewesen, da die Ankommenden glaubten, wo Musik gespielt wird, kann es nicht wirklich schlecht sein, so Bejarano. Sie las vom Transport auf Viehwaggons, von der ihr eintätowierten Nummer "41948", als den Juden ihre Namen genommen wurden, und von der Befreiung, die für sie "meine zweite Geburt" war.

Mit Rapper Kutlu Yurtseven und zur Begleitung des Bassisten von der Band "Microphone Mafia" sang Bejarano neue und alte Lieder, zum Beispiel vom jüdischen Widerstand, die Ballade der Judenhure in der Vertonung von Brecht und Eisler, Volkslieder und in einer Variante ein Lied von den Höhnern mit einem Text aus Sicht der Immigranten.

Mit den Worten "Es ist jetzt die Zeit der musikalischen Solidarität" hatte Yurtseven den Besuchern die Angst vor dem Mitsingen genommen. "Wir leben trotzdem. Wir sind da", sang Bejarana entschlossen und mitreißend, als das Konzertende nahte. Zum Finale rief Yurtseven seine "Gang" auf die Bühne. Mit etwa 60 Gymnasiasten hatte er den abschließenden Rap-Song einstudiert, so dass schließlich drei Generationen am Projekt beteiligt waren.

(anw)
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