Korschenbroich Ein Stück "Route 66" in Steinhausen

Korschenbroich · Alte Rostlauben: Hinter einem alten Auto im Vorgarten verbirgt sich nicht unbedingt eine Oldtimer-Leidenschaft des Besitzers. Es geht vielmehr um kuriose Geschichten, schöne Erinnerungen und ausgelöste Emotionen.

 Dieser verrostete Ford Popular ziert den Vorgarten von Gerd Müsch in Steinhausen. Das Auto erinnert ihn an die Flitterwochen in den USA.

Dieser verrostete Ford Popular ziert den Vorgarten von Gerd Müsch in Steinhausen. Das Auto erinnert ihn an die Flitterwochen in den USA.

Foto: G. Müsch

Man muss nicht unbedingt ein Oldtimer-Fan sein, um einen über 60 Jahre alten Ford Popular 103E in seinem Vorgarten zu parken. "Für alte Autos interessiere ich mich eigentlich gar nicht", gibt Gerd Müsch (55) aus Steinhausen unumwunden zu. Trotzdem steht dieses alte Auto in seinem Vorgarten, rostig, mit platten Reifen und kaputten Scheiben, und umgeben von Agaven, Kakteen und gelben Steinen, die an Wüstensand erinnern. Das Auto wecke für ihn und seine Frau Alexandra (33) vielmehr Erinnerungen an ihre Flitterwochen, die sie vor zwei Jahren in den USA verbracht haben, erläutert Gerd Müsch: "Dort haben wir immer wieder gesehen, dass Fahrzeuge am Straßenrand oder in den Gärten verrotten." Und da er und seine Frau erklärte Amerika-Liebhaber sind, entstand schon während der Reise die Idee, das Flair und die Atmosphäre der Route 66 in den heimischen Vorgarten zu übertragen.

Über ein Jahr lang hatte Gerd Müsch im Internet gesucht, bis er schließlich in Jülich auf den alten Ford Popular gestoßen ist. Der war bereits so verwittert, dass es sich nicht mehr lohnte, ihn zu restaurieren. Mit einem Anhänger haben sie den alten Wagen dann nach Steinhausen geholt und den Vorgarten in eine an Texas erinnernde Miniaturwüste verwandelt. Dass der Wagen ein englisches Nummernschild trägt, stört Gerd Müsch nicht. Für ihn ist der Ford Popular 103E das Auto einer amerikanischen Marke, das mit seinen gebogenen Kotflügeln an einen Straßenkreuzer erinnert. "Wir hätten doch keinen Citroën oder VW-Käfer in unseren wüstenähnlichen Vorgarten stellen können", sagt er lachend.

Dabei kann auch ein alter VW-Käfer viele Erinnerungen wecken. So wie das über 50 Jahre alte Modell, das vor dem Gelände der Fahrschule Ismar in Korschenbroich steht. Die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, ist kurios: Mit genau diesem Wagen sei ein früherer Angestellter jahrelang aus Krefeld zum Fahrschul-Betriebshof nach Mönchengladbach gefahren, erzählt Firmenchef Christoph Ismar (52). Irgendwann habe der frühere Angestellte den Käfer dann abgemeldet und auf einem Feld verwittern lassen, bis er ihn rund 20 Jahre später einem Fotografen als Kulisse zur Verfügung stellte - und der fotografierte ausgerechnet neben dem Betriebshof in Mönchengladbach. Wiedererkannt hatte er den Käfer des ehemaligen Angestellten an dem Aufkleber eines Eishockey-Vereins. "Das Auto wollte zu mir zurück", hatte sich Christoph Ismar gedacht, und weil er so viele Erinnerungen damit verband, schenkte ihm der Fotograf den Wagen. Doch nicht nur Christoph Ismar erinnert der Oldtimer an frühere Zeiten, sondern auch viele Passanten. "Fast täglich laufen ältere Herrschaften um das Auto herum. Manche erzählen, dass sie damit nach Italien gefahren sind", erzählt der Firmenchef.

Eines steht für ihn fest: "Den VW-Käfer geben wir nicht mehr her." Dabei ist auch Christoph Ismar kein erklärter Oldtimer-Fan. Es sind die Erinnerungen, die das Auto für ihn wertvoll machen.

(NGZ)
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