Korschenbroich Ein Fachwerkhaus im Dornröschenschlaf

Korschenbroich · Die "Alte Meierei" an der Zufahrt zu Schloss Myllendonk in Herrenshoff wurde gerade saniert. Woher das Haus seinen Namen hat, ist nicht überliefert. Eines steht jedoch fest: Heute ist das Denkmal ein Zeitzeuge der örtlichen Geschichte.

 Die "Alte Meierei" an der Zufahrt zu Schloss Myllendonk ist zwar frisch saniert, aber derzeit unbewohnt. Eine adäquate Verwendung für das alte Fachwerkhaus ist weiterhin nicht in Sicht.

Die "Alte Meierei" an der Zufahrt zu Schloss Myllendonk ist zwar frisch saniert, aber derzeit unbewohnt. Eine adäquate Verwendung für das alte Fachwerkhaus ist weiterhin nicht in Sicht.

Foto: Ilgner

Ein wenig einsam und verloren steht es da, fast wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten: die Alte Meierei an der Zufahrt zum Golfclub Schloss Myllendonk. Weiße Rüschengardinen an den Fenstern suggerieren zwar Leben in dem Haus, aber ein zweiter Blick offenbart schnell, dass es unbewohnt ist. Eine Einfahrt fehlt, eine Terrasse mit Sitzgruppe auch, und Fahrräder stehen ebenso wenig vor der Tür wie Orchideen innen auf den Fensterbänken.

"Seit fast 40 Jahren wohnt niemand mehr dort", bestätigt Elke Freifrau von Wüllenweber, die Tochter der heutigen Schlossherrin. Zuletzt hatte dort noch eine alte Dame gelebt. Als sie auszog, wurden die an das Haus angrenzenden, baufälligen Stallungen mitsamt dem Plumpsklo abgerissen. Das freigewordene Gelände wurde in den Golfplatz integriert, das Haus in einen Dornröschenschlaf versetzt.

Seitdem ergeht es ihm so wie fast allen Häusern, die leer stehen: Es verfällt zusehends. Um seinen Bestand zu sichern, wurden in den vergangenen Wochen marode Balken ausgetauscht sowie Fenster und Türen erneuert. Rund 200 Jahre zählt das Haus - vermutlich wurde es um 1800 erbaut. Im Volksmund, aber auch in der Liste der denkmalgeschützten Baudenkmäler in Korschenbroich, trägt es den Namen "Alte Meierei". Das lässt Raum für Spekulationen, denn weshalb es so heißt, weiß auch Elke Freifrau von Wüllenweber nicht. Der Begriff "Meier" bezeichnete ursprünglich den Verwalter oder Vogt eines adligen Grundbesitzes. Die Meierei war der Gutshof, den er bewohnte und bewirtschaftete. Der Heimatforscher Jakob Bremer listet in seinem Buch über "Millendonk" gleich mehrere Verwaltungsbeamte auf, die auf dem Schlossgelände lebten. Wahrscheinlich ist das Haus nicht alt genug, um einst als Gutshof eines Meiers gedient zu haben. Denn kurz bevor das Fachwerkhaus erbaut wurde, besetzten französische Revolutionstruppen 1794 die Region. Schloss Myllendonk ging in den Besitz der französischen Regierung über, bis Franz Gottfried von Maercken die Schlossanlage 1803 erwarb und sie 1832 über seine Nichte an die Familie von Wüllenweber vererbte. Möglicherweise ist er es gewesen, der die Alte Meierei und die Wirtschaftsgebäude errichten ließ. Dass der Jurist und Landrat dort eine Molkerei oder Meierei betrieb, ist eher unwahrscheinlich.

Für den Namen gibt es noch eine andere Erklärung: Eine Familie, die lange Jahre dort gewohnt hat, hieß Meier. Vielleicht war sie es, die dem Haus seinen Namen verlieh. Eine adäquate Verwendung für das alte Wohnhaus ist derzeit nicht in Sicht. Für Elke Freifrau von Wüllenweber hat es vielmehr eine historische Bedeutung: "Als Teil des Schlossensembles drückt es aus, wie unsere Vorfahren gelebt haben." So wird es in seinem Dornröschenschlaf verbleiben - und den Besuchern des Golfplatzes von der örtlichen Kultur und Geschichte erzählen.

(NGZ)
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