Korschenbroich Ehrenamtler wollen Gottesdienst halten

Korschenbroich · Die katholische Kirche muss mit immer weniger hauptamtlichen Kräften auskommen. Das ruft jetzt Bürger auf den Plan, die sich vorstellen können, Wortgottesdienste zu leiten. In St. Pankratius Glehn haben sich 17 Freiwillige gemeldet.

 Sie können sich vorstellen, eines Tages selbst Gottesdienste in St. Pankratius Glehn zu gestalten: Klaus Wehle (links) und Wolfgang Thielen. Noch in der ersten Hälfte des neuen Jahres wollen sie in die Ausbildung starten.

Sie können sich vorstellen, eines Tages selbst Gottesdienste in St. Pankratius Glehn zu gestalten: Klaus Wehle (links) und Wolfgang Thielen. Noch in der ersten Hälfte des neuen Jahres wollen sie in die Ausbildung starten.

Foto: Lothar Berns

Der Pfarrverband Neuss-West/Korschenbroich stellt jetzt mit der Ausbildung von kircheninteressierten Bürgern für Wortgottesdienste die Weichen für die Zukunft. Das Problem: In den Kirchen arbeiten immer weniger hauptamtliche Kräfte, gleichzeitig sollen aber keine Gottesdienste eingespart werden. "Deshalb müssen die Gemeinden selbstständiger werden. In vielen Bistümern leiten Bürger seit Jahren Gottesdienste. Unser Pfarrverband hinkt da noch etwas hinterher", sagt Pastor Michael Tewes.

In den vier Gemeinden des Pfarrverbandes wurden aus diesem Grund im vergangenen Jahr Boxen aufgestellt, in die interessierte Bürger ihre Kontaktdaten werfen konnten. "Wir haben alle angeschrieben. 45 Bürger aus unseren vier Gemeinden kamen zum ersten Treffen. Davon allein 17 aus Glehn. Mit so einer guten Resonanz hätte ich nicht gerechnet", erzählt Pastor Michael Tewes zufrieden. Viele Gläubige wollten, so der 50-Jährige, "ihre" Kirche aktiv mitgestalten und sich ehrenamtlich engagieren.

Noch in der ersten Hälfte des neuen Jahres sollen die Laien ausgebildet werden. "Wir setzen natürlich ein gewisses Grundinteresse voraus. Dennoch sollen sie einige theologische Aspekte lernen und sich auch ans Sprechen vor größeren Gruppen herantasten", erklärt Tewes. Zum rund einjährigen "Crashkurs" im Gottesdienst-Leiten zähle auch eine Bibelschulung.

Gemeldet haben sich dafür zum Beispiel Wolfgang Thielen und Klaus Wehle. Beide engagieren sich ohnehin schon ehrenamtlich in der Gemeinde St. Pankratius Glehn und können sich vorstellen, eines Tages selbst einen Gottesdienst zu leiten. "Ich gehe fast jeden Sonntag in die Kirche und bin mit dem Glauben großgeworden. Ich habe Verständnis für die Neuerung und möchte mich gerne einbringen", erzählt Klaus Wehle (54), der seit einiger Zeit Kleinkindergottesdienste in der Kirche organisiert. "Mir ist wichtig, dass die Gottesdienste in St. Pankratius weiterhin regelmäßig stattfinden können."

Ähnliches berichtet auch Wolfgang Thielen (53). Er ist Vorsitzender des Pankratiusrates und ebenfalls mit der Kirche aufgewachsen. "Meine Hauptmotivation ist es, die Lebendigkeit in der Gemeinde zu erhalten. Das Gespräch über den eigenen Glauben kommt oft zu kurz. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Gestaltung von Wortgottesdiensten dazu beiträgt, dass sich wieder mehr Gemeindemitglieder mit ihrem Glauben befassen", erzählt der Glehner, der die Ausbildung zum ehrenamtlichen Gottesdienst-Leiter jetzt auf sich zukommen lassen möchte.

Zunächst sollen die Ehrenamtler Wortgottesdienste in der Woche leiten. "Eines Tages dann vielleicht auch am Wochenende", erklärt Pfarrer Michael Tewes. Im Mai vergangenen Jahres, zum Start des Projektes, hatte Tewes erklärt, dass die Tauf- und Firmgnade Gläubige dazu aufrufe, von ihrem Glauben kundzutun. "Eine Ausdrucksform ist zum Beispiel, Gottesdienste mitzugestalten."

Schon im Jahr 2004 hatte, wie der 50-Jährige sagte, Karl Kardinal Lehmann vom Erzbistum Mainz die katholischen Kirchengemeinden dazu aufgerufen, Bürger stärker mit einzubeziehen.

(NGZ)
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