Korschenbroich Die Stadt sucht Häuser für Flüchtlinge

Korschenbroich · Jede Woche kommen neue Flüchtlinge an: Mittlerweile finden aufs Stadtgebiet verteilt 479 Asylsuchende eine Bleibe. Bürgermeister Dick schließt nicht aus, dass in Korschenbroich auch eine Erstaufnahmestelle fürs Land eingerichtet wird.

 Deutschunterricht für Flüchtlinge: Bürgermeister Dick besuchte gestern das Vereinshaus der Sportfreunde in Neersbroich. Dort versuchen sich Korschenbroicher wie Jutta Elten (r.) und Hannah Fabry (2.v.r.) als Deutschlehrerinnen.

Deutschunterricht für Flüchtlinge: Bürgermeister Dick besuchte gestern das Vereinshaus der Sportfreunde in Neersbroich. Dort versuchen sich Korschenbroicher wie Jutta Elten (r.) und Hannah Fabry (2.v.r.) als Deutschlehrerinnen.

Foto: Ilgner

Das Flüchtlingsthema hat für Bürgermeister Heinz Josef Dick seit Monaten Priorität. "Wir versuchen als Stadt, alles möglich zu machen", versichert er im Gespräch mit unserer Redaktion. Allerdings stößt der Korschenbroicher Rathaus-Chef bei den Versuchen nicht selten an Grenzen: "Es ist einfach nichts mehr planbar." Damit meint Dick nicht nur die Zahl der Flüchtlinge, die die Bezirksregierung der Stadt bislang kurzfristig zuweist. Selbst die für Pesch und Kleinenbroich lange geplanten Notunterkünfte können nicht zeitnah realisiert werden. "Alle wollen Container-Bauteile. Die Nachfrage ist einfach zu groß", skizziert Dick die Engpässe auf dem Markt.

Die Lieferung für Pesch verzögert sich um etwa vier bis sechs Wochen. "Wir erwarten sie jetzt für Anfang November. Die Firmen sind einfach hoffnungslos überlastet", sagt Dick. Doch das hilft ihm und der Stadt nicht wirklich weiter. Der Bürgermeister ist auf die 48 neuen Plätze angewiesen. Gleiches gilt auch für die Planungen an der Schiefbahner Straße in Kleinenbroich. Auch dort sollte ein weiteres Übergangswohnheim 48 Flüchtlingen zeitnah ein Dach über dem Kopf bieten. "Diese Lieferung erwarten wir jetzt im Februar", wagt Dick eine vorsichtige Prognose und erklärt weiter: "Selbst die Firmen wissen längst nicht mehr, ob sie die Bestellungen überhaupt noch ausliefern können."

Die Stadt Korschenbroich hat seit Montag ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Alle Notunterkünfte, eigene Schlichthäuser und angemietete Wohnungen sind belegt. Zuletzt wurden am Wochenende für 20 Neuankömmlinge eine Werkstatt und Lagerräume städtischer Mitarbeiter in einer Hauruck-Aktion von örtlichen Handwerkern in eine menschwürdige Unterkunft umfunktioniert. Die Frage nach der Ausstattung war ausnahmsweise kein Problem. Die Stadt war bei dem Thema einmal mehr vorausschauend unterwegs. "Betten, Tische und Stühle hatten wir bereits auf Vorrat angeschafft", erklärt Thomas Dückers. Der Erste Beigeordnete wurde von Dick kurzerhand zum Flüchtlingsbeauftragten ernannt. In sein Dezernat fallen Ordnungsamt und Sozialamt. "Ohne einen festen Koordinator können wir so einen Kraftakt nicht stemmen", sagt Heinz Josef Dick. Und auch das Sozialamt hat er mit Vanessa Cremer und Volker Schäfer verstärkt. Froh und dankbar ist Dick bei allen Verwaltungsaktivitäten aber auch über die "grenzenlose Unterstützung der vielen Ehrenamtler". Sie sind für ihn eine feste Bank. "Wir versuchen in dem gesamten Chaos, was aktuell in Deutschland herrscht, noch die Ruhe zu bewahren", so Dick.

Zurzeit sucht die Stadt - parallel zu den langfristigen Unterbringungsplätzen - eine Halle zur Erstaufnahme. Dick schließt nicht aus, dass die Stadt Korschenbroich zeitnah in Amtshilfe für das Land NRW auch eine Aufnahmestelle einrichten muss. "Wenn die Kapazität erschöpft ist, müssen wir sofort reagieren." Auf die Frage nach dem Wann gibt's nur ein Schulterzucken. Die Unternehmergespräche wertet der Bürgermeister als "vielversprechend". Aber er weiß auch, im schlechtesten Fall wird die Stadt die Turnhalle am Hallensportzentrum für die Erstaufnahmestelle freigeben. "Wenn ich es vermeiden kann, werde ich es tun", verspricht Dick. Gleiches gilt auch für die vom Stadtrat beschlossene Notfallliste mit den Gymnastikhallen in Lüttenglehn, Pesch und Steinforth.

(NGZ)
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