Korschenbroich Das Krankenhaus kränkelt

Korschenbroich · Dem Kreiskrankenhaus Grevenbroich, in dem viele Jüchener behandelt werden, drohen massive Einschnitte: Es gibt weniger Personal, Mitarbeiter müssen immer mehr Aufgaben übernehmen. Dagegen wird nun protestiert.

 Die Ergebnisse einer US-Studie könnte die Behandlung von Bypass-Patienten revolutionieren.

Die Ergebnisse einer US-Studie könnte die Behandlung von Bypass-Patienten revolutionieren.

Foto: ddp

Für die Jüchener könnte sich in Zukunft die Versorgung im Krankenhaus drastisch ändern. Das zumindest befürchtet der Direktor des Kreiskrankenhauses Grevenbroich, Hubert Retzsch.

"Seit zwölf Jahren sind die Gelder, die wir kriegen, gedeckelt", sagt Retzsch. Das erwecke bei ihm das Gefühl, dass bei den Krankenhäusern zwar bei der Leistung, die zu erbringen ist, eine Planwirtschaft herrsche, bei den Kosten, die auf die Kliniken zukommen, allerdings das Prinzip der freien Marktwirtschaft herrsche.

Durch die Tariferhöhungen für die Angestellten, die 2006 beschlossen wurden, und die allgemeine Preissteigerung sind die Kosten laut dem Krankenhaus-Direktor Retzsch um 3,5 Prozent gestiegen, das Budget wurde aber für die Krankenhäuser nur um 0,65 Prozent (Veränderungsrate für die Krankenhausbudgets ) erhöht. "Das kann auf Dauer nicht gutgehen", sagt Retzsch. Er hält diese Rate für kein Instrument, das in Zukunft das Budget für die Krankenhäuser sinnvoll regeln kann.

Stellen nicht mehr nachbesetzt

Bereits jetzt müsse das Haus sparen, wo immer es geht: So werden etwa Aufgaben innerbetrieblich anders verteilt. "Bislang konnten wir das kaschieren, aber irgendwann geht es einfach nicht mehr", sagt Retzsch. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er Folgen beschreibt: "Die Versorgung der Patienten vor Ort wird leiden, wenn es so weiter geht."

Das heißt: Weniger Personal muss mehr Aufgaben in noch kürzerer Zeit erfüllen. Stellen von Kollegen, die in den Ruhestand gingen, wurden zum Teil nicht mehr neu besetzt. Eine Rechnung, die laut Retzsch nicht aufgehen kann. Deshalb werden die Mitarbeiter am Donnerstag, 25. September, auch für die Streichung der Budget-Deckelung demonstrieren. Uhrzeit: Symbolisch um "fünf nach 12" werden alle "abkömmlichen Mitarbeiter" vor dem Haus protestieren. 25 der insgesamt 670 Mitarbeiter (davon 65 Ärzte) fahren sogar zu einer Groß-Demo nach Berlin.

Für viele Jüchener ist das Kreiskrankenhaus in Grevenbroich die erste Adresse: bei geplanten Operationen etwa. Aber auch, wer auf den Straßen im Gemeindegebiet verunglückt, wird oft vom Notarzt ins Kreiskrankenhaus gebracht. 1738 der stationären Patienten kamen 2007 aus Jüchen.

Das sind 14,88 Prozent. Zum Teil reicht das 80.000-Einwohner-Einzugsgebiet sogar noch bis in die Nachbarstadt Korschenbroich: Immerhin 73 Patienten im stationären Bereich kamen 2007 aus Korschenbroich. Für den Notfallbereich lagen dem Krankenhaus keine Zahlen vor.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort