Korschenbroich Das Dionysiushaus steht vor dem Abriss

Korschenbroich · Das kirchliche Immobilien-Management zwingt die Gemeinde, sich räumlich zu verkleinern. Nach ersten Plänen des Kirchenvorstandes soll ein neuer Pfarrsaal in der Bücherei entstehen. Die Zukunft des Pfarrhauses ist ungewiss.

 Das Dionysiushaus (rechts) soll abgerissen werden. Was mit dem Pfarrhaus geschehen wird, ist derzeit offen.

Das Dionysiushaus (rechts) soll abgerissen werden. Was mit dem Pfarrhaus geschehen wird, ist derzeit offen.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Die katholische Kirchengemeinde St. Dionysius muss sich räumlich um ein Drittel verkleinern. Das haben Vertreter des Kirchenvorstandes jetzt bekanntgegeben. Hintergrund ist ein Sanierungsstau, der nicht nur das Innenleben der eigentlichen Kirche an der Hochstraße betrifft, sondern auch weite Teile des gegenüberliegenden Gebäudekomplexes. Das Problem: Durch das kirchliche Immobilien-Management können die Kleinenbroicher für bestimmte Gebäudeteile keine Geldzuschüsse für Sanierungen mehr beim Bistum Aachen beantragen, eben für solche, die auf der "roten Liste" stehen.

Nach ersten Plänen des Kirchenvorstands, die jedoch noch nicht endgültig besiegelt sind, soll das rund 60 Jahre alte, energetisch sanierungsbedürftige und heizkostenverschlingende Dionysiushaus abgerissen und ein neuer Pfarrsaal mit Küche in der geräumigen Bücherei eingerichtet werden. Der Gebäudeteil, in dem derzeit die Bücherei und das Pfarramt untergebracht sind, ist neben der Kirche an sich der einzige, der weiter finanziell vom Bistum Aachen unterstützt werden dürfte. Die Bücherei soll nach den Plänen des Kirchenvorstands in die benachbarte Dienstwohnung ziehen, die die Kirche nun vorübergehend noch einmal neu vermieten möchte.

Seit einigen Tagen kursieren in Kleinenbroich Gerüchte, dass das rund 150 Jahre alte Pfarrhaus, das zu den ältesten Gebäuden des Stadtteils zählt, verkauft oder gar abgerissen werden soll. Tatsächlich steht es genau wie das direkt angrenzende Dionysiushaus und die 170 Quadratmeter große Dienstwohnung auf der "roten Liste". Als Reaktion darauf reichte Günter Thoren als Vorsitzender des Vereins "Korschenbroich unsere Heimat" nach eigenen Angaben einen Antrag auf Unterschutzstellung bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt ein. Die Behörde sieht sich allerdings auch nach mehrmaliger Nachfrage unserer Redaktion nicht dazu in der Lage, den Eingang des Antrags zu bestätigen. "Das Haus ist so prächtig. Es muss auf jeden Fall erhalten bleiben", sagt Thoren im Gespräch mit unserer Zeitung.

Derweil dementieren der erste stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende Bernhard Schlüter und der Finanzbeauftragte Norbert Buck konkrete Verkaufs- oder gar Abrisspläne für das Pfarrhaus: "Unser Ziel ist es, das alte Pfarrhaus zu vermieten und so in Kleinenbroich zu erhalten. Ein Verkauf wäre für uns die letzte Option, wenn es wirklich gar nicht anders geht." Tatsächlich jedoch müsste die Kirchengemeinde viel Geld in die Hand nehmen, um das ebenfalls sanierungsbedürftige Pfarrhaus vermieten zu können. Dort dringt Feuchtigkeit in die Wände, außerdem sind die Räume im Obergeschoss seit Jahren aus brandschutztechnischen Gründen nicht mehr nutzbar. Für Versammlungen steht lediglich ein Raum im Erdgeschoss der Immobilie zur Verfügung, der mehrfach im Monat von unterschiedlichen Gruppen genutzt wird.

Bernhard Schlüter betont: "Sollte es doch zu einem Verkauf kommen, werden wir in den Vertrag mit aufnehmen, dass sich das äußere Erscheinungsbild des Hauses nicht verändern darf. Damit meinen wir insbesondere die markante Fassade und die Fenster." Genau wie sein Kollege Norbert Buck hält er eine Unterschutzstellung des kompletten Gebäudes, die wohl auch das gerade im Obergeschoss von Kinder-Wandmalereien geprägte Innenleben des Hauses umfassen würde, für "kontraproduktiv" und nicht gerade förderlich für etwaige Interessentengespräche. Schließlich dürfte die Sanierung eines unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes deutlich kostspieliger ausfallen - auch für den Fall, dass die Kirchengemeinde es vor der Vermietung selbst renovieren sollte.

Die Baumaßnahmen, die auf die Kirchengemeinde zukommen, dürften teuer werden. Die Kosten für den Innenausbau der Kirche, auf den viele Gläubige seit Jahren warten, werden auf 600.000 Euro geschätzt; die Kosten für die Neueinrichtung eines Pfarrsaals, den Umbau der Dienstwohnung zur Bücherei und den Abriss des Dionysiushauses auf 1,2 Millionen Euro. Die Kosten für die Sanierung des Pfarrhauses sind nicht mitgerechnet.

(cka)
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