Korschenbroich Busfahrer händeringend gesucht

Korschenbroich · Geschultes Personal ist Mangelware - sowohl für den Linienverkehr, wie etwa bei der NEW, als auch bei privaten Anbietern.Fahrschulen rechnen mit weiteren Zuwächsen bei der Nachfrage. Aufwand und Kosten für Quereinsteiger sind jedoch hoch.

 Christoph Ismar, Geschäftsführer des gleichnamigen Bildungszentrums für Logistik und Verkehr mit Sitz in Mönchengladbach und Korschenbroich.

Christoph Ismar, Geschäftsführer des gleichnamigen Bildungszentrums für Logistik und Verkehr mit Sitz in Mönchengladbach und Korschenbroich.

Foto: Ilgner

Für den, der gerne fährt und den Umgang mit Menschen mag, ist die Personenbeförderung ein attraktiver Beruf mit hoher Verantwortung. So sieht es jedenfalls Christoph Ismar, Geschäftsführer des gleichnamigen Bildungszentrums für Logistik und Verkehr mit Hauptsitz in Korschenbroich. Sein Betrieb bildet jährlich 40 bis 50 Busfahrer aus. Dafür hat das Unternehmen drei hoch technisierte Busse. Neben Gas und Bremse gibt es auf der Seite des Fahrlehrers ein drittes Pedal, um im Notfall das Gaspedal des Schülers zu entriegeln.

Wenn es nach dem Bedarf ginge, dürften gut und gerne mehr Busfahrer geschult werden. "Viele Firmen rufen bei uns an und fragen verzweifelt nach qualifiziertem Personal. Es werden nicht nur Fahrer für den Linienverkehr der NEW gesucht, sondern auch für Fern- und Flixbusse sowie kleine Firmen, die Reisen und Ausflüge anbieten", berichtet Ismar. Er sieht hier auch eine berufliche Chance für Menschen, die in einer Branche ohne Zukunftsperspektiven arbeiten.

Ismar, der in dritter Generation den vom Großvater gegründeten Betrieb führt, betont, dass die Anforderungen an den Beruf mit den Jahren gestiegen sind: "Zu Zeiten meines Großvaters gab es noch nicht einmal einen besonderen Bus-Führerschein." Seit dem Busfahrer-Qualifikationsgesetz vom 10. September 2008 reicht die praktische und theoretische Praxisprüfung für den Führerschein D vor dem Tüv nicht mehr aus. Ergänzend muss eine weitere Ausbildung zur beruflichen Personenbeförderung geleistet werden, die mit Theorie und Praxis vor der IHK abgeschlossen wird. Unterrichtsinhalte dieser Ausbildung sind zum Beispiel auch der Umgang mit Fahrgästen, Konfliktbewältigung und Zollbestimmungen. Die erhöhten Vorgaben bedeuten für den Fahrschüler ein Mehr an Geld und Zeit, können allerdings in Vollzeit in einem halben Jahr geleistet werden. Die Kosten tragen die Fahrschüler aber in der Regel selber. "Die Arbeitnehmer suchen qualifizierte Bewerber", sagt Ismar.

Von Seiten der NEW wird bestätigt, dass es zunehmend schwieriger wird, Bus-Fahrpersonal zu finden. "Wir haben es bisher aber immer noch geschafft, frei gewordene Stellen neu zu besetzen", sagt eine Sprecherin der NEW und betont, dass über den Mangel nur Vermutungen angestellt werden könnten. "Ein Grund ist wahrscheinlich, dass der benötigte D-Führerschein mindestens 10.000 Euro kostet. Jüngere Fahrer müssen sich zudem als Berufskraftfahrer mit Personenbeförderung ausbilden lassen. Viele scheuen die Investition, wenn sie nicht wissen, ob sie eine Stelle finden", sagt sie. Einen weiteren, möglichen Grund erkennt die Sprecherin in der Tatsache, dass im Linienverkehr Schichtdienst in einer Sieben-Tage-Woche geleistet wird.

Sebastian Kappertz von der Möbus-Fahrschule Kappertz sieht ebenfalls das Problem der kostenintensiven Ausbildung, für die schließlich auch teure Fahrzeuge im Einsatz sind. "Es sind einige Hürden zu nehmen", stellt er fest. Er nennt unter den Varianten auch das duale Ausbildungssystem zur Fachkraft, doch das dauert drei bis zu dreieinhalb Jahren und ist für Quereinsteiger, etwa einen 35-jährigen Familienvater, zu langwierig. Mit Blick auf die Berufsperspektive stellt Kappertz fest: "Im urbanen Bereich sind Pkw unter Beschuss. Wir merken, dass der Individualverkehr sanktioniert und teurer wird. Er wird abnehmen. Wir brauchen neue Möglichkeiten. Das Potential des öffentlichen Nahverkehrs wird dadurch gestärkt."

Speziell für Mönchengladbach sieht er durch das Projekt der qualitativ und quantitativ wachsenden Stadt weiteren Bedarf, etwa durch die Ansiedlung größerer Gewerbe, die mehr Mobilität für Schichtarbeiter voraussetzen. Der 35-Jährige verweist aber auch auf eine Multi-Mobilität, die nicht allein von Bussen zu leisten ist und bei der über Apps Car-Sharing, Linienverkehrsanbindungen und Fahrradverleih angeboten werden. "Da ist noch alles im Werden", sagt er voraus. Mit Rücksicht auf die Servicequalität betont Kappertz, dass bei der Busfahrer-Schulung die Qualität weiter verbessert werden sollte, da Anforderungen und Erwartungen noch steigen werden. Dabei sollten auch Zuwächse generiert werden.

(NGZ)
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