Korschenbroich Beraterin hilft Bürgern aus den Schulden

Korschenbroich · In diesem Jahr hat Viktoria Sidorenko schon fast 100 verschuldete Korschenbroicher kostenfrei beraten. Viele ihrer Klienten haben keinen Überblick über ihre Schulden. Sie will ihnen die Angst nehmen, mit Gläubigern zu verhandeln.

 Sie hilft Korschenbroichern aus der Verschuldung: Viktoria Sidorenko. Die Beraterin möchte ihren Klienten Perspektiven aufzeigen und hilft ihnen, mit Gläubigern Kontakt aufzunehmen.

Sie hilft Korschenbroichern aus der Verschuldung: Viktoria Sidorenko. Die Beraterin möchte ihren Klienten Perspektiven aufzeigen und hilft ihnen, mit Gläubigern Kontakt aufzunehmen.

Foto: Kandzorra

So viel gleich vorweg: Viktoria Sidorenko nutzt in ihrem Arbeitsalltag keine Flipcharts und zieht auch nicht mit einem Aktenkoffer los, um ihre Klienten zuhause zu besuchen. Auch sonst hat sie mit Schuldnerberater Peter Zwegat aus der RTL-Sendung nicht viel gemeinsam. "In der Realität funktioniert die Beratung anders", erzählt die Sozialpädagogin, die immer wieder mit solchen Klischees aufräumen muss. In der Korschenbroicher Beratungsstelle der Diakonie hat die 42-Jährige schon viele Gespräche mit Menschen geführt, die in die Verschuldung gerutscht sind. Sie will diesen Menschen Perspektiven aufzeigen und mit ihnen Wege aus der Verschuldung finden. "Das dauert aber länger als bei Peter Zwegat. Und bei mir müssen sich die Klienten auch selbst mit ihren Schulden auseinandersetzen. Ich gebe ihnen mit meiner Beratung dafür sozusagen das Werkzeug an die Hand", sagt Viktoria Sidorenko.

Die meisten Korschenbroicher, die ihre kostenfreie Beratung aufsuchen, haben Schulden zwischen 10.000 und 50.000 Euro, einmal sei auch jemand mit einer halben Million Euro Schulden zu ihr gekommen. "Es gibt Fälle, da verteilen sich die Schulden auf sehr wenige Gläubiger. Da ist es noch leicht, sich einen Überblick zu verschaffen. Schwierig wird es, wenn es sehr viele kleine Gläubiger sind", erzählt die Beraterin. Einmal seien es 140 Gläubiger gewesen, der Durchschnitt liege jedoch bei zehn bis 30. "Viele meiner Klienten sind mit ihren Schulden überfordert und verlieren den Überblick. Manche öffnen nicht einmal mehr ihre Post."

In diesem Jahr hat Viktoria Sidorenko bisher 92 Beratungsgespräche geführt. Sie rechnet damit, dass bis zum Jahresende noch 15 bis 20 dazukommen. "Das ist durchschnittlich", sagt Sidorenko, die an ihrer Arbeit vor allem die immer neuen Herausforderungen liebt. Sie versucht gemeinsam mit ihren Klienten Einigungen mit Gläubigern zu erzielen und steht ihnen auch in den Fällen zur Seite, in denen kein Weg mehr an einer Privatinsolvenz vorbeiführt.

Die Ursachen für die Verschuldung sind sehr unterschiedlich. "Einige geben mehr Geld aus als sie haben. Viele meiner Klienten sind aber auch durch Schicksalsschläge in die Verschuldung gerutscht", erzählt Sidorenko. Die meisten hätten plötzlich mit einem geringeren Einkommen auskommen müssen - etwa, weil ihr Partner krank geworden oder verstorben ist oder sie schlichtweg ihren Job verloren haben.

Das Durchschnittsalter der Schuldner liegt bei 44 Jahren. Es sind aber nicht nur Bürger im mittleren Alter, die ihre Beratung in Anspruch nehmen. Dabei seien auch viele Jüngere. "Das liegt auch am Online-Handel", berichtet Sidorenko. Es gebe junge Menschen, die in der Erwartung, bald eigenes Geld zu verdienen, eifrig online bestellen und schließlich doch keine Arbeitsstelle antreten können. Viktoria Sidorenko berät auch diese Menschen und sorgt dafür, dass sie vielleicht bald schuldenfrei leben können.

(cka)
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