Korschenbroich Bastler retten alte Geräte vor dem Schrott

Korschenbroich · Die "Initiative 41352 - einfach besser leben" öffnete ihr Repair-Café im Dionysiushaus. Nicht jedem Besucher konnte geholfen werden.

 Wolfgang Books (r.) inspiziert Holger Weitzes defekte Kettensäge.

Wolfgang Books (r.) inspiziert Holger Weitzes defekte Kettensäge.

Foto: Isa

Es ist ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität, das die "Initiative 41352 - einfach besser leben" mit ihrem Repair-Café setzt. Ganz in diesem Sinne kamen am vergangenen Samstag zur dritten und letzten Auflage 2016 etwa 30 Besucher ins Dionysiushaus und bescherten - zumeist mit Elektrogeräten, die nicht mehr richtig funktionieren - den Tüftlern der Initiative mehr oder weniger große Herausforderungen. Nicht jedem Besucher konnte geholfen werden. Was in solchen Fällen blieb, war das gute Gewissen, nichts weggeworfen zu haben, was noch reparabel ist.

Oliver Sitt nahm die Daten der Besucher auf, fast so, als ob man zum ersten Mal in einer Arztpraxis ist. Wobei hier der "Patient" in einer Kiste oder einem Rücksack herbeigeschafft worden war und fast immer einen Stecker hatte. "Wir möchten eigentlich, dass die Menschen, die uns ihre defekten Geräte bringen, bei der Reparatur zuschauen, damit sie sich möglicherweise beim nächsten Mal selber helfen können", sagte Sitt. Falls die Nuss, die es zu knacken galt, allzu hart war, schauten auch mehrere der Hobby-Bastler auf das defekte Gerät, während sich der Besitzer gemütlich bei Kaffee und Kuchen die Zeit vertreiben konnte.

Gerhard Klein aus Raderbroich hatte Werkzeug mitgebracht und den Gesamtüberblick, er packte aber auch mit an. Bei der Gartenpumpe von Peter Luksch konnte aber auch er nicht mehr helfen, sie war nicht mehr zum Leben zu erwecken. Ein älteres Ehepaar aus Neuss war mit dem Fahrrad vorgefahren, im Gepäck ein altes Bügeleisen, an dem die Schnur ausgetauscht werden musste. Heiko Hambüchel, von Beruf Elektrotechniker, fand die Lösung und half dem Ehepaar, dessen Anreise sich damit gelohnt hatte.

Luzie Fehrenbacher aus Jüchen trug zur "Vollbeschäftigung" bei: Sie hatte ein Klappfahrrad, eine elektrische Kaffeemühle und einen Föhn mitgebracht und war mit den Reparaturkünsten sehr zufrieden. Karl Vill schien sich an Irmtraut Küchlers Küchenmixer zunächst die Zähne auszubeißen, letztlich waren ausgelaufene Batterien der Grund für den Defekt. Elisabeth Arbeiter brachte ihre 35 Jahre alte elektrische Nähmaschine mit. Die Diagnose: "Der Unterfaden macht Probleme." Gerhard Klein ging die Herausforderung gelassen an, mit seiner Kopflupe sah er aus wie ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Er kennt als Bastler ein Hauptproblem: "Dass man nicht da rankommt, wo man ran muss."

Im Foyer des Dionysiushauses gab es zudem eine kleine Auswahl an Pflanzen wie Erdbeeren, Glockenblumen oder Zuckermais, die neue Besitzer suchten: So wie viele Elektrogeräte zu schade für den Schrott waren, so galt es, sie vor der Braunen Tonne zu bewahren.

(NGZ)
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