Korschenbroich Anwohner entsetzt über Kasten am Haus

Korschenbroich · Zwischen dem Schlaf- und dem Arbeitszimmer von Familie Brunner steht seit vier Wochen ein großer Internet-Kasten der Telekom. Die Brunners wollen, dass der hässliche Blickfang verschwindet. Der Stadt sind die Hände gebunden.

 Wenn Ebba und Jürgen Brunner aus ihren Fenstern schauen, können sie sich nicht mehr sehen: Der graue Telekom-Kasten steht im Weg. Durch das Werbeplakat in Magenta bleiben Spaziergänger oft vor ihrem Schlafzimmer stehen.

Wenn Ebba und Jürgen Brunner aus ihren Fenstern schauen, können sie sich nicht mehr sehen: Der graue Telekom-Kasten steht im Weg. Durch das Werbeplakat in Magenta bleiben Spaziergänger oft vor ihrem Schlafzimmer stehen.

Foto: cka

Die Deutsche Glasfaser will jetzt ganz Korschenbroich ans Netz nehmen. Das zwingt auch die Telekom als direkten Konkurrenten zum Handeln: Sie will mit ihrer VDSL-Vectoring-Technik ebenfalls ein schnelleres Internet anbieten. Dafür hat die Telekom vor einigen Wochen damit begonnen, im Stadtgebiet neue Verteilerkästen aufzustellen. Das haben auch Ebba und Jürgen Brunner aus Neersbroich gemerkt: Seit vier Wochen ziert ein etwa 1,60 Meter hoher, grauer Kasten den Bereich zwischen Schlaf- und Arbeitszimmerfenster ihrer Eigentumswohnung im Erdgeschoss des Hauses an der Rheydter Straße 107. Das ärgert die Brunners - zumal sie vorher nicht gefragt worden seien. "Der Kasten muss von Hauswand und Bürgersteig verschwinden", fordert Jürgen Brunner. Er und seine Frau sprechen von einem "Eingriff ins Eigentum".

Aus ihrer Sicht ist der Kasten nicht nur ein hässlicher Blickfang, sondern auch eine Gefahr für Kinder, die mit dem Fahrrad über den jetzt schmaler gewordenen Bürgersteig fahren. Außerdem fürchten sie, dass der Kasten mit Graffiti besprüht werden könnte. Deshalb haben sich die Brunners Verstärkung vom für Neersbroich zuständigen CDU-Ratsherrn Raymond Opszalski geholt. "Der Kasten ist nicht zumutbar. So kann man mit Bürgern nicht umgehen. Sie wurden ja nicht einmal gefragt", betont Opszalski, für den das Kasten-Problem einem Schildbürgerstreich gleicht. Er will sich für die Brunners einsetzen - dafür, dass der Verteilerkasten versetzt wird: "Zum Beispiel an die gegenüberliegende Bushaltestelle."

So einfach ist das allerdings nicht. "Der Kasten muss dort stehenbleiben. Es gibt keine Alternative", betont Telekom-Sprecher André Hofmann. Nur an dieser Stelle, also vor Haus Nummer 107, sei die Leistungsanbindung für schnelles Internet gegeben. "Eine Versetzung ist nicht möglich", sagt Hofmann. Ansonsten müssten 100 oder mehr Anwohner auf ein schnelleres Internet verzichten. Außerdem befinde sich der graue Kasten auf öffentlichem Grund und sei von der Stadt Korschenbroich genehmigt worden.

Tatsächlich hat die Stadt den Kasten an dieser Stelle genehmigt. Allerdings nur, weil ihr nichts anderes übrig blieb: Hintergrund ist das Telekommunikationsgesetz aus dem Jahr 2004, das Unternehmen wie der Telekom Wegerechte für Plätze, Brücken, Gewässer und eben auch für öffentliche Bürgersteige ausspricht. "Wir dürfen Genehmigungen nur dann verweigern, wenn ein Kasten wirklich im Weg steht. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn der Bürgersteig durch den Kasten so schmal wird, dass etwa Menschen mit Rollatoren nicht mehr daran vorbeigehen können", erklärt Patrick Gorzelanczyk vom Amt für Zentrale Dienste im Rathaus.

Bleibt der Gehweg nutzbar, sind der Stadt also die Hände gebunden. Sie muss den Bau genehmigen. Die Telekom hat angekündigt, dass weitere solcher Verteilerkästen in Korschenbroich aufgestellt werden. Immerhin: Nach Absprache dürfen sie von Anwohnern begrünt oder im Klinkermuster bemalt werden.

(cka)
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