Korschenbroich Alte Sparkasse für 3,5 Millionen Euro saniert

Korschenbroich · Nach drei Jahren Bauzeit wird der stattliche Altbau zu einem Praxis- und Wohnhaus. Investor Winfrid Stoffel verhinderte so den Abriss.

 Sie sind mit dem Ergebnis zufrieden: Investor Winfrid Stoffel (r.) und Architekt Joachim Hein vor der Alten Sparkasse Hindenburgstraße 56.

Sie sind mit dem Ergebnis zufrieden: Investor Winfrid Stoffel (r.) und Architekt Joachim Hein vor der Alten Sparkasse Hindenburgstraße 56.

Foto: D. Ilgner

Seit 1935 prägt das markante Bauwerk das Erscheinungsbild am oberen Ende der Hindenburgstraße. "Das wird sich auch nicht ändern", freute sich Bürgermeister Marc Venten gestern bei der Übergabe durch den Bauherrn Winfrid Stoffel. Venten sprach von einem "gelungenen Werk". Sein Dank galt dem Korschenbroicher Investor, der die Alte Sparkasse 2014 gekauft und so mit "einem finanziell nicht unerheblichen Einsatz" den Stobbe-Bau vor dem Abrissbagger gerettet hat: "Sie haben damit ein Stück Korschenbroich erhalten."

 Sorgt mit einem Kunstwerk für einen Hingucker: Stephanie Hermes.

Sorgt mit einem Kunstwerk für einen Hingucker: Stephanie Hermes.

Foto: -wi

Für Winfrid Stoffel war es ein Festtag. Der Korschenbroicher Unternehmer, der sich gern im Hintergrund wähnt, scharte gestern alle Familienmitglieder, Handwerker, Freunde und Mieter um sich, um das "gelungene Werk" zu feiern. "Es ist geschafft", stellte er dann auch nach drei Jahren Bautätigkeit und einer fast Vollvermietung zufrieden fest. "Ich danke allen, die dazu beigetragen haben", sagte Stoffel, der das Konzept verfolgt, in die Jahre gekommene alte Gebäude mit guter Substanz ästhetisch zu erhalten und ihre Werthaltigkeit wiederherzustellen. "Neu zu bauen, nachdem die Planierraupe da war, geht einfacher, schneller und billiger, aber meist zulasten der Qualität." Eine realistische Kostenplanung erhielt sein Projekt dann durch die Idee des Korschenbroicher Architekten Joachim Hein. Er schlug vor, einen zusätzlichen Neubau auf dem angrenzenden Grundstück zu errichten und mit dem Altbau zu verbinden.

Auf einem Acker wurde seinerzeit die Alt-Immobilie geplant. Der bekannte Düsseldorfer Architekt Julius Stobbe bekam nach einem Architektenwettbewerb Anfang der 1930er Jahre den Zuschlag. Der strenge Sparkassenbau bildete den Schlusspunkt seines Schaffens vom Jugendstil über die 1920er Jahre. Der heutige Bau wurde am 30. November 1935 eingeweiht. Zunächst wurde das Gebäude über Jahrzehnte hinweg von der damaligen Stadtsparkasse Korschenbroich genutzt.

Mit dem Neubau wurde der alte Gebäudekomplex überflüssig, er wurde seinerzeit von der Stadt Korschenbroich gekauft. Die Verwaltung nutzte die Immobilie für das Baudezernat. Zuvor war die großzügige Schalterhalle allerdings durch Zwischenwände in viele kleine Büroeinheiten unterteilt worden. Mit der Zentralisierung der Stadtverwaltung an der Don-Bosco-Straße wurde die Hindenburgstraße 56 nicht mehr gebraucht. Die leere Stadtkasse zwang die Kommune zum Verkauf. Um die Einnahmesituation zu verbessern, entschied sich der Stadtrat im November 2014 zu verkaufen. Erste Interessenten planten den Komplettabriss.

"Der Neubau bildet eine Zierde im Ortsgebilde." So bezeichnete 1939 der Heimatforscher Jakob Bremer das Gebäude in seinem Buch "Millendonk" vier Jahre nach Bauabschluss. So empfindet auch Stephanie Hermes, Ehefrau von Winfrid Stoffel, die gelungene Kombination aus Alt- und Neubau. Die Korschenbroicher Bildhauerin installierte für das neue Gebäude ihre "Andreas-Leiter": eine vier Meter aufstrebende Holzskulptur, zu der sie sich vom Anblick des "Andreas-Grabens" in Kalifornien inspirieren ließ, einer tektonisch hochsensiblen Erdspalte, an der sich die pazifische und die nordamerikanische Erdplatte berühren. Nun hofft sie, dass die Besucher der Physiotherapie-Praxis und der psychiatrischen Tagesklinik viel Freunde an der Holzarbeit haben werden.

(NGZ)
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