Karneval Vom Adjutanten zum Protokollchef

Köln · Der frühere Prinz Marcus Gottschalk koordiniert die rund 400 Termine des Dreigestirns und bereitet dieses mit seinem Team auf die Session vor.

 Marcus Gottschalk (Mitte) 2017 vor dem Einzug des Dreigestirns in seine Hofburg im Gespräch mit Polizisten.

Marcus Gottschalk (Mitte) 2017 vor dem Einzug des Dreigestirns in seine Hofburg im Gespräch mit Polizisten.

Foto: Eppinger

Schon als Kind hatte Marcus Gottschalk davon geträumt, einmal als Prinz Karneval durch die Säle und Straßen seiner Heimatstadt zu ziehen. Das war für ihn auch der Grund, warum er 1995 in die Prinzen-Garde eingetreten und dort Teil des Fußkorps geworden ist. "Wenn das mit dem Prinz nicht klappen sollte, wollte ich zumindest nahe am Dreigestirn dran sein", sagt der 38-Jährige.

Nah dran am Prinzen war er schon bei den Wachen seiner Prinzen-Garde. Von 2001 bis 2005 war er Standartenträger des Dreigestirns und von 2006 bis 2010 als Adjutant des Prinzen noch näher dran am Narrenherrscher, mit dem er die vielen Termine in der Session absolvierte. Da ist 2012 der Schritt, selbst in das Kostüm des Prinzen zu schlüpfen und an der Seite seiner Freunde im Korps Thorsten "Totti" Schmidt als Bauer und Oliver von Rosenberg als Jungfrau Olivia durch Köln zu ziehen, nur folgerichtig. Und die große Beliebtheit des Trios beim jecken Volk gibt ihm recht.

Inzwischen gehört Marcus Gottschalk nicht nur als Schriftführer zum Vorstand seiner Prinzen-Garde, deren Sitzung er auch leitet, er ist zudem Teil des Vorstandes im Festkomitee. Dort ist er seit 2015 für das Protokoll des Dreigestirns im Einsatz und wieder nahe dran am Trifolium. "Ich bin im Festkomitee für alles zuständig, was um das Dreigestirn passiert. Das beginnt mit der Organisation des Auswahlverfahrens für die Bewerber über die Gespräche mit den Kandidaten und ihren Präsidenten bis zur Vorbereitung des gewählten Dreigestirns auf seine Session."

Wichtig ist es ihm zu betonen, dass dies alles in Teamarbeit geschieht. "Wir coachen die drei bei ihren Vorträgen, und auch wenn sie bei ihren Auftritten singen oder tanzen wollen. Dafür haben wir immer die passenden Ansprechpartner und Experten." Dazu gehört unter anderem die frühere Balletttänzerin und renommierte Choreographin Biggi Fahnenschreiber, die Prinz, Bauer und Jungfrau zeigt, wie sie sich optimal bei ihren Auftritten auf der Bühne bewegen.

"Meine Aufgabe ist es, die gesamte Vorbereitung zu koordinieren und dabei immer als Ansprechpartner für das Dreigestirn da zu sein", sagt Gottschalk. "In der Session läuft der Kontakt vor allem über den Prinzenführer Rüdiger Schlott und die drei Adjutanten in der Equipe." Für den Saal- und Straßenkarneval muss er mehr als 400 Termine koordinieren.

Festgelegt wird dieser umfangreiche Terminplan bereits anderthalb Jahre im Voraus. Dazu gehören die Absprachen mit den Literaten der Gesellschaft, die Auftritte des Dreigestirns bei ihren Veranstaltungen vereinbaren. "Der Zeitaufwand ist über das Jahr hinweg sehr unterschiedlich. Nach dem Aschermittwoch wird es ziemlich ruhig. Dafür muss, wenn das neue Dreigestirn feststeht, sehr viel für die Vorbereitung getan werden", berichtet Gottschalk.

Pünktlich zur Session im Januar übernimmt der Prinzenführer das Dreigestirn und begleitet es mit der Equipe und der Wache zu den Terminen: "Wenn die drei bei der Prinzenproklamation dann im Ornat auf der Bühne im Gürzenich stehen, bin ich schon stolz auf das, was wir da gemeinsam geschafft haben." Neidisch wird Gottschalk nicht, wenn er das Trio in Aktion sieht. "Ich freue mich für sie und es würde auch keinen Sinn machen, die Zeit als Prinz noch einmal wiederholen zu wollen."

Im Berufsalltag arbeitet Gottschalk in Leverkusen in der Chemiebranche bei Covestro, der früheren Material-Science-Sparte von Bayer, im Bereich "Sales und Marketing". "Ich bekomme alles gut koordiniert. Im Karneval bin ich ja meist erst ab dem Abend im Einsatz."

Stephan Eppinger

(RP)
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