Staatsanwaltschaft Köln "Einsturz des Stadtarchivs wäre vermeidbar gewesen"

Köln · Am 3. März stürzte das größte deutsche Kommunalarchiv ein. Zwei Anwohner starben, der Schaden belief sich auf mehr als eine Milliarde Euro. Die Kölner Staatsanwaltschaft kommt in ihren Ermittlungen offenbar zu dem Ergebnis, dass die Katastrophe vermeidbar gewesen wäre.

Stadtarchiv Köln: So sieht die Einsturz-Stelle 2015 aus
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Stadtarchiv Köln: So sieht die Einsturzstelle sechs Jahre danach aus

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Foto: dpa, obe tba

Das berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" in seiner Montagsausgabe. Auf zahlreichen Fotos aus den Jahren 2007 und 2008 seien die Beschädigungen an der U-Bahn-Wand zu sehen, die den Archiv-Einsturz ausgelöst haben sollen. Auch Jahre nachdem die Wand fehlerhaft gebaut worden war, so die Ermittler, hätte demnach die Gefahr für die darüber liegenden Gebäude erkannt und gebannt werden können, wenn die zuständigen Baustellen-Kontrolleure ihre Arbeit gemacht hätten.

Im September 2005 sollen ein Polier und Baggerführer die Schäden in der Wand durch Pfusch verursacht und dann vertuscht haben. Mit ihnen angeklagt sind zwei Bauüberwacher der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sowie drei leitende Angestellte der beteiligten Bauunternehmen. Auch sie sollen auf ganzer Linie versagt haben. Anstatt - wie vorgeschrieben - vor allem die Seitenwand-Fugen auch während des Ausbaggerns der innen liegenden Baustellenfläche systematisch zu kontrollieren, seien andere Arbeitsschritte überprüft und dokumentiert worden. Anders ist es nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht zu erklären, dass die Gefahr nicht erkannt wurde.

Die Aufnahmen von damals sind heute ein wichtiges Beweismittel im Strafverfahren zum Einsturz, wie die Zeitung weiter berichtet. Die Fotos zeigten, oft ungewollt und nur im Hintergrund, die Probleme an der Baustellenwand, die den Ermittlungen zufolge schon im März 2007 sichtbar waren. Und zwar so deutlich, dass sie einem Fachmann nach Ansicht der Fahnder regelrecht hätten "ins Auge springen" müssen. Obwohl der mitangeklagte Polier beim Bau des Wandabschnitts Unterlagen gefälscht und Probleme verschwiegen haben soll, hätten die Kontrolleure nach Ansicht der Staatsanwaltschaft auch schon aufgrund der vorhandenen Informationen alarmiert sein müssen. Doch anstatt besonders penibel zu kontrollieren, seien sogar übliche Überprüfungen nicht durchgeführt worden.

Die am Kölner U-Bahn-Bau beteiligten Firmen bestreiten den Vorwurf, durch einen Baufehler den Einsturz des Stadtarchivs verursacht zu haben. "Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Untersuchungen vor Ort noch gar nicht abgeschlossen", sagte ein Sprecher der Firmen-Arbeitsgemeinschaft ARGE. Eine klare Einsturzursache habe bisher nicht nachgewiesen werden können.

(felt)
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