Untersuchungsausschuss zur Silvesternacht Offenbarungseid eines Polizisten

Düsseldorf · Der Landtag deckt den Kern des Polizeiversagens in der Kölner Silvesternacht auf.

Chronik der Übergriffe in Köln: Die Ereignisse rund um die Silvesternacht
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Die Ereignisse rund um die Silvesternacht in Köln

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Foto: dpa/Markus Boehm

Bei der Aufarbeitung der Kölner Silvesternacht dominieren zwei Handlungsstränge. Operativ arbeitet der Parlamentarische Untersuchungsausschuss (PUA) gerade auf, was genau die Ursachen für das verheerende Polizeiversagen in jener Nacht war, in der Hunderte Frauen in aller Öffentlichkeit begrapscht und bestohlen wurden.

Und hat die Frage am Montag beantwortet: Offenbar war der diensthabende Chef der Kölner Polizei-Leitstelle, der die Polizei in der Nacht koordinierte und als Zeuge vernommen wurde, die entscheidende Schwachstelle in der polizeilichen Organisation.

Strategisch arbeitet das politische Düsseldorf derweil die Frage auf, ob Innenminister Ralf Jäger und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nicht viel früher hätten reagieren müssen: Erst am 4. Januar fanden sie Worte für das Desaster und wollen davor entweder gar nichts davon gewusst haben (Kraft) oder so unzureichend informiert worden sein, dass sie die Dimension nicht erkennen konnten (Jäger). Obwohl da schon seit Tagen Berichte mit wachsender Dramatik in der Staatskanzlei eintrafen.

Dieses "Zu-wenig-gewusst-und-getan" echote am Montag auch durch den PUA. Der unglückliche Polizeileitstellen-Vormann fasste seine Rolle nach einer Kaskade bohrender Fragen von Ina Scharrenbach (CDU) und Marc Lürbke (FDP) selbst so zusammen: "Man muss ja davon ausgehen, dass ich in so einer Situation alles weiß. Das war aber leider nicht der Fall."

So konnte der Beamte den unterbesetzten Polizeikräften auf der Kölner Domplatte schon deshalb keine Verstärkung schicken, weil er gar nicht wusste, welche Kräfte er zur Verfügung hat.

Von der Räumung der Platte habe er "eher zufällig" erfahren. Einen Kollegen, der ihm "bürgerkriegsähnliche Zustände" gemeldet hatte, überredete er zur Relativierung dieser Einschätzung. Noch bei seinem Feierabend um sechs Uhr morgens, als die Opfer vor den Polizeiwachen schon Schlange standen, "wusste ich nichts von Antänzern und sexueller Gewalt", so der Zeuge.

(RP)
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