Technik Roboter sorgt für den Durchblick

Köln · Im Kölner Hauptbahnhof wird die gläserne Dachkonstruktion vor der Haupthalle aufwendig gereinigt. Ein spezieller Putzroboter ist hier seit Anfang Juni im Einsatz.

Fensterputzen gehört in jedem Privathaushalt zu den großen Herausforderungen - gerade wenn es streifenfrei und sauber werden soll. Während sich zu Hause die Glasflächen in Grenzen halten, müssen bei großen Gebäuden riesige Flächen gereinigt werden. Das gilt auch für die trichterförmige Dachkonstruktion des Architekten Stefan Polónyi über den Bahnsteigen des Kölner Hauptbahnhofs zwischen der historischen Gleishalle und der Hohenzollernbrücke. Wind und Wetter haben dort im Laufe der Zeit ihre Spuren hinterlassen. 25 Trichter umfasst die Konstruktion, deren Glasfläche etwa so groß ist wie drei Fußballfelder.

"Wir haben im Laufe der Jahre alles versucht, um die Dachkonstruktion zu säubern - von Hochdruckreinigern bis zu speziellen chemischen Mitteln, die beim Reinigen von Hand eingesetzt werden. Geholfen hat das alles nichts. Entsprechend kritisch waren wir auch, als vor einiger Zeit ein neues Angebot kam", sagt Bahnhofsmanager Kai Rossmann. Das Angebot kam von Jochen Pasoldt von der Firma PH-Technik. Er handelt in NRW mit Robotern, die normalerweise Solaranlagen auf dem Dach reinigen können. Die Blacksolar-Geräte von Hycleaner kosten stolze 34 000 Euro und wiegen mit Bürsten 80 Kilogramm. Mit Walkleder auf ihren Fahrketten meistern die ferngesteuerten Geräte fast jede Steigung. Vorne spritzt das Wasser, hinten schrubbt die Bürste.

Derzeit sind weltweit 80 der Putzroboter im Einsatz. In Köln sind die Geräte erstmals für den Hauptbahnhof vor Ort, um nach gut 30 Jahren die Glaskonstruktion wieder sauber zu bekommen. "Am schwierigsten sind die Ecken. Je nach Verschmutzung brauchen wir für einen Trichter schon mal etwas mehr Zeit. Je schlimmer der Schmutz ist, umso langsamer fährt das Gerät", sagt Nadine Gatzweiler-Simons, die die Fernsteuerung um den Hals hängen hat.

"Solche Polygone mit Glas sind extrem selten. Für uns war dieser Versuchslauf eine echte Herausforderung. Dazu kommt der großartige Blick auf den Dom", sagt Pasoldt und schaut nicht ohne Stolz auf das gründlich gesäuberte Glasvordach des Hauptbahnhofs. Dort haben die Reinigungskräfte reichlich zu tun. So werden die Vorderfront und die Seitenfronten der Bahnhofshalle durch Industriekletterer gereinigt. Dazu kommen unter anderem die beiden Vordächer zum Breslauer Platz. "Die sind im Vergleich zu den Trichtern aber relativ einfach zu reinigen", erklärt Rossmann.

Zum Reinigen der Polygone wird auf chemische Putzmittel verzichtet. "Wir nutzen nur vorgeheiztes Wasser. Dieses wird vollentsalzt. Das heißt, wir nehmen die Härtegrade und alle Mineralien heraus, so haben wir den optimalen Putzeffekt. Das gebrauchte Wasser selbst wird gesammelt und wieder aufbereitet. Pro Minute werden etwa vier bis sechs Liter Wasser verbraucht."

Angefangen haben die Arbeiten Anfang Juni. Zunächst mussten die Gerüstbauer eine Konstruktion auf dem Dach anbringen, von denen der Roboter zum Einsatz gebracht wird. Auch ein Gerüst mit Aufzug zum Dach musste genauso wie die Rettungswege geschaffen werden. Die Putzzeit für die Trichter liegt bei etwa vier Wochen und wird gerade abgeschlossen. Die Kosten für die Reinigung liegen bei 160 000 Euro. In Zukunft soll es regelmäßige Reinigungen geben.

Stephan Eppinger

(RP)
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