Übergriffe auf Frauen in Köln Polizei soll Herkunft der Verdächtigen verschwiegen haben

Köln · Nach den Übergriffen auf Frauen am Kölner Hauptbahnhof werden neue Vorwürfe gegen die Polizei laut. Nach Medienberichten sollen Verantwortliche die Herkunft der Tatverdächtigen verschwiegen haben. Viele sollen aus Syrien stammen.

Übergriffe in Köln: Was wir wissen – was wir nicht wissen
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Foto: dpa, obe kno

Wie der "Kölner Stadtanzeiger" unter Berufung auf Polizeikreise schreibt, soll der Polizeiführung bereits in der Silvesternacht klar gewesen sein, dass es sich bei den rund hundert kontrollierten Männern um Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan handele, die erst seit Kurzem in Deutschland leben.

Auch die Zeitung "Welt am Sonntag" schreibt mit Verweis auf am Einsatz beteiligte Polizisten, dass an Silvester durchaus zahlreiche Personen kontrolliert und teils festgenommen worden seien. "Es wurden, anders als öffentlich dargestellt, sehr wohl von zahlreichen Personen die Personalien aufgenommen", die zum Mob vor dem Bahnhof gehört hätten, schreibt die Zeitung. Dabei soll es sich nur bei einer kleinen Minderheit um Nordafrikaner gehandelt haben, der Großteil der Kontrollierten sollen Syrer gewesen sein. "Die meisten waren frisch eingereiste Asylbewerber. Sie haben Dokumente vorgelegt, die beim Stellen eines Asylantrags ausgehändigt werden", zitiert die Zeitung Kölner Polizisten.

Laut "Kölner Stadtanzeiger" soll der Dienstgruppenleiter der Polizei die Herkunft der kontrollierten Männer bewusst nicht in der ersten polizeiinternen Abschlussmeldung des Einsatzes genannt haben, obwohl unter anderem auch der Einsatzleiter aus der Silvesternacht dazu gedrängt haben soll — mit der sinngemäßen Begründung, dies sei "politisch heikel". Auf Anfrage der Zeitung wollte die Polizei diesen Vorgang weder bestätigen noch dementieren.

Wie die "Welt am Sonntag" weiter schreibt, soll auch aus einem sechseitigen Papier der Führungsstelle der Kölner Polizei vom 2. Januar hervorgehen, dass es sich bei den Tatverdächtigen zu einem Großteil um Asylbewerber handelt. "Bei den durchgeführten Personalienfeststellungen konnte sich der überwiegende Teil der Personen lediglich mit dem Registrierungsbeleg als Asylsuchender des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge ausweisen. Ausweispapiere lagen in der Regel nicht vor", zitiert die Zeitung aus dem Papier. Auch der Kölner Express zitiert diese Passagen aus dem Papier.

Nach aktuellen, offiziellen Angaben der Kölner Polizei, wonach bislang 16 mögliche Tatverdächtige identifiziert worden seien, handelt es sich dagegen um junge Männer "weitestgehend" aus dem nordafrikanischen Raum. Insgesamt seien mittlerweile 121 Anzeigen von Opfern eingegangen. Dabei gehe es in etwa drei Viertel der Fälle um Sexualdelikte, teilweise verknüpft mit Eigentumsdelikten, teilte die Polizei am Donnerstag weiter mit.

In der Silvesternacht hatte es am Kölner Hauptbahnhof zahlreiche sexuelle Übergriffe auf Frauen gegeben, häufig verbunden mit Diebstählen. Dabei war bislang der Eindruck entstanden, viele der Täter seien dem Anschein nach nordafrikanischer Herkunft gewesen.

(das)
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