"Pink Panther"-Prozess in Köln "Ich hatte ein tolles Leben"

Die Angeklagten im Kölner "Pink Panther"-Prozess wollten am zweiten Prozesstag etwas über sich erzählen. Doch nur einer von ihnen war bereit, ein wenig ausführlicher zu werden.

 Die drei Angeklagten mit ihren Verteidigern im Kölner Landgericht. (Archivbild)

Die drei Angeklagten mit ihren Verteidigern im Kölner Landgericht. (Archivbild)

Foto: dpa, mb kd

Danila D. fühlt sich nicht gut behandelt. Nicht vom Staat, nicht von den "sadistischen Beamten" in der JVA Düsseldorf und nicht von den SEK-Polizisten, die ihn am Morgen zum Kölner Landgericht gebracht haben. Sein Verteidiger sagt dem Vorsitzenden Richter am Donnerstag gleich zu Beginn der Verhandlung, dass die Fußfesseln bei seinem Mandanten Verletzungen auslösen. Der Richter nimmt das zur Kenntnis und sagt sehr freundlich: "Aber jetzt tragen Sie ja keine Fußfesseln, dann stellen wir das mal hinten an."

Es ist Tag zwei im streng gesicherten Prozess gegen drei mutmaßliche Mitglieder der Pink-Panther-Bande. Der 36-jährige Danila D. soll mit Milan L. (38) im Herbst in Esslingen am Neckar schwer bewaffnet einen Werttransporter überfallen, einen Wachmann mit einem Schlagstock schwer verletzt und Schmuck und Edelmetalle im Wert von 600.000 Euro erbeutet haben. Der dritte Angeklagte ist der 41 Jahre alte Mario V. Er soll bei einem weiteren geplanten Überfall als Fahrer involviert gewesen sein — doch bevor wieder ein Transporter einer Schweizer Schmuckfirma überfallen werden konnte, schlugen die Ermittler zu und nahmen das Trio fest.

Die Angeklagten erklärten sich am Donnerstag bereit, etwas über ihre Leben zu erzählen. Da sie sich weigerten, Fragen des psychiatrischen Gutachters zu beantworten, blieb es allerdings meist bei oberflächlichen Fakten. Nur Danila D. holte etwas weiter aus — offenbar aber vor allem mit der Intention, dem Gericht von all den Ungerechtigkeiten zu berichten, die im Laufe seines Lebens passiert sein sollen.

Nachdem er als Kind in Mazedonien gelebt hat, ist er als Jugendlicher mit den Eltern in die Schweiz gezogen, hat einen Realschulabschluss gemacht und eine Lehre bei einem Schulbuchverlag angefangen. Fast 27 Jahre lebte er in der Schweiz, man kann das hören, wenn er spricht und ein "oder" an seine Sätze hängt. Die Stelle beim Lehrmittelverlag verlor er, weil er ein Verhältnis mit der Vize-Chefin hatte. "Als ich sie verlassen wollte, gab es Stress", sagt er.

Wenn man Danila D. folgt, ist ein Autounfall mit einem 40.000-Euro-Schaden, den die Versicherung nicht übernehmen wollte, der Punkt in seinem Leben, an dem "alles bergab ging". Er entwickelte einen Hass auf den Staat, landete wegen Bedrohung im Knast. Zu seinen Vorstrafen, die später ohnehin im Prozess Thema werden, will er "nichts weiter sagen". Danila D. sagt: "Ich hatte ein tolles Leben, bevor das alles angefangen hat. Dann ist alles in die Brüche gegangen."

Dem Gericht liegen einige Briefe vor, die er in der Haft geschrieben hat und in denen er die unterschiedlichsten Leute bedroht. "Es ist jetzt nicht so, dass ich mich jeden Tag hinsetze und Drohbriefe schreibe", sagt der Angeklagte. Der Richter entgegnet: "Eine Zeitlang war das so."

Danila D. fühlt sich als Opfer, empfindet es als menschenverachtend, wenn man ihm eine Waffe an die Schläfe hält, er schimpft über korrupte Staatsanwälte und Richter und will einige JVA-Beamte wegen Körperverletzung und Amtsmissbrauch anzeigen. Einer sage Dinge wie: "Hopp hopp, in die Box!", wenn er ihn in seine Zelle zurückbringe.

Unter vier Augen könne er dem Vorsitzenden noch viel mehr erzählen. Dazu sagt der Richter: "Unter vier Augen ist schwierig."

Ein Urteil wird für Ende November erwartet.

(hsr)
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