Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker spricht erstmals über das Attentat

Köln · Am Freitagvormittag hat Henriette Reker in Köln ihren Dienst als Oberbürgermeisterin angetreten und erstmals öffentlich über den Messerangriff gesprochen. "Ich habe riesengroßes Glück gehabt und einen Mordanschlag überlebt", sagte sie. Vor rund einem Monat war sie von einem fremdenfeindlichen Täter lebensgefährlich verletzt worden.

Köln: Henriette Reker tritt Amt als Oberbürgermeisterin an
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November 2015: Henriette Reker tritt Amt im Kölner Rathaus an

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Foto: dpa, ve fdt

Lächelnd und voller Tatendrang ist Henriette Reker am Freitagmorgen im Rathaus vor die Presse getreten. "Die Polizei passt gut auf mich auf", sagt sie. Es war ihr erster offizieller Auftritt nach dem Attentat Mitte Oktober bei einer Wahlkampfveranstaltung. Der 44-jährige Frank S. hatte die OB-Kandidatin niedergestochen und lebensgefährlich verletzt. "Die Luftröhre ist durchtrennt worden", erzählt die 58-Jährige. Doch ihre Genesung sei gut vorangegangen. "Ich habe Riesenfortschritte gemacht, das hat niemand für möglich gehalten", sagt sie.

An die Tat hat die 58-Jährige genaue Erinnerungen. Frank S. sei auf sie zugekommen, habe sie freundlich angelächelt und um eine Rose gebeten, wie sie am Wahlkampftag verteilt wurden. Dann habe er zugestochen. Henriette Reker sagt, sie sei nicht bewusstlos geworden und habe sich instinktiv die Wunde am Hals zugehalten. "Ich hatte aber Angst, dass ich gelähmt sein würde", sagt sie. Dann habe sie sich auch sofort Gedanken um die Umstehenden gemacht. Die 58-Jährige lag nach dem Attenat zeitweise im künstlichen Koma. Sie müsse sich nun noch ein bisschen schonen und habe zwischnzeitlich Hustenanfälle. Das Sprechen falle ihr teilweise schwer.

Henriette Reker – OB in Köln und Attentats-Opfer
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Das ist Henriette Reker

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Foto: dpa/Marius Becker

Von ihrer Wahl hat Henriette Reker am Krankenbett einige Tage später erfahren. Ihr Mann, ein australischer Golflehrer, sagte "Dearling Heart, Du bist Oberbürgermeisterin", erzählt Henriette Reker. Sie habe während in dieser Zeit wäschekörbeweise Post mit Genesungswünschen bekommen, sogar von ihrem Postboten selbst.

Nun will Henriette Reker in Köln Politik machen. Sie wolle einen neuen Stil mit "Transparenz und Offenheit" pflegen, sagt die 58-Jährige. "Ich will der Stadt Köln wieder zu dem Rang verhelfen, der ihr gebürt". Und: Köln soll attraktiver werden, "die Bürger sollen nicht nach Düsseldorf fahren, wenn sie einkaufen wollen". Am Freitagmorgen hatte Reker zunächst ihre Mitarbeiter in ihrem Büro begrüsst. Die Amstkette als Oberbürgermeisterin kann Henriette Reker wegen der Wunde an ihrem Hals, die sie am Freitag mit einem Tuch verdeckte, noch nicht tragen.

Die Kölner Oberbürgermeisterin schließt nicht aus, dass sie eines Tages mit dem Attentäter in Kontakt treten wird. Dem Angreifer, dem arbeitslosen Frank S., werfen Ermittler fremdenfeindliche Motive vor. Der 44-Jährige hatte das nach der Tat auch zugegeben. Reker war zuvor als Sozialdezernentin zuständig für die Flüchtlinge in Köln gewesen.

Auch wenn an diesem Freitag für Henriette Reker mit der Übernahme der Amtsgeschäfte der Arbeitsalltag begonnen hat - der Angriff ist erst einen Monat her und präsent: "Jeder Rettungswagen erinnert mich noch an die Tat", sagt die Kölner Oberbürgermeisterin.

(hüw/top/lnw)
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