Köln Schädelbruch bei Abi-Randale

Köln · Im "Krieg" rivalisierender Kölner Gymnasien sind zwei Schüler schwer verletzt worden. Mit Mühe verhindert die Polizei eine Massenschlägerei. Sie fordert nun eine harte Bestrafung der Gymnasiasten.

Misslungene Abi-Scherze der Vergangenheit
Infos

Misslungene Abi-Scherze der Vergangenheit

Infos
Foto: dpa, ole

Die Kölner Polizei hat wegen der gewalttätigen Ausschreitungen bei den sogenannten Mottowochen der Abiturienten eine Ermittlungskommission eingerichtet. "Wir haben zudem weitere Einsatzkräfte angefordert, die uns zur Verfügung stehen", sagte Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies. Damit reagierte die Sicherheitsbehörde auf die neuerliche Gewaltorgie im sogenannten Abi-Krieg zwischen rivalisierenden Kölner Gymnasien.

In der Nacht zu gestern waren zwei 18-Jährige bei schweren Auseinandersetzungen in der Kölner Innenstadt schwer verletzt worden. "Einer erlitt eine Schädelfraktur, der zweite eine Gesichtsverletzung. Beide liegen in einer Klinik", sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei konnte bei dem Einsatz im letzten Moment eine Massenschlägerei zwischen 200 zum Teil mit Schlagstöcken bewaffneten Schülern verhindern. Seit Freitag ist es in Köln täglich zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Abiturienten und der Polizei gekommen.

Kölns Schuldezernentin Agnes Klein appellierte an die Eltern, ihren Kindern deutlich zu machen, dass sie mit den Gewalttätigkeiten ihr Abitur und ihre eigene Zukunft gefährden. "Wir reden von zum Teil schweren Straftaten. Jetzt sind die Erziehungsberechtigten gefragt", so die Schuldezernentin.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft forderte ein hartes Vorgehen. "Ermittelte Täter sind hart zu bestrafen, damit künftig klar ist, dass ein derartiges kriminelles Verhalten nichts mit dem Abitur zu tun hat", sagte NRW-Landeschef Erich Rettinghaus. Bestraft werden sollten auch diejenigen, die gewaltverherrlichende Videos ins Internet stellen. "Diese provozierenden und verachtenden Aufnahmen feuern die Ausschreitungen an", betonte er.

Marcus Hohenstein von der Elterninitiative "G 9 jetzt" sieht einen Grund für das Fehlverhalten der Schüler in der verkürzten Gymnasialzeit. "Die jetzigen Abiturjahrgänge sind ein Jahr jünger als früher. Viele sind dann noch nicht so reif", betonte Hohenstein.

Die für die Schulaufsicht in NRW zuständige Bezirksregierung Düsseldorf hatte im Vorfeld der Mottowochen wegen der Erfahrungen aus den vergangenen Jahren eine dringende Empfehlung an alle Schulen ausgesprochen, die Abi-Streiche in Schulkonferenzen und auf Informationsveranstaltungen deutlich anzusprechen und Regelungen in Abstimmung mit den Ordnungsbehörden zu treffen. "Bei Verstößen gegen diese getroffenen Vereinbarungen ist - wie in Köln geschehen - die Polizei einzuschalten", sagte ein Sprecher der Aufsichtsbehörde.

Klaus Kombrink, Leiter des Kölner Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums, erklärte, man habe in seinem Haus im Vorfeld der Mottowoche auf die Schüler eingewirkt und sie über etwaige Straftatbestände belehrt. Sollten eigene Schüler zu den Randalierern gehören, was er nicht glaube, könne das auch zu Entlassungen führen. "Es hat sich eine Dimension der Verrohung gezeigt, die nicht nachvollziehbar ist", sagte Kombrink. Peter Silbernagel vom NRW-Philologenverband nannte die Exzesse "für die Schulen blamabel, für die Schüler entwürdigend".

Einige Jugendliche erhoben ihrerseits Vorwürfe gegen die Polizei. Angehende Abiturienten schrieben auf Facebook, dass Beamte ihnen zu spät geholfen hätten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort